Spielekonsolen gelten trotz ihrer hochmodernen Technik häufig immer noch als überteuertes Spielzeug für Teenager. Marktführer Sony traut jedoch seiner PlayStation sogar zu, zum Herzstück der modernen Heimunterhaltung zu werden. Der japanische Elektronik-Riese prescht mit seiner neuen PSX vor - einem Gerät auf Basis der PlayStation 2, das auch Fernsehsendungen aufzeichnen und verschiedene digitale Medien für Musik und Film abspielen kann.
Das Wohnzimmer dominieren
Auf der Cebit wird auch ein PSX-Gerät gezeigt. Einen Termin für die Markteinführung in Europa gibt es noch nicht, dies solle jedoch "zu einem möglichst nahen Zeitpunkt" geschehen, sagt Manfred Gerdes, Geschäftsführer von Sony Computer Entertainment Deutschland. Das in Japan bereits seit Anfang Dezember verkaufte Gerät verfügt über TV- Tuner und DVD-Rekorder, ist für Satelliten-Empfang geeignet und deckt eigentlich alle wichtigsten Anwendungen von Unterhaltungselektronik ab. "Unser Ziel ist es, das Wohnzimmer zu dominieren", zeigt sich Gerdes kampfeslustig.
Vorsichtigere Schritte mit der Xbox
Daneben wird Besitzern der PS2 als Zubehör eine Festplatte mit 40 Gigabyte Speicherplatz angeboten. Konkurrent Microsoft geht mit seiner Xbox nicht so weit wie Sony, hat aber auch schon einen ersten Schritt zum Unterhaltungsgerät gemacht: Mit der Software Music Mixer kann die Konsole unter anderem als Karaoke-Maschine oder zum Ansehen digitaler Fotos genutzt werden. Der Onlinedienst Xbox Live erlaubt es heute, über das Internet miteinander zu spielen, könnte in Zukunft aber auch ein Verkaufskanal für alle möglichen Inhalte sein.
Sony kämpft fürs TV, Microsoft für den PC
Sony und Microsoft tasten sich aus verschiedenen Richtungen an das universelle Unterhaltungsgerät der Zukunft heran - die Japaner als traditioneller Heimelektronik-Konzern, die Amerikaner als weltgrößter Softwarehersteller. Das bestimmt auch die unterschiedlichen Strategien: Während sich für Sony alles um den Fernseher dreht, ist Microsofts oberste Priorität, die Zukunft des PC zu sichern. "Der Mittelpunkt ist die Windows Media Center Edition", betont Boris Schneider-Johne, der in Deutschland die Xbox betreut. Somit dürfte die Xbox nur eines von vielen vernetzten Geräten rund um den PC bleiben. Größere Xbox-Neuheiten seien auf der CeBIT nicht vorgesehen, sagt Schneider-Johne.
Die Elektronik-Branche befindet sich im Wettlauf um ein Gerät der Zukunft, das die heutige Vielzahl nur beschränkt kompatibler Systeme wie Hifi-Anlagen, Fernseher, Videorekorder, Computer und Fotoapparate ersetzen oder wenigstens mit einander verbinden kann. Ein Gerät, eine Fernbedienung, ein Minimum an Kabelsalat. "Der Vorteil für die Spielekonsolen ist, dass sie schon lange auf dem Markt sind", stellte die Beratungsfirma Bain & Co fest. Die Pluspunkte der Konsole als Alleskönner im Wohnzimmer liegen auf der Hand: Es gibt bereits eine ausgefeilte Bedienung und einen etablierten Nutzerkreis. Die PlayStation 2 von Sony verkaufte sich bereits mehr als 70 Millionen Mal, die Wettbewerber Microsoft und Nintendo mit dem GameCube liegen in der Nähe der Marke von zehn Millionen.
Auffällig unauffällig: Nintendo
Auffällig abwesend in den Planspielen für die vernetzte Zukunft ist bisher der Pokemon-Erfinder Nintendo. Mit seinem GameCube verfolgt der japanische Konzern bisher die alte Strategie, ein eigenes Format zu nutzen und auf zusätzliche Funktionen zu verzichten. Die neuen Entwicklungen würden aber aufmerksam verfolgt, sagte eine Sprecherin. Und eine neue Konsole werde auf jeden Fall zeitgleich mit der Konkurrenz auf den Markt gebracht - also voraussichtlich in ungefähr zwei Jahren.
Bis dahin versucht Nintendo, die bisherige Dominanz des Gameboy auf dem mobilen Spielemarkt gegen den dieses Jahr erwarteten Herausforderer PSP von Sony zu verteidigen. Vor kurzem wurde der Gameboy DS angekündigt, der erstmals zwei kleine Bildschirme haben soll.