Die Zeit der großen Trauer auf dem Markt der Grafikkarten neigt sich langsam dem Ende zu. Der Hype Kryptowährungen verfliegt allmählich, was Grafikkarten für Crypto-Miner uninteressant werden lässt. Ein Segen für geplagte Gamer, die einen neuen Bildbeschleuniger suchen.
Die alles entscheidende Frage für die allermeisten Käufer ist dabei, welche Grafikkarte das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bietet. Die beiden Platzhirsche AMD und Nvidia konkurrieren dabei wie gewohnt um den Thron in den jeweiligen Preissegmenten.
Die obere Mittelklasse: RX 6700 XT vs RTX 3070
In der oberen Mittelklasse um 500 Euro stehen sich die AMD RX 6700 XT und die Nvidia RTX 3070 gegenüber. Der AMD-Bildbeschleuniger kostet aktuell (Stand 2. Juni 2022) um die 550 Euro, die günstigste RTX 3070 bekommen Käufer ab 620 Euro plus Versandkosten. Ergibt eine satte Preisdifferenz von 70 Euro. Dazu sei aber gesagt, dass die unverbindliche Preisempfehlung beider Karten nur 20 US-Dollar auseinander liegt. Zum Marktstart verlangte AMD für die RX 6700 XT 479 und Nvidia für die RTX 3070 499 US-Dollar.
Cache
Beide Modelle verfügen naturgemäß über eine unterschiedliche Architektur. Bei der RX 6700 XT kommt AMDs RDNA-2-Architektur zum Einsatz. Die kennen einige Gamer bereits aus der Playstation 5 und der Xbox Series X. Besonders macht sie laut AMD der sogenannte Infinity-Cache. Der Cache ist die Komponente der Grafikkarte, über die der Grafikkarten-Prozessor Daten aus dem Hauptspeicher abruft. Je höher die Bandbreite und je größer der Cache ist, desto mehr Daten kann der Chip in der Theorie verarbeiten. Der RX 6700 XT spendiert AMD 96 MB "Infinity Cache", die RTX 3070 hat dagegen "nur" 6 MB L2-Cache. Gerüchten zu Folge stattet Nvidia die Grafikkarten seiner 4000er Serie deshalb auch mit sehr viel mehr Cache aus.
Shader
Ein großer Cache mit hoher Bandbreite hilft dabei, höhere Auflösungen und Details in Spielen zu verarbeiten, wenn der Chip die Daten schnell genug berechnen kann. Bei der RX 6700 XT setzt AMD auf den Navi-22-Chip. Er ist natürlich kleiner als bei den Top-Modellen des Herstellers. Auf ihm befinden sich nur 40 Compute-Units und damit genau 2.560 Shadereinheiten, also Rechenwerke. Zum Vergleich: Bei der RTX 3070 kommt natürlich Nvidias Ampere-Architektur in Verbindung mit dem GA104-Chip zum Einsatz. Der bietet mit 5.888 mehr als doppelt so viele Shadereinheiten.
Taktraten
Allerdings entscheiden die mitnichten allein darüber, wie leistungsstark eine Grafikkarte ist. Denn es kommt auch darauf an, wie schnell die Karte taktet. Und hier wendet sich das Blatt: Im Referenzdesign taktet die RTX 3070 im Boostmodus mit bis zu 1,7 Gigahertz. Der Standardtakt beträgt 1,5 Gigahertz. Zum Vergleich die RX 6700 XT: Hier beträgt der Boost-Takt 2,5 Gigahertz und der Standardtakt in Spielen 2,4 Gigahertz. Die RTX 3070 verfügt also über viele Recheneinheiten, die genügsam takten und die AMD RX 6700 XT über wenige, die richtig Dampf machen.
TeraFlops
Was ist nun besser? Nun, in der Theorie kommt die RTX 3070 auf einen FP32-Wert von 20,3 TeraFlops und die RX 6700 XT auf 12,4 TeraFlops. Klarer Sieg für Nvidia. Mit dem FP32-Wert geben Hersteller die theoretisch mögliche Rechenleistung eines Grafikprozessors an. Allerdings dürfen Sie nicht den Fehler machen, das mit der Gamingleistung der Grafikkarte gleichzusetzen. Denn die hängt eben nicht nur von der theoretischen Leistung ab, sondern ist eine Kombination aus Cache, Shadereinheiten, Taktrate und Grafikkartenspeicher.
Speicher und Strom
Und genau da ergibt sich ein weiterer Unterschied zwischen den Karten, denn die RTX 3070 verfügt nur über 8 Gigabyte GDDR6-Speicher, die RTX 6700 XT trumpft mit 12 Gigabyte GDDR6-Speicher. Schon zum Launch monierten Kritiker, dass die RTX 3070 über zu wenig Speicher verfüge, denn der hilft dem Grafikchip dabei, besonders große Datenmengen zu verarbeiten. Das ist vor allem wichtig, wenn Sie Spiele in 4K-Auflösung zocken. Dazu sei aber gesagt, dass keine der beiden Karten in neuen Spielen 4K-Auflösung in hoher Detailstufe schafft. Hier braucht es absolute High-End-Modelle. Für QHD reichen 8 Gigabyte Speicher aus und für die Auflösung sind die beiden Karten auch konzipiert. Worin sich die Grafikkarten zwar ebenfalls unterscheiden, aber nicht merklich, ist der Stromverbrauch. Die RTX 3070 arbeitet mit 220 Watt und die RX 6700 XT mit 230 Watt TDP.
Die Gaming-Leistung
Die für die meisten Interessenten alles entscheidende Frage ist nun, welche der beiden Grafikkarten denn nun die bessere Leistung in Spielen bietet. Die Antwort ist, dass die RTX 3070 in den allermeisten Titeln mehr Bilder in der Sekunde (9 Prozent) auf den Monitor befeuert als die RX 6700 XT, wie pcgameshardware berichtet. Gleiches gilt, wenn Sie in Games die neue Lichtberechnung Raytracing genießen wollen.
Hier hat AMD klar das Nachsehen, was aber auch daran liegt, dass AMD seinen Karten deutlich weniger Recheneinheiten für die Lichtberechnung spendiert als Nvidia bei seiner RTX 3070. Wer Raytracing in vollen Zügen genießen will, greift auf jeden Fall zu einer Nvidia-Karte.
Mit einer Besonderheit kann die RX 6700 XT trotzdem aufwarten und die nennt sich Smart-Access-Memory. Die Funktion erlaubt es dem Prozessor, auf den Grafikkartenspeicher zuzugreifen, was in einigen Spielen die Performance erhöht. Möglich ist das aber nur mit einem Ryzen-Prozessor und PCIe 4.0. Das Feature gleicht aber nicht den generellen Leistungsunterschied beider Karten aus.
Fazit
Abseits von AMD- oder Nvidia-Fanlagern ist die RTX 3070 zweifelsohne die potentere Grafikkarte. Wenn die Preise wie bei der UVP nur 20 Euro auseinanderliegen, greifen Sie deshalb zur RTX 3070. Aktuell liegen aber zwischen den Karten 70 Euro, was einer Preisdifferenz von circa 12 Prozent entspricht und das für etwa 9 Prozent mehr Leistung. Für preisbewusste Käufer ist deshalb die RX 6700 XT die bessere Wahl. Außerdem bekommen Ryzen-Nutzer bei der RX 6700 XT mit AMDs Smart Access Memory ein nettes Feature, um das letzte Quäntchen Leistung aus dem PC zu pressen. Kaufentscheidend ist das aber nicht.
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Quelle: pcgameshardware.de
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