Statt Walther Leisler Kiep nun Hans Tietmeyer an der Spitze
Mitten im Grünen, umgeben von den Rheingauer Weinbergen, nahe am Main Dort, in einem ehemaligen Schloss in Oestrich-Winkel, liegt die »European Business School« (ebs), eine Nobelschule für den Unternehmernachwuchs von morgen.
Die ebs übernahm eine Vorreiterrolle in der BRD: Sie ist die älteste staatlich anerkannte private Hochschule für Betriebswirtschaftslehre in Deutschland. Jedes Jahr bewerben sich 800 bis 1.000 Studenten für circa 200 Plätze. Die Schule garantiert maximal 50 Studenten in einer Vorlesung. In den Seminaren sitzen circa 16 Studenten zusammen auf einem Haufen.
»Auf jeden Absolventen kamen 1999 durchschnittlich drei Jobangebote mit einem mittleren Einstiegsgehalt von 86.000 Mark«, wirbt die Business School, die beispielsweise auch mit der berühmten London Business Schools zusammen arbeitet. Kein Wunder, dass die Universität beim großen stern-Uniranking 1999 beim Urteil der Studenten auf Platz eins gelangte. Pluspunkt der Ausbildung ist die Zwei- oder sogar Dreisprachigkeit: Von Beginn an lernen die Studenten alles in Deutsch, Englisch und nach Wunsch auch noch in Spanisch oder Französisch. Während des Studiums werden die Studenten von persönlichen Mentoren betreut: Diese »Coaches« - Fachleute aus der Wirtschaft - sollen helfen, eigene Schwächen aufzudecken und an diesen zu arbeiten.
Präsident der EBS übrigens war bis Mai 2000 Walther Leisler Kiep, der durch den Spendenskandal ins Gerede gekommene ehemalige CDU-Schatzmeister. Als sein Nachfolger amtiert ebenfalls kein Unbekannter im Finanzgewerbe: Prof. Dr. Hans Tietmeyer, ehemaliger Präsident der Deutschen Bundesbank.
Schloss Reichartshausen 65375 Oestrich-Winkel Telefon: 06723-69-0 Fax: 06723-69-133 E-Mail:Info@ebs.deURL:http:/www.ebs.de
Letztendlich entscheidet der Aufnahmetest
Nach dem Abitur interessierte sich Johannes Faber für diverse Wirtschaftsschulen in Deutschland. Wieso der 21-Jährige Wiesbadener sich letztendlich für die kleine European Business School (ebs) entschied, verriet er stern.de.
Warum haben Sie sich ausgerechnet für das Studium in Oestrich-Winkel entschieden?
»In erster Linie aufgrund der kurzen Studiendauer und der Zweisprachigkeit des Studiums. Wichtig waren mir aber auch die obligatorischen und anerkannten Auslandssemester an renommierten Universitäten auf der ganzen Welt.«
Nach zwei Semestern: Was gefällt Ihnen gut, was weniger?
»Insgesamt fühle ich mich auf der ebs sehr wohl. Das Leistungsniveau ist angemessen, das Verständnis unter den Kommilitonen ist sehr gut. Die hohe Qualität der Lehre und die kleinen Arbeitsgruppen tragen zur positiven Lernatmosphäre bei. Was ich mir wünschen würde: Mehr Internationalität, vielleicht auch eine höhere Anzahl an ausländischen Studenten. Allerdings hat die Hochschulleitung da bereits einiges in die Wege geleitet. Noch etwas: Durch die Tatsache, dass an der ebs nur Wirtschaftwissenschaftler studieren, kann man leicht eine etwas einseitige Sichtweise annehmen.«
Gibt es bestimmte Angebote, die Ihnen besonders gefallen?
»Es gibt große, von den Studenten organisierte Veranstaltungen auf der ebs: Zum Beispiel Bankenforen oder Wirtschaftssymposien. Die sind nicht nur öffentlichkeitswirksam für die Uni, sondern eine hervorragende Möglichkeit für uns, Kontakte zur Wirtschaft zu knüpfen.«
Wie sieht es mit dem Leistungsdruck aus?
»Der ist auf der ebs unvermeidbar. Während des Semesters wird primär in den Sprachen geprüft. Richtig «Druck» gibt es erst am Ende des Semesters, wenn die Klausurenrunde ansteht und man zwei Wochen auf nichts anderes fixiert ist.«
Und das Klima unter den Studenten?
»Am Anfang habe ich die geringe Zahl der Studenten in meinem Semester als Nachteil gesehen, mittlerweile sehe ich das anders. Man lernt die Leute so viel persönlicher kennen als in der Anonymität der Großunis. Interessanterweise gibt es so gut wie keine Konkurrenz unter den Kommilitonen, ich habe bisher nur produktives Teamwork erlebt.«
Kritiker sagen, die ebs sei nur eine »Kaderschmiede für reiche Kinder«.
