Aufrüstung US-Hyperschallwaffen – erfolgreicher Start nach drei Fehlschlägen

Oldie der Lüfte: eine B-52H Stratofortress.
Oldie der Lüfte: eine B-52H Stratofortress.
© US-Luftwaffe / Commons
Die USA arbeiten an Hyperschallwaffen, um ihren Rückstand gegenüber Russland und China aufzuholen. Von einem alten B-52-Bonber gelang der Start einer AGM-183A ARRW – sie erreichte fünffache Schallgeschwindigkeit.

Beim Thema Hyperschallwaffen hinken die USA Ländern wie Russland und China hinterher – aber sie wollen aufholen. Nun wurde eine Rakete von einem B-52-Bomber aus gestartet und erreichte tatsächlich den Hyperschallbereich. So wird derzeit alles genannt, was fünffache Schallgeschwindigkeit und mehr erreicht.

Gleiter ohne Antrieb

Die AGM-183A ARRW gehört zu den Systemen, die aus der Luft gestartet werden. ARRW steht für Air-Launched Rapid Response Weapon – in etwa: Luftgestützte Schnelle Reaktions Waffe. Das heißt, das Trägersystem – der Bomber – bringt bereits eine gewisse Geschwindigkeit mit, dann startet eine Raketenstufe – der Booster – der das System auf die Endgeschwindigkeit beschleunigt. Schließlich trennt sich ein Hyperschall-Gleiter – der eigentliche Gefechtskopf – von der Rakete und rast mit hoher Geschwindigkeit auf sein Ziel zu.

"Nach der Trennung vom Flugzeug zündete und brannte der Booster des ARRW für die erwartete Dauer und erreichte Hyperschallgeschwindigkeiten, die fünfmal höher sind als die Schallgeschwindigkeit", so das Pentagon. Die angestrebte Geschwindigkeit des Systems liegt allerdings bei 20-facher Schallgeschwindigkeit. Der Gleiter selbst besitzt bei der ARRW keinen eigenständigen Antrieb. Er stürzt entlang einer flachen atmosphärischen Flugbahn auf sein Ziel zu, sobald er sich vom Booster getrennt hat. Auch ohne Hauptantrieb kann der Gleiter seinen Kurs ändern, was ein Abfangen sehr schwer machen würde.

Mehrere Fehlstarts

Die AGM-183A ARRW hatte mit Problemen zu kämpfen, es gab drei Fehlschläge, bevor der Test nun glückte. Bereits Mitte März testeten die USA das sogenannte Hypersonic Air-Breathing Weapon Concept (HAWC). Die Endstufe des HAWC ist nicht antriebslos. Sie arbeitet mit einem "atmenden" Scramjet-Triebwerk ohne Verdichter, das ebenfalls von einer Booster-Rakete beschleunigt werden muss, bevor es zünden kann.

Das US-Programm wurde beschleunigt, nachdem offenbar wurde, wie sehr die USA hinter den Konkurrenten liegt. Russland hat das vergleichbare Kinzhal-System schon vor Jahren erprobt. Das Pentagon nimmt an, dass Moskau in der Ukraine bislang zehn bis zwölf Hyperschallwaffen eingesetzt hat.

Paukenschlag aus Peking

Besonders bedrohlich ist die Aufrüstung Chinas. Im letzten Jahr hat Peking eine Hyperschallwaffe getestet, die den Globus umkreiste, bevor sie im Ziel einschlug. Diese Waffe kann in kurzer Flugzeit jeden Punkt auf der Erde treffen. So ein System ist nicht allein wegen seiner hohen Geschwindigkeit kaum abzufangen.

Die Rakete verlässt beinahe die Atmosphäre, der Gleiter "flippert" dann um die Erde herum. Dabei kann er den Kurs mehrfach ändern und Abfangpositionen umgehen und sein Ziel aus beliebiger Richtung angreifen. Neben der Reichweite führte Peking eine weitere Innovation vor. Den Chinesen gelang es nicht nur, den Flugkörper in der Hyperschallphase zu lenken, sie konnten von ihrem Gleiter einen weiteren Körper aus starten. Das hielt man zuvor für nicht möglich, beziehungsweise für extrem schwierig. Damit habe Peking die Grenzen der Physik verschoben, hieß es. So haben die chinesischen Streitkräfte demonstriert, dass dieser Hyperschallgleiter mehrere Flugobjekte ausstoßen kann, die jeweils eigene Ziele ansteuern. Das chinesische Programm scheint besonders komplex und ambitioniert, denn neben den militärischen Anwendungen wird an Hyperschall-Raumfähren gearbeitet.

Lesen Sie auch:

PRODUKTE & TIPPS