Ob Nebel oder Dunkelheit - für Piloten großer Verkehrsflugzeuge sind schlechte Sichtverhältnisse kaum noch ein Problem. Instrumentenlandesysteme am Flughafen weisen den Weg zur Landebahn. Hubschrauberpiloten haben es da schwerer: Sie wollen möglichst überall landen. Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) aus Braunschweig entwickeln Systeme, um den Helikopter allwettertauglich zu machen.
"Die letzten fünf Meter bis zum Boden sind die schwierigsten", beschreibt Stefan Levedag, Direktor des DLR-Instituts für Flugsysteme einen Hauptaspekt des Forschungsprogramms. Die Wissenschaftler arbeiten nicht nur am Schreibtisch oder per Computersimulation. Mit einem Eurocopter EC 135 des DLR lassen sich die neuen Konzepte in der Luft erproben. Der speziell umgerüstete Helikopter ist ein fliegendes Versuchslabor. Auf der Internationalen Luftfahrtausstellung ILA in Berlin zeigen die Wissenschaftler den aktuellen Stand ihres Projektes.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Die Braunschweiger Ingenieure arbeiten bei der Entwicklung des Allwetter-Hubschraubers mit zwei Schwerpunkten: Einerseits müssen Sensoren die Umgebung des Hubschraubers untersuchen und zum Beispiel Stromleitungen oder andere Hindernisse sicher entdecken. Außerdem muss die Flugsteuerung für eine Blindlandung optimiert werden.
"Die Einsatzmöglichkeiten sind extrem vielfältig", blickt Levedag in die Zukunft. Neben Rettungsflügen könnten auch Grenzschutz oder Polizei von der Technik profitieren.
Steuerung eines Hubschraubers ist sehr komplex
Das Team beim DLR leistet aber auch viel Grundlagenforschung für die Hubschraubertechnik. Bei Verkehrsflugzeugen stellte Airbus vor gut 15 Jahren mit dem so genannten "Fly-by-wire"-System ein komplett neues Steuerungsverfahren in der Großserie vor. Bei diesem Konzept sind Steuerknüppel und Ruderflächen nicht mehr mechanisch verbunden - die Impulse werden elektronisch übertragen. Dadurch kann zum Beispiel die Charakteristik unterschiedlich großer Flugzeuge aneinander angepasst werden. Das vereinfacht die Schulung der Piloten.
Mit einem ähnlichen System arbeiten auch die Braunschweiger DLR-Spezialisten an Bord ihrer EC 135. "Die Hubschraubersteuerung ist extrem komplex - da gibt es noch viel Potenzial", beschreibt Levedag die Vorteile des "Fly-by-light"-Systems. Wenn der Pilot den Steuerknüppel bewegt, analysiert ein Computer die Impulse und leitet diese an die Rotormechanik weiter.
Auf ihrem fliegenden Simulator können die Forscher aber auch schon mal testen, wie sich ein neuer Hubschrauber in der Luft verhält, selbst wenn dieser erst als Entwurf im Computer existiert. Die Steuerung des DLR-Versuchshubschraubers lässt sich entsprechend umprogrammieren. Dadurch können Testpiloten den Ingenieuren schon viel früher in der Entwicklungsphase Tipps geben, wie sich die Konstruktion verbessern lässt.
Offen fürs Publikum
Die Luft- und Raumfahrtausstellung ILA auf dem Südgelände des Flughafens Schönefeld ist am Freitagmorgen für das Publikum geöffnet worden. Auf der größten deutschen Luftfahrtmesse sind mehr als 300 Flugzeuge in der Luft und am Boden zu bewundern. 1000 Aussteller aus 43 Ländern präsentieren das gesamte Branchenspektrum. In der Raumfahrthalle gibt es einen Blick in ferne Welten. Die Messe ist täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. An den drei Publikumstagen erwartet die Messe Berlin etwa 100.000 Gäste.