Ab jetzt bekommen alle Deutschen, die einen neuen Reisepass beantragen, einen Pass mit biometrischen Merkmalen. Das Dokument wird auch ePass, "elektronischer Pass", genannt. Die Ausgabe der neuen Pässe soll am 1. November beginnen.
Äußerlich sieht der Pass bis auf ein kleines goldenes Zeichen an der Vorderseite aus wie bisher. Auf einem Chip im Deckel wird aber künftig neben den übrigen Ausweis-Daten das Passbild digital gespeichert, um einen Missbrauch des Passes durch Dritte zu verhindern. Mithilfe der Integration von biometrischen Merkmalen soll eine stärkere Bindung zwischen Person und Reisedokument hergestellt werden. Um den Maschinen später den Abgleich des gespeicherten Bildes mit dem realen Gesicht zu vereinfachen, darf auf dem Passbild nicht mehr gelächelt werden, und das Halbprofil muss der Frontalaufnahme weichen. Voraussichtlich ab März 2007 soll der Chip dann als zweites biometrisches Merkmal jeweils einen Fingerabdruck der rechten und linken Hand enthalten.
Um Datendiebstahl zu verhindern, können die biometrischen Daten nach Angaben des Bundesinnenministeriums bei geschlossenem Pass nicht gelesen werden. Eine elektronische Signatur soll Veränderungen an den Daten unmöglich machen.
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san mit Material von DPA/Reuters/AP
Was ist Biometrie?
Biometrie ist die Technik der Erkennung von Personen anhand persönlicher Charakteristika, z.B. Gesicht und Fingerabdruck. Ziel einer biometrischen Erkennung ist es, die Identität einer Person zu ermitteln bzw. die behauptete Identität zu bestätigen oder zu widerlegen. Die körperlichen Merkmale trägt der Mensch immer bei sich, er kann sie nicht ablegen oder vergessen (wie zum Beispiel Passwörter). Ziel der Integration von biometrischen Merkmalen in den Reisepass ist eine stärkere Bindung zwischen Person und Reisedokument.
Warum wird der biometrische Reisepass eingeführt?
Motiv für die Einführung ist der Kampf gegen den Terrorismus. Die Sicherheit von Reisedokumenten ist einer der Aspekte dieses Kampfes. Mit der Speicherung biometrischer Daten wie die Abstände zwischen Augen, Nase und Mund soll die Fälschungssicherheit der Dokumente erhöht werden. Mit der Einführung der biometrischen Merkmale in Pässen erfüllt Deutschland unter anderem eine Forderung der USA. Die US-Regierung will die Visa-Freiheit künftig nur für Staaten aufrechterhalten, die auf Pässe mit biometrischen Daten umstellen. Die alten deutschen Pässe bleiben aber gültig und berechtigen nach Angaben des Innenministeriums auch ohne biometrische Daten und ohne Visum weiter zur Einreise in die USA.
Welche biometrischen Daten werden auf dem Reisepass gespeichert?
Auf einem Chip, der in den Deckel des Reisepasses integriert ist, wird das Passbild des Besitzers in digitaler Form gespeichert. Der Chip kann per Funk ausgelesen werden. Um den Maschinen später den Abgleich des gespeicherten Bildes mit dem realen Gesicht zu vereinfachen, darf auf dem Passbild nicht mehr gelächelt werden, und das Halbprofil muss der Frontalaufnahme weichen. (Mehr zu diesem Thema im Artikel "Lächeln verboten") Ein Sprecher des Bundesinnenministeriums äußerte sich allerdings nicht dazu, wie hoch die Erfolgsquote bei der Gesichtserkennung bisher ist.
Fingerabdrücke kommen auch noch
Voraussichtlich ab März 2007 soll der Chip dann als zweites biometrisches Merkmal jeweils einen Fingerabdruck der rechten und linken Hand enthalten. Die Daten über die Fingerabdrücke sollen jedoch stärker gesichert werden als die Daten zur Gesichtserkennung, die künftig nach internationalen Standards an allen Grenzen überprüft werden können.
Um die verschlüsselten Fingerabdruck-Daten abfragen zu können, wird die Grenzpolizei im Ausland einen speziellen Datenschlüssel benötigen. Welche Staaten diesen Schlüssel erhalten sollten, werde bis März 2007 geklärt, erklärte das Innenministerium. Die Europäische Union (EU) hat sich bisher noch nicht auf einen Standard für die Speicherung der Fingerabdruck-Daten geeinigt, so dass sich die Aufnahme dieser Daten in die Pässe nach Einschätzung von Experten verzögern könnte.
