Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen sank in West- und Mitteleuropa um 8,5 Prozent auf 141.450 Firmen, hieß es in der Studie "Insolvenzen in Europa", die die Wirtschaftsauskunftei Creditreform am Donnerstag in Düsseldorf vorstellte. In nur 3 der für diesen Wirtschaftsraum untersuchten 17 Länder habe es im Vergleich zum Vorjahr mehr Insolvenzen gegeben, und zwar in Finnland, Portugal und Großbritannien.
Den deutlichsten Rückgang schaffte laut Studie Dänemark - dort sank die Zahl der Pleiten um 20,4 Prozent auf knapp 2000 betroffene Unternehmen. Das entspricht in etwa dem Wert Kölns (1800 Fälle). Dahinter folgt bereits Deutschland mit einem Minus von 15,1 Prozent. In der Bundesrepublik mussten im vergangenen Jahr 31.300 Unternehmen den Gang zum Insolvenzgericht antreten. Auf Platz drei kommt Norwegen mit einem Rückgang um zwölf Prozent auf 1913 Betriebe.
Zahl der Unternehmensinsolvenzen sinkt seit Jahren
Bereits seit 2003 ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen hierzulande rückläufig. Mit 106 Insolvenzen pro 10.000 aktive Unternehmen liegt Deutschland aber nach wie vor über dem Schnitt der EU-Staaten West- und Mitteleuropas von 65 Insolvenzen. Die meisten Pleiten gab es im Dienstleistungssektor (39,6 Prozent) und im Handel (30,6 Prozent). 19,3 Prozent der deutschen Unternehmensinsolvenzen entfielen auf die Baubranche, 11 Prozent auf das Verarbeitende Gewerbe.
Ursache für die rückläufige Insolvenzentwicklung ist laut Studie zum einen die angesprungene Konjunktur, die mittlerweile auch verstärkt von der Inlandsnachfrage getragen werde, so dass auch kleine Unternehmen profitierten. Zum anderen hätten die Banken die Kreditvergabe gelockert.
Creditreform nahm in sieben Ländern auch die Privatinsolvenzen genauer unter die Lupe. Die Pleiten von Verbrauchern, ehemals selbstständig Tätigen, überschuldeten Stiftungen und Vereinen stiegen im Gegensatz zu den Unternehmensinsolvenzen stark an. Großbritannien lag laut Erhebung mit einem Anstieg um 47,2 Prozent auf knapp 117.000 Verbraucherinsolvenzen an der Spitze. Auf Platz zwei folgt wiederum Deutschland mit einer Zunahme von 22,1 Prozent auf 121.800 Insolvenzen von Privatpersonen, gefolgt von Österreich mit einem Plus von 17,3 Prozent auf 7583 Privatinsolvenzfälle.
Allein Erziehende besonders betroffen
In Deutschland sind danach im Schnitt 15 von 10.000 Einwohnern überschuldet, das heißt, sie können ihren Zahlungsverpflichtungen auch in absehbarer Zeit nicht nachkommen und den Lebensunterhalt auch nicht anderweitig decken. Von Überschuldung betroffen sind nach Angaben der Studie vor allem allein lebende beziehungsweise allein erziehende Menschen mit niedrig dotierten Beschäftigungsverhältnissen oder Menschen ohne Arbeitsplatz. Hauptgründe sind Arbeitslosigkeit, Scheidung, Krankheit und zu hohe Kreditverpflichtungen.
In Deutschland gibt es dabei ein West-Ost-Gefälle: Liegt die durchschnittliche Höhe in den neuen Bundesländern noch unter 10.000 Euro, so haben private Schuldner in den alten Ländern bereits Zahlungsverpflichtungen zwischen 10.000 und 25.000 Euro. Gegen diesen Negativ-Trend stemmen sich nur Norwegen mit einem Minus von 24,7 Prozent auf 1077 Betroffene, Schweden mit einem Rückgang um 15,4 Prozent auf 385 Verbraucher und die Niederlande, die ein Minus von 2,5 Prozent auf 3227 Fälle verzeichneten.