Seit zehn Jahren gibt es an der Uni Leipzig UNIFILM
Dienstags 20.15 Uhr im Hörsaal 19 der Uni Leipzig: die Reihen sind sehr gut gefüllt, es ist dunkel, ein Gong ertönt. Es handelt sich jedoch nicht um eine Vorlesung zur TV-Prime-Time, sondern um den UNIFILM. UNIFILM = Auswertung der universitären Woche? Nein, natürlich nicht. Ganz einfach: Kino für Studenten. Und das zu einem Semesterbeitrag von 50 Pfennigen und einem Eintrittspreis von vier Mark. Aber nicht mit alten Schinken von vorvorgestern, sondern mit Filmen, die vor nicht allzu langer Zeit erfolgreich in den deutschen Kinos gelaufen sind. Und Klassikern wie der »Feuerzangenbowle«, die jedes Jahr zu Nikolaus gezeigt wird und mit ihrem Kultstatus schon Wochen vorher zu ausverkauften Karten und noch lange nachher zu Parties mit viel Glühwein führt.
»Wir machen kein Experimentalkino, sondern wollen, dass die Filme möglichst viele Studenten ins Unikino locken«, sagt André Burghardt. Er fügt hinzu, dass sein eigener Filmgeschmack dabei keine Rolle spiele. Der 25-jährige Politikstudent hat seit fünf Jahren den Hut namens UNIFILM (als AG des Studentenrates) auf - freiwillig und ohne Verdienst. Er sorgt - zusammen mit vielen Kommilitonen aus seinem Bekanntenkreis - für Programmhefte ebenso wie für den reibungslosen technischen Ablauf und für alle Annehmlichkeiten rund ums Leipziger Unikino. Dass es heute Knabbersachen, Getränke und Gewinne, eine Tickethotline, den Gong und ab dem kommenden Sommersemester sogar einen Jingle mit einer Erkennungsmelodie gibt, ist vor allem Andrés Engagement zu verdanken. Auch, dass die Kinobesucher heute im »Wohnzimmer der Uni Leipzig«, dem Audimax mit 500 Sitzplätzen, in gepolsterten Sesseln sitzen, ist nicht selbstverständlich.
Der Beginn des UNIFILM vor zehn Jahren sah nämlich ganz anders aus: da kamen in den Hörsaal 15 (für 140 Personen angelegt) gerade einmal 50 Leute, die Kabel lagen quer durch den Raum und alle 40 Minuten musste die Filmrolle gewechselt werden. Später im Hörsaal 21 gab es dann schon einen Raum für die Technik und die Zuschauerreihen füllten sich nach und nach so sehr, dass viele mit der Treppe vorlieb nehmen mussten.
Heute geht es richtig professionell zu: über ein Mischpult können 16-mm-Filme, 35-mm-Filme, Videos und DVD gekoppelt werden. Die Kinogänger werden schon am Einlass mit Musik empfangen und im Hörsaal häufig mit künstlerischen Angeboten zum Film begrüßt. Beispielsweise sorgte im vergangenen Semester ein Pianist mehrmals für die richtige Stimmung.
André Burghardt verbringt keinen Tag, an dem er nicht irgend etwas mit dem UNIFILM zu tun hat, egal ob regulärer Unibetrieb oder gerade Semesterferien sind. Und das nicht immer nur mit angenehmen Aufgaben, denn auch der Hörsaal will nach dem Kino geputzt werden. »Die Organisation verlangt schon viel ab, aber das Kino gibt mir Bodenhaftung, einen realen Bezug zum wirklichen Leben, bei den vielen theoretischen Gedankenexperimenten des Studiums«, sagt er. Nicht nur das, denn der Erfolg gibt ihm recht: im vergangenen Semester waren die ersten sechs Veranstaltungen im neuen Hörsaal gleich alle ausverkauft! (ah)
Weitere Informationen und Teilnahme zur Wahl des Wunschfilms unter: www.uni-leipzig-service.de.vu
Im Sommersemester 2001 heißt es Film ab für:
- Chicken Run (24.4.)
- Matrix - Originalfassung (8.5.)
- Cube, Hollow Man oder The Green Mile als Wunschfilm (15.5.)
- X-Men (22.5.)
- Anatomie (29.5.)
- Der Patriot (12.6.)
- freunde, sex und mensa(essen) - eine Reality-Doku über das Studentenleben (19.6.)