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Studie zum Homeoffice "Zoom-Fatigue": Virtuelle Meetings führen zu mehr Erschöpfung

Immer mehr Menschen arbeiten aufgrund der Coronapandemie aus dem Homeoffice
Immer mehr Menschen arbeiten aufgrund der Coronapandemie aus dem Homeoffice
© Andriy Popov/ / Picture Alliance
Durch die Corona-Pandemie arbeiten immer mehr Menschen im Homeoffice und hängen den ganzen Tag in Videokonferenzen. Laut einer Studie belastet die sogenannte "Zoom-Fatigue" eine Mehrzahl der Bürobeschäftigten in Deutschland

Wer sich mit seinen Kollegen vermehrt per Videokonferenz trifft, neigt womöglich mehr zu Erschöpfung und Ermüdung. Das fand eine Studie des Instituts für Beschäftigung und Employability der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft in Ludwigshafen heraus. Mitarbeiter des Instituts führten im Spätsommer und im Herbst 2020 über alle gängigen Social-Media-Kanäle eine Befragung durch. Es war die erste wissenschaftliche Untersuchung über die Onlinemüdigkeit im deutschsprachigen Raum. Dabei untersuchten sie das Phänomen der "Zoom-Fatigue", abgeleitet vom Namen des häufig verwendeten Onlinekonferenz-Tools "Zoom" und dem französischen Wort für Müdigkeit.

In der Befragung sollten vor allem drei Fragen beantwortet werden: Wie macht sich "Zoom-Fatigue" bemerkbar, was belastet und was hilft, die Belastung zu reduzieren? Insgesamt haben 422 der 3000 Befragten Arbeitgeber, Arbeitnehmer, Führungskräfte und Betriebsräte geantwortet.

Zoom-Fatigue: Online-Studie bestätigt, dass rund 60 Prozent darunter leiden

Rund 60 Prozent gaben zu, dass sich bei ihnen eine Onlinemüdigkeit bemerkbar macht, 77 Prozent sagten manchmal und nur 8 Prozent selten. "'Zoom-Fatigue' ist damit ganz klar ein Thema für die Menschen, die häufig an digitalen Videokonferenzen teilnehmen", sagt Dr. Jutta Rump, Professorin für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft in Ludwigshafen und Direktorin des Instituts gegenüber "Heise". Besonders belastend sei dabei für die Arbeitnehmer, dass die Konzentration sinkt und damit Ungeduld und eine Art Genervt-Sein folgen. Dabei nennen die Studienteilnehmer aber auch physische gesundheitliche Auswirkungen, wie zum Beispiel Kopf- und Rückenschmerzen. "Magen- und Gliederschmerzen wurden nicht genannt, was auch logisch ist, weil die erst nach längerer Belastung auftreten", so Rump.

Gleichzeitig sei es auch besonders belastend, dass manche Teilnehmer von Videocalls gar nicht zu sehen seien oder wenn dann nur über ein kleines Bild am Bildschirmrand. "Deshalb können die anderen deren Körpersprache nicht interpretieren", sagt Rump. Nonverbale Konversation sei aber ein wichtiges Element der Kommunikation. Und auch die häufig schlechte Ton- und Bildqualität wurde in der Umfrage bemängelt.

Auch eine Studie der Universität Kalifornien in Santa Barbara bestätigt die Gründe der "Zoom Fatigue": Uns fehlen die echten Menschen. Der Umstand, dass wir uns nur mit einem Bildschirm unterhalten, fordere laut der Forschenden eine Menge geistiger Anstrengung. So ließe sich erklären, warum Video-Konferenzen doppelt schlauchen. Die Forschenden hier raten zu besonders großen Bildschirmen, sodass man die Mimik und Gestik der Teilnehmer besser erkennen kann.

"Zoom-Fatigue" wird so schnell nicht verschwinden

Rump mahnt, dass das Phänomen so schnell nicht verschwinden wird. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Arbeiten aus dem Homeoffice durchaus alltagstauglich ist, weshalb in Zukunft immer mehr Menschen weiterhin von zu Hause arbeiten werden. Und auch teure Geschäftsreisen werden laut Vermutung der Expertin immer weniger stattfinden und durch Videokonferenzen ersetzt. Ihr Rat an alle Unternehmen: Jedes Unternehmen solle sich Standards für virtuelle Meetings formulieren.

Die Befragten haben zum Ende der Studie Vorschläge machen dürfen, wie man der "Zoom-Fatigue" entgehen könnte. Ihr Vorschlag: Die digitalen Meetings sollten nicht länger als 45 Minuten dauern und zwischen den Terminen müssten Pausen zwischen 10 bis 15 Minuten gewährleistet sein. Auch die Expertin stimmt zu – beginne man immer zur vollen Stunde und beende man den Call pünktlich, würde das die Belastung aller Beteiligten senken.

Die Forschenden der Universität Kalifornien raten indes dazu, dass wir zu unseren Kolleginnen und Kollegen etwas netter sein und Geduld aufbringen sollten. Häufig kämen die Kollegen via Videocall unfreundlicher und genervter rüber. Probleme mit Ton, der Technik oder der verzögerten Übertragung ließen Menschen oft unsympathischer wirken als sie es tatsächlich sind.

Quellen:Deutschlandfunk Nova, Heise 

yak

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