»Das ist wohl einer der Hauptkritikpunkte, denen man sich als Student einer privaten Business School ausgesetzt sieht. Allein schon wegen der hohen Studiengebühr ist es doch klar, dass die Mehrzahl der Studenten eher aus überdurchschnittlichen Einkommensverhältnissen kommt. Aber: Geld ist kein Hindernis, um an der ebs zu studieren! Fast zinslose Ausbildungskredite und Stipendien sollen zu mehr «sozialem Ausgleich» führen. Letztendlich entscheidet der Aufnahmetest über ein Studienplatzangebot - und nicht das Geld der Eltern.«
Was sagt denn Ihr privates Umfeld zu dem arbeitsintensiven Studium?
»Es ist schon so, dass ich durch den vollen Terminplan vieles nicht mehr so intensiv machen kann wie noch in meiner Schulzeit. Das Studium rückt schon in den Lebensmittelpunkt, es bleibt aber genug Zeit für Hobbys und Freundschaften. Trotzdem ist klar, dass man die Uni nur bestehen kann, wenn man dem Studium ausreichend Zeit widmet - gutes Zeit-Management ist sozusagen existenziell.«
Ein Vorteil fürs spätere Berufsleben sind doch sicher Seilschaften oder Netzwerke, die man an der ebs gut bilden kann.
»Ja, die ebs hat ein exzellentes Netzwerk aus Sponsoren und ehemaligen «ebslern», die Praktika vermitteln, in Coaching-Programmen praktische Tipps für Ausbildung und Karriere geben usw. Aufgrund der gemeinsam verlebten Zeit in einem kleinen Rheingauer Weindorf lernt man seine Kommilitoninnen und Kommilitonen schon gut kennen - wir werden, da bin ich mir sicher, auch über das Studium hinaus Kontakt halten. Das ist später sicher nicht unbedingt hinderlich.«
Letzte Frage: Wie stellen Sie sich Ihre berufliche Zukunft vor?
»Konkrete Pläne habe ich nicht, aber ich möchte auf jeden Fall im Ausland arbeiten. Denkbar wäre der Einstieg in ein international operierendes Unternehmen oder eine Beratungsfirma. Unter Umständen kann ich mir auch eine Promotion oder ein MBA auf einem amerikanischen College vorstellen.«
Florian Neuhann
Ziel der Ausbildung
Internationale und praxisbezogene Ausbildung an der ältesten staatlich anerkannten privaten Hochschule für Betriebswirtschaftslehre in Deutschland
Fachrichtung, Abschlüsse
- Betriebswirtschaftslehre zweisprachig (Englisch und Französisch/Spanisch)
- Betriebswirtschaftslehre Studienrichtung Wirtschaftsinformation (nur Englisch)
Abschluss: Diplom-Kaufmann /-Kauffrau sowie Doppeldiplom beim Master of Business Administration (MBA)
Studiendauer
Acht Semester
Auslandssemester
Partnerhochschulen in Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien, Finnland, Schweden, Argentinien, Mexiko, Südafrika. Zwei obligatorische Auslandssemester inklusive Praktikum.
Praktika
Bereits vor Studienbeginn müssen die angehenden Studenten ein vierwöchiges kaufmännisches Praktikum absolvieren, falls sie nicht durch eine Ausbildung oder ähnliches über einschlägige Berufserfahrung verfügen. In den Semesterferien absolvieren sie jeweils ein achtwöchiges Praktikum und kommen so am Ende auf ein ganzes Jahr Berufserfahrung.
Besonderheiten des Studiums
Maximal 50 Studenten in einer Vorlesung, circa 16 Studenten in Seminaren und Sprachkursen. Die Uni besitzt einen eigenen Placement- und Career-Service, der bei der Suche nach Praktikumsplätzen unterstützt.
Größe der Universität
Etwa 200 Studenten pro Jahr; derzeit 1100 Studenten inklusive Doktoranden. Neben den 20 Lehrstühlen, dem Bereich Wirtschaftssprachen, fünf wissenschaftlichen Dozenten und 55 wissenschaftlichen Mitarbeitern lehren an der ebs mehr als 120 Gastdozenten und Unternehmensvertreter.
Studiengebühren
4.750 Euro pro Semester, Stipendien sind ab dem 2. Semester möglich.
Aufnahmebedingungen, Voraussetzungen
Abiturzeugnis, gute Kenntnisse in Englisch, ein vierwöchiges kaufmännisches Praktikum. Danach folgen Aufnahmetests: Englisch- und Mathematik-Tests sowie Vorträge, Gruppendiskussion und Einzelinterviews. Jedes Jahr bewerben sich zwischen 800 und 1.000 Abiturienten, von denen circa 200 aufgenommen werden.
Vor Ort
Schloss Reichartshausen in Oestrich-Winkel: verschlafene Kleinstadt, Nähe zu Wiesbaden (15 Minuten) und Frankfurt am Main.
Wer dahinter steckt
Stiftungshochschule, die durch Gelder der Mitglieder der Stiftung, durch die Studiengebühren, durch Mittel des Landes Hessen sowie durch Eigenmittel aus den Weiterbildungsakademien finanziert wird.