Glaubt man den Influencern, tummeln wir uns alle bald bei Vero. Innerhalb kürzester Zeit hat es die Hype-App an die Spitze des App Stores geschafft - nachdem sie zwei Jahre vor sich hindümpelte. Einige sehen Vero schon als das neue Instagram. Für den Mann hinter der App ist es ein Aufstieg aus Ruinen.In Interviews stellt sich Ayman Hariri gerne als ausgeglichener Sportler und Unternehmer dar, erzählt von seiner Vorliebe für Apple-Produkte und Superhelden. Der libanesische Milliardär will die App nach eigenen Angaben gegründet haben, weil er mit den bisherigen sozialen Netzwerken frustiert war. "Als ich mich dort mit meinen Freunden verband, verhielten sie sich ganz anders als im echten Leben", erzählte er "CNBC". Ein sympathisches Bild. Das aber leider nicht so recht mit seinen sonstigen Aktivitäten zusammenpassen will.
Vor dem Hype kam der Crash
Zuletzt hatte Hariri im letzten Jahr Schlagzeilen gemacht: Seine Baufirma Saudi Oger war pleite gegangen. Sie hatte in Saudi Arabien vorher Unmengen an Großobjekten gestemmt, war der größte Konkurrent der Binladin Group - jener saudischen Baufamilie, der auch Osama Bin Laden entstammt.
Die Firma nahm es mit der ethischen Verantwortung nicht so eng. Vor der Pleite hatte Hariris Unternehmen ausländische Arbeiter einfach über Monate nicht bezahlt. Weil die Aufenthaltsgenehmigung der meist aus Südostasien stammenden Arbeiter mit dem Job zusammenhing, konnten sie nicht einfach in eine andere Firma wechseln. Stattdessen blieben sie teils monatelang hungernd im Land. Ohne die passenden Papiere durften sie nicht mal ausreisen - und Saudi Oger rückte die nicht heraus, berichtete die Agentur "Reuters". Irgendwann reichte es der Königsfamilie: Sie bezahlte selbst die Flüge und zwang das Unternehmen, die Löhne zu begleichen. Die Firma ging mit Milliardenschulden in den Bankrott.
Eine Familie von Premiers
Übernommen hatte Hariri die Firma von seinem Vater. Der war nicht irgendwer - sondern der 2005 ermordete libanesische Premierminister Rafiq al-Hariri. Das tödliche Attentat auf dessen Autokonvoi hatte damals die Zedernrevolution in dem arabischen Mittelmeerstaat ausgelöst. Seine fünf Kinder machte das Erbe des als Korrupt geltenden Politikers derweil reich. Ayman Hariris Halbschwester Hind landete 2008 sogar auf der Forbes-Liste der jüngsten Milliardäre - mit gerade mal 24 Jahren.
Heute leitet wieder ein Hariri das Land: Aymans Bruder Saad ließ sich Ende 2016 zum Premierminister wählen. Auch er hatte seine Finger in Saudi Oger: Die beiden Brüder hatten die Pleitefirma nach dem Tod des Vaters gemeinsam geleitet. Nach dem Ruin sitzt nun einer auf dem Premierministerposten - und der andere landet einen Social-Media-Hit.