Die Erwartungen waren riesig, nun ist es da: Am Montagabend hat Samsung auf dem Mobile World Congress in Barcelona sein neues Smartphone-Flaggschiff Galaxy S5 gezeigt. Das Handy ist etwas größer als sein Vorgänger, hat eine deutlich bessere Kamera und jede Menge neuer Sensoren - darunter einen Pulsmesser und einen Fingerabdruckscanner. Mehr als 4000 Journalisten waren vor Ort und konnten das Galaxy S5 bereits ausprobieren. Ein Überblick über die ersten Eindrücke.
Nicht schöner, liegt aber besser in der Hand
Fast alle Experten sind sich einig, dass Samsung beim Galaxy S5 exakt dort weitergemacht hat, wo es mit dem S4 aufgehört hat. Dass sich an der Vorderseite äußerlich nur wenig getan hat, wird von den meisten einfach hingenommen. Kein Wunder, große Fans von Samsungs Einheitsdesign sucht man vergebens. In der Gerüchteküche hieß es vorab, dass Samsung dem S5 eine hochwertigere Metallhülle spendieren könnte - doch da war der Wunsch wohl Vater des Gedanken. Damit hat sich Samsung die Möglichkeit durch die Lappen gehen lassen, mit schickeren Android-Handys wie dem Xperia Z2 oder dem HTC One gleichzuziehen. Der große Design-Wurf ist Samsung jedenfalls nicht gelungen.
Die Rückseite unterscheidet sich aber deutlich vom Vorgänger und fühlt sich besser an, schreibt Christian Just von "Computer Bild": "Der Akkudeckel ist beim S5 von einer gummierten, strukturierten Oberfläche überzogen. Die liegt griffiger in der Hand als beim Vorgänger." Praktisch: Dank IP67-Zertfizierung ist das Galaxy S5 staubgeschützt und spritzwasserabweisend.
Viel Rechenpower, wenig Speicher
Die technische Ausstattung ist sehr gut, setzt aber keine neuen Maßstäbe: Ein Vierkernchip mit 2,5 Gigahertz Taktrate und zwei Gigabyte Arbeitsspeicher dürften für jede App ausreichend sein. Im Gegensatz zum A7-Chip im iPhone 5S beherrscht der Samsung-Prozessor aber kein 64-Bit. Das Display ist auf 5,1 Zoll angewachsen und hat eine Full-HD-Auflösung. Auch am Speicherplatz hat sich nichts verändert: "Standardmäßig kommt das Galaxy S5 wieder mit 16 GB Speicher, von denen mit 8 GB bei den Testgeräten allerdings lediglich die Hälfte zur freien Nutzung zur Verfügung standen", schreibt Michael Peuckert vom Fachmagazin "Connect". Sein Fazit: "Das ist schon etwas wenig." Der Speicher kann aber via microSD-Karte erweitert werden.
Fingerscanner wie im iPhone 5S mit mehr Funktionen
Das eigentliche Highlight findet der Nutzer unter dem Display. Der Fingerabdrucksensor im Home-Button. "Es ist offensichtlich, dass er eine Antwort auf Apples Touch ID im iPhone 5S ist", schreibt Brad Molen von der US-Technikseite "Engadget". Im Gegensatz zum Apple-Pendant muss mit dem Finger über den Scanner gewischt werden, um das Gerät zu entschlüsseln. Dafür beherrscht das Galaxy mehr Funktionen: Dank Paypal-Unterstützung kann mit dem Galaxy S5 auch in Online-Shops bezahlt werden, beim iPhone 5S klappt das nur bei iTunes und im App Store. Praktisch: Galaxy-Nutzer können mit dem Fingerscanner einen Privatmodus starten, in dem beispielsweise persönliche Daten wie Bilder und Dokumente verwahrt werden können.
Tolle Kamera
Laut Samsung hat das Galaxy S5 "die beste Kamera alles Smartphones". Die Auflösung ist von 13 auf nun 16 Megapixel angewachsen. Der Autofokus löst in 0,3 Sekunden aus - ideal für sich schnell bewegende Motive. Die Kamera filmt Videos mit ultrahoher 4K-Auflösung. Lob gibt es für die überarbeitete Kamera-App: "Samsung hat das Kamera-Interface wesentlich entschlackt, und in unserem kurzen Test ging das Fotografieren wirklich zackig und schnell von der Hand", schreibt etwa Dan Seifert von "The Verge".
Kein einheitlicher Look
Die Touchwiz-Oberfläche wurde ebenfalls verändert und erinnert mit dem "Flat-Look" ein wenig an Apples iOS 7. Doch Samsung scheitere daran, dem Anwender ein einheitliches Nutzererlebnis zu bieten, schreibt Andreas Seeger von AndroidPit: "Die neue Oberfläche, die ohne Frage außerordentlich gelungen ist und mit zum Besten gehört, was ich auf Android bisher gesehen habe, scheint nur in einigen Bereichen durch, in der Statuszeile, in den Samsung-Apps und im Einstellungsmenü. Doch wenn man zurück auf den Homescreen wechselt oder in den App-Drawer, dann wird man wieder zurückgeworfen in die bunte und verspielte Android-Welt von Samsung, die überhaupt nicht mehr zur kühlen und klaren Atmosphäre passt, die die flachen Symbole und die feine Schrift aufbauen."
Messfehler führt zu Herzrasen
Viel Energie hat das Unternehmen in die Entwicklung der firmeneigenen Fitness-Apps gesteckt. Ein im Smartphone eingebauter Schritt- und Pulsmesser sollen zusammen mit den neuen Smartwatches die Bewegungen und Fitness des Users analysieren. Matthias Kremp von "Spiegel Online" hat den Pulsmesser auf der Rückseite genauer unter die Lupe genommen: "Um die Herzfrequenz zu messen, legt man dort einfach einen Finger auf und erhält nach etwas fünf Sekunden einen Messwert." Doch ganz fehlerfrei scheint der nicht zu funktionieren: "Im ersten Test zeigte der Sensor allerdings teilweise schwindelerregende Werte von mehr als 200 Schlägen pro Sekunde an", schreibt "Spiegel Online". Bei einer weiteren Messung war der Wert aber korrekt.
Schneller surfen
Das Galaxy S5 unterstützt den neuen Wlan-Standard 802.11ac und LTE. Bei vollem Tempo kann man eine ein Gigabyte große Datei in 30 Sekunden herunterladen, verspricht Samsung. Ob das klappt, müssen ausführliche Tests zeigen.
Fazit: Evolution statt Revolution
"Es besteht kein Zweifel, dass das Galaxy S5 eher eine Weiterentwicklung des S4 ist statt einer Generalüberholung. Aber es ist eine Weiterentwicklung in wichtigen Bereichen", schreibt Nate Lanxon von "Wired". Und setzt dann nach: "Während der Vorstellung des Galaxy S4 wurde uns gesagt, dass das damals neue Handy Text hoch- und runterscrollen kann, indem man das Handy neigt. Dieses Mal wurde uns gesagt, dass man HD-Videos mit HDR-Effekten in Echtzeit filmen kann - unter Wasser. Wir überlassen dem Leser die Entscheidung, welche der beiden Ankündigungen aufregender ist."