Deutsche Panzer an die Front – mit großen Erwartungen wurden die schweren westlichen Kampfpanzer in den Krieg geschickt. Insbesondere der Leopard 2 – ihn umweht immer noch der Mythos der ehemaligen deutschen Panzerwaffe und der Ingenieurskunst. Schon bei den ersten Einsätzen zu Beginn der ukrainischen Sommeroffensive zeigte sich aber, dass diese Hoffnungen etwas hochtrabend waren. Die Leopard 2 litten unter den Bedingungen des Krieges genauso, wie die T-Modelle. Konkret blieben die Panzer in den Minengärten der Russen liegen und wurden dort von Artillerie zusammengeschossen, weit davon entfernt, die russischen Linien zu erreichen.
Zu große Erwartungen
Wenig überraschend war, dass auch die West-Panzer schon im Anmarsch von Drohnen entdeckt und dann von Artillerie bekämpft werden konnten. Die Größe und Dichte der russischen Minenfelder überraschte die Ukrainer und ihre Unterstützer aber durchaus. Die Panzer blieben liegen und konnten keinen Durchbruch in die russischen Stellungen erzielen. Einen Lichtblick gab es aber: Zunächst wurden die Panzer nur beschädigt. Das war auch kein Wunder, die Splitter normaler Artilleriemunition können die Hauptpanzerung nicht durchdringen. Bei den Minen setzten die Russen meist alte, einfache Minen ein, die mit einem Druckzünder arbeiten. Sie explodieren nur, wenn die Kette über sie fährt. Geht so eine Mine in die Luft, wird bei einem Kampfpanzer die Kette zerstört und das Laufwerk beschädigt, er detoniert aber nicht. Die im Juni von den Russen eingesetzten Drohnen konnten einen Panzer nur beschädigen. Der Lichtblick dabei: Die Besatzung konnte den Leopard ohne größere Verletzungen verlassen und mit etwas Glück konnte der Panzer geborgen werden.
Nicht in Reichweite panzerbrechender Waffen
Dabei wurde aber eines übersehen: Die Leoparden kamen gar nicht nah genug an die Stellungen der Russen heran, als dass sie mit Abwehrraketen oder Panzerkanonen bekämpft werden konnten. Einen Hinweis, wie das ausgehen könnte, zeigte der erste Verlust eines Challenger-2-Panzers britischer Bauart. Der schwere Kampfpanzer lief kurz vor Werbowe auf eine Mine. Wie zu erwarten, konnte die Besatzung ausbooten. Später wurde der Havarist von den Russen mit einer lenkbaren Panzerabwehrrakete attackiert, einer ATGM vom Typ Kornet. Der Gefechtskopf der Kornet durchschlug die Panzerung mühelos. Im Inneren des Panzers explodierte die Munition. Zwar flog der Turm nicht so spektakulär in die Luft wie bei den T-72, er wurde von dem Druck jedoch angehoben und aus der Führung gedrückt. Für die Besatzung hätte diese Explosion den sicheren Tod bedeutet, wenn sie sich im Inneren befunden hätte.

Aus für die Panzer
In den letzten drei Wochen haben Kiews Truppen eine ganze Reihe von Leopard-2-Panzern verloren. Und dieses Mal wirkten die Treffer stärker als im Juni. Insbesondere bei den Drohnen haben die Russen offenbar nachgelegt. Die neuen Drohnen sind in der Lage, die Panzerung zu durchschlagen und den Leopard zu zerstören. Veröffentlichte russische Videos zeigen, warum moderne Panzer gegen sie keine Chance haben. Die Drohnenpiloten sind so versiert, dass sie Anflugwinkel und Einschlagstelle exakt wählen können. Ein Video zeigt den Einschlag der Drohne am unteren Rand des Turmes neben der Hauptwaffe – eine der Schwachstellen des Leopard 2. Durch die Beutestücke kennen die Russen die schwachen Punkte des Panzers. Hinzu kommt, dass allgemein bekannt ist, dass die Oberseite und der hintere Teil des Panzers nur schwach gepanzert sind. Von oben kann der Leopard 2 auch von Quadrocoptern angegriffen werden, wenn sie die richtigen Granaten abwerfen. Die ukrainischen Soldaten versuchen daher, die schwachen Stellen mit angeschweißten Gitterkäfigen zu schützen.
T-72 soll Leopard abgeschossen haben
Vor kurzem gelang den Russen ein weiterer spektakulärer Abschuss. Hier soll der Leopard 2 einem einfachen T-72 zum Opfer gefallen sein. Der Vorfall ereignete sich auf der Straße von Otscheretyne in das umkämpfte Awdijiwka. Der Leopard und ein begleitender Schützenpanzer bekämpften die Russen, die sich dort am parallel verlaufenden Bahngleis eingerichtet hatten. Dann soll der Leopard 2 von dem T-72 beschossen worden sein. Aber nicht mit einem panzerbrechenden Geschoss, denn der T-72 hatte keine Sichtverbindung zum Leopard – das ist die Voraussetzung für so einen Schuss. Stattdessen setzten die Russen Splittermunition ein. Sie explodierte neben dem rückwärtigen Teil des Panzers. Ein Schrapnell soll durch die dünne Panzerung durchschlagen und den Motor in Brand gesetzt haben. Die Besatzung konnte sich retten, der Leopard brannte aus. Für die russische Seite dürfte der PR- Erfolg – T-72 besiegt Leopard 2 – wichtig sein.
Der Vorfall wurde von einer Drohne gefilmt, einen Beweis für den Schuss des T-72 liefert er aber nicht. Es ist ebenfalls möglich, dass der Leopard 2 von einer Antipanzerrakete oder einer RPG – Panzerfaust – angegriffen wurde. Zerstört wurde er in jedem Fall. Wieder zeigte sich das Schutzniveau des Panzers.
Das Ende der Offensive
Das Auftauchen der Leoparden bei Awdijiwka markiert außerdem das Ende der ukrainischen Offensive. Die Panzer wurden von der Saporischschja-Front abgezogen, um den Zugang zur belagerten Stadt zu schützen. Von einer offensiven Operation zu einer defensiven. Das ist auch ein Zeichen, wie stark der Druck ist, den die Russen dort ausüben.