Ich liebe Kaffee und befinde mich damit in guter Gesellschaft: 164 Liter des Koffeeinsüppchens trinken die Deutschen laut Statista pro Kopf pro Jahr. Die meisten von uns verfeinern ihr Heißgetränk mit Milch, ich hingegen bevorzuge es schwarz. Keine Regel ohne Ausnahme: Unterwegs greife ich zu fertigen Kaffeedrinks. Kalten Kaffee finde ich auf Autofahrten angenehmer, als mit einer heißen Brühe zu hantieren.
Ihren süßen Sünden mischen die Hersteller neben diabetisverdächtig viel Zucker auch Milch bei. Veganer oder Menschen mit Laktoseintoleranz blieben bislang auf der Strecke, denn der Markt milchfreier Alternativen ist überschaubar. Juckt mich eigentlich nicht, bin ich weit davon entfernt, laktoseintolerant zu sein und noch weiter davon vegan zu leben. Aber nach Jahren, in denen mir der übergewichtige "Mr. Brown" im Auto grinsend seinen erhobenen Daumen entgegenstreckte, während ich mein Bestes gab, ihm nachzueifern, finde ich, wächst eine Beziehung von Mensch zu Kaffeedrink auch an der Erfahrung, Neues zu probieren.
Maren Weiß, Inhaberin des Cafés "Mary's Coffee Club" in München, will dieses Neue mit ihrem "Dream Coffee" bieten. Sie pitcht den kalten Kaffee in "der Höhle der Löwen". Statt mit Milch verfeinert sie ihren Kaffee mit einem Haferdrink oder alternativ einem Mix aus Kokossaft und Kokosmilch. Klingt für mich nicht vollends abwegig, durchlebte ich während eines kosmopolitischen Hipster-Anfalls bei einem Trip nach Stockholm vor sieben Jahren ein kurzes Intermezzo mit Hafermilch im Kaffee, das ich eigentlich nicht zu wiederholen gesuchte.
"Mary's Dream Coffee": Der Kaffee mit Geschichte
Sei es drum. Schlimmer kann "Mary's Dream Coffee" eh nicht sein als der schwedische Magenverdreher am Morgen nach einer durchzechten Nacht, aus der noch die Klänge von viel zu teurem Bier gepaart mit dem Geschrammel Che Sudakas im Schädel nachbrummen. Man, ich war mal so cool wie das Produkt-Design der Tetra-Packs, in denen Marens Kaffee der Träume schlummert.
"Hello Coffee Lover" begrüßt mich die Produktbeschreibung auf deren Rückseite. Ich fühle mich geschmeichelt, aber wenn Mr. Brown wüsste, was ich hier treibe, er würde mich wohl keines Blickes mehr würdigen. In Skandinavien sei Oat Coffee schon lange ein Hit, belehrt mich die Beschreibung weiter. Na toll, denke ich mir, während ich das Päckchen öffne und einen längst vergessen geglaubten Schluck skandinavische "Lebensfreude" ins Glas kippe.
Auf der Kokos-Variante steht übrigens eine andere Geschichte. Hier berichtet Mary von ihren Reisen nach San Francisco und Bali, auf denen sie ihre Leidenschaft für den Kokosnuss-Kaffee entdeckte. Was eine Lovestory. Den anfänglichen Schmeicheleien weicht ein Gefühl von Minderwertigkeit: Wenn ich mich recht erinnere, verlor ich damals mein Herz an Mr. Brown auf einem nebeligen Rastplatz irgendwo entlang der A45 in der Tristesse zwischen Siegen und Dortmund.
Erst mal dran schnuppern
Bevor der Kaffee der Träume meine Geschmacksknospen verwöhnt, kommen Geruchs- und Sehsinn zum Einsatz. Ein Mann liebt eben mit allen Sinnen. Wer hätte es gedacht: Kaffee mit Haferdrink sieht aus wie Kaffee und riecht auch so. Wenig deutet meiner Nase auf den Hafer hin, dagegen dominiert ein Aroma, das mich an dunkle Schokolade erinnert.
Anders verhält es sich bei der Kokos-Variante. Hier dominiert die Frucht des tropischen Palmengewächses den Geruch. Bittere Kaffeenoten treten nur im Hintergrund auf. Markant ist der Unterschied beider Sorten beim Aussehen: Die Kokos-Variante ist deutlich heller und wirkt dickflüssiger als der Kaffee mit Haferdrink.
Curly Wurly mit Urlaubsfeeling
Dieser Eindruck bestätigt sich auch beim Geschmackstest. Im Mund fühlt sich die Hafer-Variante deutlich wässriger an. So, wie ich es von einem Kaffee ohne Milch gewohnt bin. Entgegen des Geruchs ist der Hafer-Kaffee wirklich süß. Überraschend tritt aber die Hafernote nicht so sehr in den Vordergrund wie gedacht. Viel eher erinnert mich der Geschmack des Kaffees an Karamell.
Um genau zu sein, weckt der Drink Erinnerungen an eine abgeschwächte Version von "Curly Wurly" – einer britischen Karamell-Schokoladen-Köstlichkeit, die sich beim Verzehr herrlich an den Zähnen verfängt. Ich bin begeistert! Mein Hafermilch-im-Kaffee-Trauma der frühen Zwanziger ist überwunden. Und Mr. Brown? Naja, nichts heilt eine verflossene Liebe so wie eine neue. Ob die Kokosnuss mich auch verführt?
Der Geschmack des Kokosnuss-Kaffees deckt sich mit dem Geruchsempfinden. Die Kokosnuss ist derart dominant, dass es mir persönlich schwerfällt, überhaupt den Kaffee zu schmecken. Allerdings kommt beim Verzehr ein Funken Urlaubsfeeling auf. Und auch die Konsistenz ist in sich stimmig.
Der Drink fühlt sich an, wie ich es von anderen Kaffeedrinks gewohnt bin. Im Vergleich zur Hafer-Version ist die Kokosnuss dickflüssiger. Mir schmeckt es. Als Standard-Drink wäre mir die Kokos-Variante zu intensiv. Aber mal was "Verrücktes" für zwischendurch? Da passt der Kokos-Kaffee für mich perfekt.
Fazit zu "Mary's Dream Coffee" aus DHDL
Für Kaffeetrinker ist "Mary's Dream Coffee" eine wirklich gelungene Abwechslung. Veganer und laktoseintolerante Menschen greifen beim Drink naturgemäß zu. Alle anderen machen mit dem Kaffee ebenfalls nichts verkehrt, wenn sie ihrem Gaumen eine köstliche Abwechslung spendieren wollen, die abseits der breitgetretenen Pfade liegt.
Ob eine Löwin oder ein Löwe ebenfalls "Mary's Dream Coffee" verfällt, erfahren Sie heute Abend um 20.15 Uhr auf Vox.
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