Ausstellung Mode trifft auf "Affenliebe": Designer Joop zeigt Lebenswerk

Wolfgang Joop ist mehr als ein Modedesigner - das zeigt er in einer Ausstellung über sein Lebenswerk im Kunstraum Potsdam. Foto:
Wolfgang Joop ist mehr als ein Modedesigner - das zeigt er in einer Ausstellung über sein Lebenswerk im Kunstraum Potsdam. Foto
© Monika Wendel/dpa
Von Mode bis Marmoraffen: Die Ausstellung zum Lebenswerk von Wolfgang Joop offenbart überraschende Seiten. Worauf der Designer und Künstler jetzt noch Lust hat.

Er sei ein "göttlicher Dilettant", sagte der Designer Wolfgang Joop mal über sich. Wohl mit einem Augenzwinkern, denn er ist ein Multitalent. Jetzt, mit bald 81 Jahren, wagt der Künstler einen Blick auf sein Lebenswerk. Eine neue Ausstellung in seiner Heimatstadt Potsdam (4. Oktober bis 18. November) zeigt seine besondere "Affenliebe" und dass die Mode nur eine seiner Disziplinen ist. 

Joops Kollektionen, die auf Laufstegen in Paris oder Mailand zu sehen waren, werden in der Retrospektive im Potsdamer Kunstraum per Video-Projektion noch einmal in Szene gesetzt. "Mit Kleidern wollte ich Geschichten erzählen", sagte Joop der Deutschen Presse-Agentur. "Wenn es unfertig oder verkehrt aussieht, das hat Charme." 

Kein roter Teppich geplant

Im Alter scheint der Designer, der auch bei "Germany's Next Tomodel" als Juror neben Heidi Klum saß und für die Haute Couture mit Topmodels gearbeitet hatte, Glamour und eine schnelllebige Modewelt hinter sich zu lassen. Einen roten Teppich für Stars und Prominenz sollte es zur Ausstellungs-Vernissage nicht geben, hieß es aus dem Joop-Team. 

"Für die ganze Aufregung bin ich nicht mehr so ganz gemacht", meinte ein nachdenklich wirkender Joop vor wenigen Tagen im Gespräch mit der dpa. Mit Karl Lagerfeld, der 2019 starb, und Jil Sander zählt er zu den erfolgreichsten deutschen Modemachern. Häme aus der Branche musste er in der Vergangenheit hinnehmen, etwa weil er Kompressionsstrümpfe entwarf. Joop eckte aber selber mit manch provokanten Äußerungen an. 

Rückschau berührt 

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Die bislang einmalige Werkschau löst bei ihm wehmütige Gefühle aus: "Ich gucke hin und sage: Das bist du gewesen. Da sehe ich jetzt keine Zukunft unbedingt, sondern nur eine Vergangenheit, die mich berührt. Denn bei jedem Bild und bei jeder Kollektion und jedem Foto fällt mir die ganze Zeit wieder ein." Auch Zeichnungen, die Joop 1975 von seinem Großvater und seiner Mutter gemacht hat, sind zu sehen. 

Hamburg und New York waren wichtige Stationen im Leben des Künstlers. Potsdam aber bezeichnet er als seinen Sehnsuchtsort. Auf einem Bauernhof in der Stadt, nicht weit vom berühmten Park Sanssouci entfernt, wurde Joop geboren. Hier lebt er auf dem umgebauten Anwesen mit seinem Lebenspartner Edwin Lemberg, der die Ausstellung "Wolfgang Joop im Kunstraum" plante. 

Zwar waren einige der Kunstwerke bereits an mehreren Orten ausgestellt, bislang aber nie in der großen Bandbreite zusammen mit den Modekreationen. "Künstler und Modemacher sind eins", schreibt der Kunstwissenschaftler Christoph Tannert im Katalog zur Ausstellung.

Joop zeigt seine große "Affenliebe"

Die Retrospektive hätte auch den Titel "Affenliebe" tragen können, erzählte Joop. Der Besucher entdeckt in der rund 450 Quadratmeter großen Galerie Affen in Acrylfarbe, als Stickerei mit Silberfäden und als schwarze Marmorbüsten mit goldenem Rosenkranz. Etliche der Werke entstanden 2011 und 2012. 

Der Affe, der unter anderem gerne zur Parodie menschlichen Verhaltens genutzt wird, ist für Joop mit einer Kindheitserinnerung verbunden: Als er als kleiner Junge die Nähe seiner Mutter suchte, bekam er zurückweisend zu hören, das sei doch "Affenliebe". 2014 hatte er auch einmal erzählt, er sei im Innern das schüchterne Kind geblieben. 

Lust auf ein neues Projekt? 

Bis zum 18. November ist die Joop-Ausstellung im Kunstraum Potsdam von 12.00 bis 20.00 Uhr bei freiem Eintritt zu sehen. Es sei denkbar, die Schau auch in anderen Städten zu zeigen, sagte Lemberg, ohne genauere Pläne zu nennen. Derweil kann sich Joop ein neues Projekt vorstellen: "Ich hätte noch Lust auf ein bösartig zynisches, lustiges Buch", sagte er. "Man hat ja so viele Anekdoten erlebt."

dpa