Ukraine-Krieg Wie die australischen Bushmaster-Panzerfahrzeuge der Ukraine helfen können

Ein Bushmaster-Panzerfahrzeug der australischen Armee während eines Trainingseinsatzes
Ein Bushmaster-Panzerfahrzeug der australischen Armee. Die Ukraine wird solche Militärfahrzeuge von Australien erhalten.
© Cpl Brodie Cross/Australian Defence Force/AP/dpa
Die Ukraine wird im Krieg mit Russland künftig auf Bushmaster-Panzerfahrzeuge zurückgreifen können. Das hat Australien dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nun zugesichert. Doch inwieweit können die Militärfahrzeuge der Ukraine wirklich helfen?

Im Krieg mit dem militärisch deutlich überlegenen Russland ist die Ukraine auf jegliche Unterstützung angewiesen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte deshalb am Donnerstag vom australischen Parlament weitere Sanktionen gegen Russland. Konkret bat er um die Lieferung von Bushmaster-Panzerfahrzeugen, welche in der australischen Armee zum Einsatz kommen. Diese würden helfen, die ukrainischen Streitkräfte zu stärken, so Selenskyj.

Am Freitag hat Scott Morrison, der Premierminister von Australien, daraufhin militärische Unterstützung wie auch die Lieferung der Bushmaster an die Ukraine zugesichert. Aber wie können die elf Tonnen schweren Militärfahrzeuge im Krieg gegen Russland helfen?

Bushmaster kann schwere Waffen tragen

Der Bushmaster ist ein On- und Off-Road-Fahrzeug mit gepanzertem V-förmigen Rumpf. Dank seiner gepanzerten Stahlplatten ist er also explosionssicher und für alle Umgebungen geeignet. Das Panzerfahrzeug verfügt über ein zentrales Reifendrucksystem, welches den Reifendruck manuell wie auch automatisch an das Gelände und die Fahrgeschwindigkeit anpasst. Auch eine Reifenpanne hindert den Allrad-angetriebenen Bushmaster nicht an der Weiterfahrt.

Es bietet Platz für insgesamt zehn Soldaten einschließlich ihrer Waffen und Ausrüstung. Demnach kann der Bushmaster größere Menge an Vorräten und Treibstoff mit sich führen, welche für drei Tage ausreichen. Im Innenraum des Fahrzeugs befinden sich zwei Luken, im Dach ist ein Geschützring mit Luke verbaut. 

Das Panzerfahrzeug kann verschiedene schwere Waffen tragen. Außen sind zwei Befestigungspunkte für Schnellkupplungs-Schwenkarm-Lafetten angebracht, die durch die hinteren Dachluken erreichbar sind. 

Der Bushmaster wurde einst zur Verteidigung Australiens gebaut: Im Jahr 1987 befürchtete die australische Regierung den Angriff kleinerer ausländischer Truppen, sodass man die australische Armee mit gepanzerten Fahrzeugen verstärken wollte. In die Entwicklung flossen Kampagnen und Kriege auf der Welt ein. Der Bushmaster basiert auf südafrikanischen und rhodesischen Versuchen mit V-förmigen Wannen, die Landminen abwehren. Nach jahrzehntelanger Entwicklung ergab sich statt einem leicht gepanzerten Fahrzeug schließlich das Panzerfahrzeug.

Die australische Armee besitzt inzwischen sieben Varianten des Bushmasters, die sich in ihren Eigenschaften voneinander unterscheiden: Truppen-, Kommando-, Mörser-, Angriffspionier-, Direktfeuerwaffen-, Ambulanz- und Flugabwehrwaffen. Sie setzte das Panzerfahrzeug im Irak und in Afghanistan ein. Dabei sollen etwa 100 solcher Fahrzeuge in die Luft gesprengt worden sein – angeblich ohne auch nur einen Verlust eines Soldaten.

Ukraine: Starke Unterstützung aber kein Gamechanger

Mick Ryan, pensionierter Generalmajor der australischen Armee, sagte gegenüber dem australischen Sender ABC News, dass ein Teil der Attraktivität des Bushmasters darin bestehe, dass das Fahrzeug einfach zu bedienen sei. "Es wäre sehr einfach, die Ukrainer in der Bedienung und Wartung zu schulen", so Ryan. Zumal die ukrainische Armee bewiesen hat, dass sie in der Lage ist, jegliche Ausrüstung aus der ganzen Welt zu bedienen.

"Sie haben australischen Soldaten das Leben gerettet, sie würden das Gleiche für die Ukrainer tun", sagte Ryan. Denn der Bushmaster schützt seine Insassen vor Minen, Sprengfallen und Kleinwaffen. Damit könnten das Panzerfahrzeug für die ukrainische Armee durchaus nützlich sein, da sie mit dessen Hilfe die gegnerischen Truppen zur Rückwärtsbewegung drängen und Menschen aus belagerten Städten retten könnte. Jedoch kann das nicht als Gamechanger im Ukraine-Krieg wirken. Vor Panzer und Artillerie ist es nämlich nicht geschützt.

Mit dem Empfang des Bushmasters durch die ukrainische Armee muss die Ausbildung und Logistik, die für das australische Militärfahrzeug erforderlich ist, sichergestellt werden. Die Niederlande besitzen gut 100 Bushmaster und könnten als Europas größter Betreiber dieser Panzerfahrzeuge etwa Unterstützung in den erwähnten Bereichen leisten.

Wie viele Bushmaster Australien der Ukraine liefern will, blieb offen. Die Panzerfahrzeuge sollen allerdings mit dem australischen Flugzeug C-17 Globemaster transportiert werden, in das vier Bushmaster gleichzeitig hineinpassen. Auch den Zeitpunkt der Lieferung in die Ukraine nannte die australische Regierung bislang nicht öffentlich. Der Transport könnte wohl aber innerhalb weniger Wochen erfolgen. Außerdem hat Premierminister Morrison weitere militärische Unterstützung im Umfang von 25 Millionen australischen Dollar (17 Millionen Euro) zugesagt. Denkbar ist auch, dass Australien der Ukraine als nächstes Abrams-Panzer der älteren Generation bereitstellen könnte.

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