Die Tech-Welt steht vor einem riesigen Fragezeichen: Was kommt nach dem Smartphone? Nothing-Gründer Carl Pei formulierte das Problem im Gespräch mit dem stern (hier erfahren Sie mehr) so: "Was ist der nächste Computer?" Das US-Start-up Humane will eine mögliche Antwort in einer smarten Brosche gefunden haben – dem "AI Pin". AI darf deshalb im Produktnamen nicht fehlen, da das Gerät ganz zeitgemäß auf viel Unterstützung durch Künstliche Intelligenz setzt und das meiste über Sprachbefehle erledigt. Was es mit dem Gerät auf sich hat, lesen Sie in diesem FAQ.
Was ist der "Humane AI Pin"?
Bei dem "Humane AI Pin" handelt es sich um eine Art Brosche, die man sich an die Brust oder an die Tasche heftet – wichtig ist, dass das Gerät nach vorne schaut. Das Konzept basiert nahezu vollständig auf dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Das Betriebssystem namens "Cosmos" wurde zusammen mit den Machern von ChatGPT entwickelt.
Der "AI Pin" wiegt 34 Gramm und ist 47 x 44,5 Millimeter groß und 15 Millimeter dick. Für den Betrieb empfiehlt Humane den sogenannten Batterie-Booster, der zusätzlich 20 Gramm Gewicht anhängt und weitere acht Millimeter dick ist.
Der "Humane AI Pin" besteht aus einem großen Knopf, einem "Vertrauenslicht", einem Projektor und einer Kamera. Letztere nimmt Bilder mit 13 Megapixeln auf, Videoaufzeichnung ist derzeit nicht möglich, aber geplant. Mit dem Projektor stellt der "AI Pin" das sogenannte "Laser Ink Display" dar. Damit kann die Brosche Informationen und Menüs auf die Handinnenfläche werfen, beispielsweise die Bedienelemente einer Musikwiedergabe-App.
Zusätzlich sind ein Lautsprecher, ein Mikrofon, eine LED und verschiedene Sensoren verbaut. Als Prozessor setzt der "AI Pin" auf einen Qualcomm Snapdragon mit 2,1 Gigahertz. Dazu gibt's vier Gigabyte Arbeitsspeicher und 32 Gigabyte internen Speicherplatz. Verbunden ist der "AI Pin" über Mobilfunk, Wlan, Bluetooth und GPS.
Was kann das Gerät?
In erster Linie soll der "AI Pin" offenbar das Smartphone abschaffen. Daher erfüllt das Gerät zahlreiche Aufgaben, die wir heute mit einem Handy erledigen, etwa Anrufe, Nachrichten, Suchen im Internet, Fotoaufnahmen und Medienwiedergabe. Immer, wenn man visuelle Elemente wünscht, kann man sich rudimentäre Menüs auf die Handfläche projizieren lassen. Das Meiste aber soll man per Sprache erledigen.
Der "AI Pin" ist in der Lage, Anrufe zu tätigen und Nachrichten zu senden, Sprachen zu übersetzen, die Ernährung zu überwachen, Alltagstipps zu geben, Chats zusammenzufassen, Informationen aus Nachrichten zu finden und Preise von Produkten im Internet zu suchen. Geht es nach den Machern, kann man mit dem "AI Pin" fast so sprechen, wie mit einem Menschen.
Tatsächlich widmen sich einige Funktionen realen Problemen heutiger Kommunikation – denn wer mal eine Weile nicht aufs Smartphone schaut, kann unter Umständen zahllose Nachrichten verpassen. Diese im Nachgang zu lesen, kann dauern. Der "AI Pin" will das mit einer Funktion namens "Catch me up" ("Bring mich auf den neuesten Stand") lösen – die Künstliche Intelligenz durchsucht die Nachrichten und entwirft eine kurze Zusammenfassung der dort enthaltenen Infos.
Auch für Ernährungstipps greift der "Humane AI Pin" tief in die Trickkiste. Nachdem man dem Gerät über eine Art Schaltzentrale verraten hat, wie man sich ernährt, kann man Nahrungsmittel in die Kamera halten und Fragen stellen wie "Darf ich das essen?" – anschließend gibt die KI Handlungsempfehlungen.
Braucht man dafür nicht trotzdem ein Smartphone?
Nein. Der "Humane AI Pin" wird explizit als eigenständiges Gerät vermarktet. Die Kernfunktionen sind nach der Einrichtung der Hardware ohne weitere Geräte ausführbar. Die ständige Internetverbindung ohne Smartphone-Unterstützung bindet das Gerät allerdings derzeit an einen Mobilfunkvertrag. Ohne Internet funktioniert es nicht.
Wie steuert man die Funktionen?
Der "AI Pin" setzt auf Gesten und Sprache. Die meisten Befehle führt man aus, indem man auf den großen Knopf unter der Kamera drückt und ausspricht, was man wünscht. Die Antwort erfolgt ebenfalls per Sprache. Es ist aber auch möglich, sich auf der Handfläche ein Display anzeigen zu lassen. Darauf sind sogar Eingaben möglich. Durch Neigen der Handfläche wählt man aus, durch Zusammendrücken von Daumen und Zeigefinger bestätigt man.

Was kostet die smarte Brosche?
Der "AI Pin" kostet einmalig rund 700 US-Dollar. Im Lieferumfang enthalten sind das Gerät, zwei Akku-Booster, ein Ladepad, ein Ladecase, ein Kabel und ein Adapter. Damit ist es aber nicht getan: Für den Betrieb wird ein Vertrag benötigt, der zum Start nur über T-Mobile erhältlich ist. Preislich liegt das sogenannte "Humane Abonnement" bei 24 US-Dollar monatlich. Darin enthalten ist die Internetverbindung, eine Rufnummer und Zugang zu Cloud-Anbietern und dem Streaming-Dienst Tidal. Zum Start wird die Brosche nur in den Staaten erhältlich sein.
Wer steckt hinter dem Start-up?
Humane wurde 2019 von Imran Chaudhri und Bethany Bongiorno gegründet. Chaudhri war von 1995 bis 2017 als Designer bei Apple tätig und wirkte unter anderem am Design der Benutzeroberfläche des iPhones mit. Bethany Bongiorno war ebenfalls viele Jahre bei Apple, zuletzt als Direktorin für iOS und Mac-Software. Als Investoren treten namhafte Geldgeber auf, etwa Salesforce-CEO Marc Benioff, Microsoft und OpenAI-CEO Sam Altman.