Was kostet der ePass?
Der zehn Jahre gültige Reisepass wird in Deutschland 59 Euro kosten, im Gegensatz zu bisher 26 Euro.
Die Behörden weisen darauf hin, dass das Dokument in den USA voraussichtlich ca. 75 Euro und in Großbritannien sogar 103 EURO kosten wird.
Für einen fünf Jahre gültigen ePass, der Personen ausgestellt wird, die das 26. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, beträgt die Gebühr 37,50 EURO.
Behält der alte Reisepass seine Gültigkeit?
Bereits ausgegebene Pässe werden auch nach dem 1. November 2005 ihre bis zu 10-jährige Gültigkeit behalten. Das gilt auch für die zwischen Ende 2005 und Anfang 2007 ausgestellten Pässe, die nur das Foto und noch nicht die Fingerabdrücke enthalten. In einer Übergangszeit wird es also alte und neue Pässe parallel geben.
Wo werden die biometrischen Daten gespeichert?
Die biometrischen Daten werden auf dem Chip jedes einzelnen Passes gespeichert.
In Deutschland und der EU werden nach Angaben des Bundesinnenministerium die auf dem Pass vorhandenen Daten - anders als in den USA - nicht zentral gespeichert. Die biometrischen Daten werden bei der Bundesdruckerei nur zur Herstellung der Pässe genutzt und danach gelöscht. Die biometrischen Passdaten dürfen nur zur Überprüfung der Echtheit des Dokuments und zur Personenüberprüfung ausgelesen werden. Weiter gehende Zwecke sind rechtlich derzeit ausgeschlossen.
Weshalb wird der ePass so heftig kritisiert?
Die Kritik von Datenschützern und Bürgerrechtlern betrifft vor allem drei Aspekte:
1. Die Technik sei nicht ausgereift
Die derzeit technisch verfügbaren Geräte zur Erfassung biometrischer Merkmale würden im Alltagseinsatz bei der Grenzkontrolle zu ungenau arbeiten. Modellversuche am Frankfurter Flughafen hätten ergeben, dass bei bis zu 20 Prozent der kontrollierten Personen ein Fehlalarm ausgelöst worden sei und von menschlichen Grenzschutzbeamten "nachkontrolliert" werden musste. Diese Fehlerquote mache das System nach Ansicht des Chaos Computer Club "untauglich". Das Innenministerium entgegnet, die automatischen Erkennungssysteme dienten sowieso nur der "Unterstützung" des Kontrollpersonals.
2. Angeblich zu hohe und unnötige Kosten
Der deutsche Reisepass gelte schon jetzt als eines der fälschungssichersten Dokumente der Welt. Deswegen stünde der mögliche Sicherheitsgewinn durch das neue Dokument in keinem Verhältnis zu den Kosten, die durch die Umstellung auf die neuen Pässe und vor allem die Biometrie-Lesegeräte in den Behörden und an den Grenzkontrollen entstünden.
3. Datensicherheit sei nicht gewährleistet
Die biometrischen Daten sind auf einem so genannten RFID-Chip gespeichert. Dieser wird per Funk ausgelesen. Laut dem Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik seien die Daten auf dem Chip selbst und während der Datenübertragung mit ausreichend starken Verfahren verschlüsselt und von Unbefugten nicht zu lesen oder gar zu verändern. Außerdem sei eine Datenübertragung nur möglich, wenn der Pass aufgeklappt ist. Kritiker bezweifeln diese Angaben und weisen darauf hin, dass während der zehnjährigen Gültigkeit des Passes der technische Fortschritt eine Entschlüsselung der Daten zu einem späteren Zeitpunkt möglich machen könnte. Andere Speicher, die nicht über Funktechnik verfügten, seien effektiver zu schützen und wären die bessere Wahl gewesen, so die Expertenmeinung.
Was einige Datenschützer außerdem bemängeln: Es sei für den Bürger nicht möglich nachzuvollziehen, welche Daten tatsächlich in seinem Pass gespeichert seien. Das Bundesinnenministerium wird allerdings Lesegeräte an den Passausgabestellen installieren, mit denen der Bürger selbst überprüfen kann, was auf dem Pass-Chip gespeichert wurde. Misstrauische entgegnen wiederum, dass niemand weiß, ob diese Geräte die ganze Wahrheit anzeigen.