Heute ist es für die meisten Menschen kaum noch vorstellbar. Aber bis 2012 war es völlig normal, bei jedem Entsperren des Smartphones einen Code eingeben zu müssen. Erst die Einführung von Fingerabdruckscannern und später Gesichtserkennung haben das unnötig gemacht. Einen chinesischen Mann brachte deren Missbrauch nun vor Gericht: Er hatte seiner Ex-Freundin dank der Gesichtsentsperrung das Konto geplündert.
Der 28-Jährige, der nur unter seinem Familiennamen Huang bekannt ist, hatte dem Gericht zufolge im Dezember letzten Jahres seine Ex-Freundin Dong besucht, die beiden lebten in getrennten Wohnungen in der Stadt Nanning. Er wolle ihr Geld zurückgeben, das er sich während ihrer Beziehung von ihr geliehen hatte, behauptete er gegenüber seinem Opfer laut einem Bericht der "Times".
Überweisungen im Schlaf
Doch er fand seine Ex-Freundin krank vor. Huang kochte ihr etwas zu essen, versorgte sie mit Erkältungsmitteln. Wohl in Folge der Medikamente schlief Dong letztlich ein. Und Huang nutzte die Gelegenheit.
Mit ihrem Fingerabdruck entsperrte er Dongs Huawei-Smartphone, versuchte die Bezahlapp Alipay des beliebten Online-Händlers Alibaba zu öffnen. Doch die war mit einer Gesichtserkennung zusätzlich geschützt. Weil sie sich mit geschlossenen Augen nicht entsperren ließ, dachte Huang sich etwas anderes aus: Mit den Fingern zog er die Augenlider seiner schlafenden Ex nach oben und gelangte so schließlich in die App.
Einmal eingeloggt, plünderte er ihr Konto. 154.000 chinesische Yuan überwies er sich auf seinen eigenen Account, das entspricht knapp 21.500 Euro. Dann packte er das Smartphone und einen von Dongs Mänteln ein und machte sich aus dem Staub.

Lange Haft
Als Dong am nächsten Morgen aufwachte, konnte sie ihr Telefon nicht finden. Erst als sie sich in ein zweites Smartphone einloggte, wurde ihr bewusst, dass ihr Geld mit Huang verschwunden war. Auf Kontaktversuche reagierte er nicht. Die Polizei stellte den Dieb erst Monate später: Er hatte sich in eine andere Stadt verdrückt. Das Geld hatte für er seine Lebenshaltungskosten genutzt und einige Wettschulden bezahlt.
Nun kommt Huang die Tat teuer zu stehen. Er wurde von einem Gericht zu einer Haftstrafe von 3,5 Jahren verurteilt, zudem muss er knapp 18.000 Euro Strafe zahlen. Das Geld dürfte Dong allerdings von Alipay zurückerhalten: Der Bezahldienstleister verspricht, im Falle von Diebstählen den Schaden zu ersetzen.
Quelle: The Times