Hinter dem Erfolg von Natacha und Alexander Neumann steht kein großes Geheimnis: Sie sind selbst Eltern von drei Kindern, ihnen ist es wichtig, dass sich die Kleinen gesund ernähren. Die wiederum möchten etwas essen, was auch ansprechend ist. Also, wieso nicht beides miteinander kombinieren?
Die beliebten Kindersnacks "Freche Freunde" erfüllen beide Erwartungen. In den Supermarktregalen und in den Drogerien türmen sich die Produkte mittlerweile. Über 100 Snacks stehen auf dem Portfolio von "Freche Freunde", von Babybreien über Quetschies bis zu Kindermüslis und Cerealien. Kein (Kinder-)Wunsch soll offen bleiben. Und gleichzeitig soll alles so gesund wie möglich sein: Es wird kein künstlicher Zucker zugesetzt – außer aus der Süße von Früchten –, zudem sind alle Produkte biozertifiziert. Der Erfolg gibt ihnen recht. Mit 90 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 50 Millionen Euro produziert Familie Neumann nichts anderes als den Kindersnack Nummer eins: gefriergetrocknete Erdbeeren. So simpel, so schlicht und das Geheimnis ihres Erfolgs.
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Besser ist frisches Obst, aber im Zweifel ...
"Natürlich ist frisches Obst und Selbstgekochtes immer besser. Aber wenn man schon zu Snacks greift, sollen sie wenigstens gesund sein. Als wir uns den Markt angeschaut haben, war alles, was bunt war, Süßigkeiten. Den Marketingtrick, den die Zuckerindustrie seit Jahren nutzt, wollten wir für etwas Gutes einsetzen. Deswegen ist unsere Verpackung auch so simpel. Darauf ist nichts anderes als buntes Obst und Gemüse, worauf wir Augen geklatscht haben, um es zum leben zu erwecken", sagt Natacha Neumann. Die Idee für die Kindersnacks mit Obst und Gemüse kommt dem Ehepaar, als es sich mit der Problematik von ungesunder Ernährung bei Kindern auseinandersetzt. "Am Anfang stand die Mission, was wollen wir in der Welt verändern? Das Produkt kam erst später", sagt Alexander Neumann. "Das wichtigste im Leben ist die Gesundheit. Das erfahren wir in der Coronakrise umso mehr. Und wie beeinflusst man seine Gesundheit am meisten? Mit der Ernährung. Und die Voraussetzungen dafür werden in der Kindheit geschaffen. Also dachten wir uns, genau da müssen wir ansetzen."
Das Ehepaar wollte mit einem Online-Ratgeber starten, der Informationen enthält, von welchen vermeintlich gesunden Produkten Eltern besser die Finger lassen sollten. Aber Informationen dazu gibt es zur Genüge, damit die Welt verändern? Eher nicht. Vor allem auch, weil Eltern mit der Flut an Informationen überfordert sind. Also Eltern besser da helfen, wo sie es am Nötigsten haben: Lösungen entwickeln, wenn es mal schnell gehen soll. "Vor allem in unserer hektischen Welt haben Eltern nicht immer die Zeit, frisch zu kochen oder Obst zu schnippeln", sagt Natacha Neumann. "'Freche Freunde möchte hier eine Brücke bauen: Wenn ein Snack her muss, aber keine Zeit ist, um selbst etwas zuzubereiten. Das heißt nicht, dass unsere Produkte frisch gekochtes Essen oder frisches Obst ersetzen sollen, sie sollen sie nur ergänzen."
Aller Anfang ist schwer
Mit drei Quetschies und drei Fruchtchips wollten die Unternehmer vor elf Jahren den Markt erobern. Doch ganz so einfach war es nicht. Fünf Jahre dauerte es, bis die Produkte flächendeckend im Handel waren. Bis dahin haben sie viele "Neins" gehört und mussten Durchhaltevermögen beweisen. Auch weil die Händler es nicht gewohnt waren, mit Start-ups zu arbeiten.

Einen Boost hatten die Kindersnack-Hersteller durch ihre Teilnahme der Start-up-Show "Die Höhle der Löwen". Ein Angebot lag vor, doch dies schlugen sie aus, weil der Investor zu viele Firmenanteile haben wollte. "Wir wollten nicht, dass uns jemand reinredet, uns ist die kreative Unabhängigkeit sehr wichtig", sagt Alexander Neumann. Eine Unabhängigkeit, die auch mal daneben geht: beispielsweise mit gefriergetrockneten Erbsen und Mais. Das Ehepaar Neumann liebte das Produkt, doch im Handel floppte es. "Obst kommt einfach besser an Gemüse, das ändert sich langsam", sagt das Ehepaar. Unterkriegen lassen sie sich davon nicht. Im Gegenteil: Ihre Kreativität und ihren Missionsgedanken lassen die beiden nicht los. In 100 Edekas wollen sie ein Obst- und Gemüseregal auf Kinderhöhe etablieren. Sie wollen testen, ob Kinder dann mehr zu guten Produkten greifen.
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Greta lebt mit ihrer Mutter und ihrer jüngeren Schwester in Hamburg und verbringt auch ziemlich viel Zeit mit ihren Großeltern. Ihr Lieblingsessen sind Fischstäbchen mit Kartoffelpüree und Apfelmus. Sie mag keinen Milchreis.
Eltern in die Verantwortung nehmen
"Das Verbraucherfeedback motiviert uns. Es schreiben uns immer wieder Eltern, dass ihre Kinder kein Obst oder Gemüse gegessen haben, bis sie unsere Produkte entdeckt haben", sagt Natacha Neumann. Quetschies zum Beispiel, das ist püriertes Obst und Gemüse in einer wiederverschließbaren Plastikverpackung. Verbraucherschützer warnen seit längerer Zeit vor den Produkten. Die kosten oft mehr als frisches Obst und Gemüse. Zudem sind Obststückchen und Gemüsesticks weit aus förderlicher für die Kaumuskulatur und die Sprachentwicklung der Kleinen als regelmäßiges Nuckeln an einer Tüte. "Wir sagen: Frisches Obst und Gemüse sollten stets die erste Wahl sein. Ansonsten gilt immer: alles in Maßen. Natürlich soll man nicht eine Stunde an einem Quetschie saugen und auch nicht zehn Stück davon am Tag konsumieren. Da gehört dann auch Elternverantwortung dazu, das ist klar", sagt Natacha Neumann.

Auf Nachhaltigkeit legen die Unternehmer ein großes Augenmerk. Immer wieder versuchen sie die Verpackung zu optimieren, mehr Papier, weniger Plastik. Und zukünftig möchten sie auch beim Anbau der Früchte mitreden – mit sogenannten Kontraktverträgen. So wird es ihnen möglich sein, den Anbau auf den Feldern enger zu kontrollieren, mitzubestimmen, wenn es darum geht, dass Mischkultur statt Monokultur angebaut wird. Das tun sie aus Überzeugung, aber auch, weil der Kunde das immer mehr nachfragt.
Für ihre Kinder kochen Natacha und Alexander Neumann jeden Abend frisch. Dann gibt's Suppe, selbst gemachte Pizza oder Eintopf. Währenddessen feilt das Ehepaar schon wieder an der nächsten Idee: Milchalternativen für Kinder? Das wäre doch was!