Beim großen Ketchup-Test hat Öko-Test ausgerechnet dem Klassiker von Heinz ein vernichtendes Zeugnis ausgestellt. "Heinz Tomato Ketchup" von US-Konzern Kraft Heinz erhielt als einziges von 20 getesteten Produkten das Gesamturteil "ungenügend". Ein weiterer Test-Kandidat ("Hellmann’s") war "mangelhaft", der Rest erhielt Noten zwischen "sehr gut" und "ausreichend".
Der Ketchup von Marktführer Heinz habe "ein erhebliches Problem mit Schimmelpilzgiften", schreibt Öko-Test. So sei im Labor eine erhebliche Belastung mit Alternariol (AOH) festgestellt worden, das als potenziell gesundheitsschädlich gilt. Das Alternaria-Toxin kann in den Ketchup gelangen, wenn Hersteller überreife oder schimmelige Tomaten verwenden.
Den EU-Richtwert für Alternariol in verarbeiteten Tomatenerzeugnissen hat Heinz laut Öko-Test fast um das Fünffache überschritten. Zwar wies das Labor auch in anderen Testprodukten Schimmelpilzgifte nach, allerdings in wesentlich geringeren Mengen. Den EU-Richtwert überschritt kein anderer getesteter Ketchup. Öko-Test hat Heinz die problematischen Laborergebnisse nach eigenen Angaben mitgeteilt, aber keine Antwort erhalten.
Der stern hat den Konzern ebenfalls um eine Stellungnahme gebeten. Eine Sprecherin teilte mit: "Unsere strengen Qualitätssicherungsmaßnahmen garantieren, dass jede Flasche Ketchup, die wir produzieren, die europäischen Lebensmittelsicherheitsstandards erfüllt oder übertrifft - alle anderslautenden Behauptungen werden sehr ernst genommen."
Heinz-Ketchup ist die größte Zuckerbombe
Schimmelpilzgifte waren nicht das einzige Problem, das die Öko-Tester mit dem Heinz-Ketchup hatten. Das Markenprodukt des Food-Riesen enthielt zudem den höchsten Zuckeranteil aller Testkandidaten: 25,3 Gramm Zucker je 100 Milliliter machen Heinz-Ketchup zur größten Zuckerbombe im Ketchup-Vergleich. Andere Hersteller haben den Zucker-Anteil in letzter Zeit zumindest etwas zurückgeschraubt.
Außerdem machte Kraft Heinz als einziger Hersteller gegenüber Öko-Test keinerlei Angaben über Herkunft und Lieferkette der verwendeten Tomaten. Das ist insofern relevant, als es in Sachen Umwelt- und Arbeitsbedingungen bei vielen Tomatenproduzenten nicht zum Besten steht. Ein Hauptanbaugebiet ist etwa die chinesische Provinz Xinjiang, wo die Volksgruppe der Uiguren systematisch in Arbeitslagern festgehalten wird.
Dem stern sagte die Heinz-Sprecherin, man beziehe "die meisten unserer Tomaten aus Spanien und Kalifornien" und arbeite eng mit den Erzeugern zusammen, "um nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken zu fördern". Zudem verwies die Sprecherin darauf, dass Heinz auch Ketchup-Sorten mit weniger Zucker anbiete.
Öko-Test kürt zwei Ketchup-Testsieger
Es gab aber auch eine Reihe guter Ketchups und sogar zwei sehr gute im Test. Bei den Bio-Marken schnitt der Tomaten-Ketchup von Zwergenwiese am besten ab. Die Inhaltsstoffe waren sehr gut und die Schadstoffbelastung unbedenklich. Sogar der Zuckergehalt ist gegenüber der letzten Untersuchung 2020 immerhin von 27 auf 19 Gramm je 100 Milliliter reduziert worden. Gesamturteil: "sehr gut". Bei den konventionellen Tomaten-Ketchups überzeugte das Discounter-Produkt von Penny ebenfalls mit der Note "sehr gut".
Hinweis: Die Stellungnahme von Heinz wurde nachträglich ergänzt
Den gesamten Ketchup-Test gibt es online bei Öko-Test.