Verkehrsverbund Was ändert sich durch den Fahrplanwechsel beim RMV?

Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) hat seinen neuen Fahrplan vorgestellt. (Archivbild) Foto: Lando Hass/dpa
Der Rhein-Main-Verkehrsverbund (RMV) hat seinen neuen Fahrplan vorgestellt. (Archivbild) Foto
© Lando Hass/dpa
Ab 14. Dezember gilt ein neuer Fahrplan. Für Pendler und Bahnreisende des RMV bedeutet das weniger Verbindungen und Haltestellen. Wo liegen die Gründe und was hat die Deutsche Bahn damit zu tun?

Wegen Überlastung der Schieneninfrastruktur streicht der RMV Verbindungen und Haltestellen im regionalen Zugverkehr. "Da die Deutsche Bahn mehr ICE-Züge auf die Gleise bringt und diesen von der Eigentümerin des Schienennetzes DB InfraGO Vorrang gewährt wird, entfallen einzelne Regionallinien und -halte", erklärte der Verkehrsverbund bei der Vorstellung des neuen Fahrplans. Dieser gilt ab dem 14. Dezember. 

Welche Verbindungen sind von der Ausdünnung betroffen? 

Laut den Angaben entfällt etwa die Linie RE5 zwischen Frankfurt und Fulda komplett. Auf der RE70 entfallen die Halte in Mörfelden und Mannheim-Waldhof. Die RE85 kann nicht mehr in Offenbach Hauptbahnhof halten. Die RB53 (bisher Gemünden – Schlüchtern) führt künftig nach Flieden. 

Der neue Fahrplan bringe aber auch positive Neuerungen: Auf der Strecke Friedberg-Friedrichsdorf gebe es bessere Umsteigezeiten. Das neue Terminal 3 am Frankfurter Flughafen wird an den ÖPNV angebunden. Auch bei den Regionalbuslinien gebe es punktuelle Verbesserungen. 

Offener Brief an Bahn-Chefin sei ein Hilferuf

Erst kürzlich hatte RMV-Chef Knut Ringat einen offenen Brief an die neue Bahn-Vorstandsvorsitzende Evelyn Palla geschrieben und eine bessere Abstimmung bei Bauarbeiten gefordert, um Belastungen für Pendler zu verringern. Dieser Brief sei ein Hilferuf, sagte Ringat nun in Frankfurt. "Wir schaffen es nicht, besser zu sein, als es im Moment ist. Und dieses Besser ist schlecht für den Kunden."

Der Fernverkehr werde seitens der DB priorisiert und der Regionalverkehr auf der knappen Infrastruktur verdrängt. Eine Antwort auf das Schreiben gebe es bisher nicht. 

Gregor Peter Schmitz mit den Buchstaben GPS

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RMV: Fahrgäste stehen im Regen

Ringat kritisierte die Koordination und Kommunikation von Ausbau- und Instandhaltungsmaßnahmen seitens der Bahn. "Unsere täglich rund 2,5 Millionen Fahrgäste und hier vor allem die Pendler leiden unter Einschränkungen durch kurzfristige Ausfälle und Fahrplanänderungen, oft "im Regen stehend" ohne jegliche Information", schrieb Ringat in dem Brief. Qualitätseinbußen nähmen in "besorgniserregendem Maße" zu. Fahrgäste wendeten sich ab und nutzten das Auto.

Wie reagieren Deutsche Bahn und Fahrgastverband Pro Bahn?

Die Deutsche Bahn halte die vom RMV aufgeworfenen Fragen für relevant, teilte ein Sprecher mit. Es werde zeitnah eine Antwort auf den Brief geben und die Bahn wolle an einer Lösung arbeiten. Zugleich sagte er: "Eine Alternative zu Modernisierung und Sanierung des Schienennetzes gibt es aber leider nicht, wenn wir die Schieneninfrastruktur erhalten und stärken wollen."

Der Fahrgastverband Pro Bahn in Hessen fordert mehr Verlässlichkeit, bessere Beschilderungen bei Ersatzverkehren und dass Regionen nicht durch Baustellen abgehängt würden. "Insgesamt sehen wir mehr Verschlechterungen als Verbesserungen im neuen Fahrplan", sagte Klaus Zecher von Pro Bahn Hessen. Der jetzige Fahrplanentwurf sei nicht ausreichend, um eine Verkehrswende in Hessen herbeizuführen – eher im Gegenteil. 

Welche Baustellen gibt es im kommenden Jahr?

Großbaustellen im Schienennetz wird es auch 2026 geben – der RMV weist auf neun besonders große Projekte hin. Darunter der Bau eines neuen digitalen Stellwerks von Januar bis Oktober in Mainz. Das führe zwischen Wiesbaden, Mainz und Frankfurt zu weniger S-Bahn-Verbindungen. 

Während einer Generalsanierung der rechten Rheinstrecke von Juli bis Dezember 2026 werde die RB10 durch Busse ersetzt. Die Regionalbahn RE19 zwischen Frankfurt und Koblenz wird erst im Dezember kommenden Jahres ihren Betrieb aufnehmen – wegen der Bauarbeiten und weil die Züge später als geplant geliefert werden. 

Tickets werden teurer

Bereits beschlossen ist, dass die Tickets ab 1. Januar teurer werden. Das Deutschlandticket kostet dann 63 statt bisher 58 Euro. Auch die ermäßigten Nahverkehrstickets in Hessen wie das Schüler- und das Seniorenticket werden teurer, gleiches gilt für das ermäßigte Deutschlandticket, den Hessenpass mobil. 

Und was ändert sich im Nahverkehr in Nordhessen?

Der Nordhessische Verkehrsverbund (NVV) kündigte ebenfalls Einschränkungen im Regionalzugverkehr an, weil es auf einigen Strecken durch Baustellen und umgeleitete Züge nicht genügend Kapazitäten gebe. So fahre die Regio-Tramlinie RT5 zwischen Melsungen und Kassel ab Mitte Juli 2026 nur stündlich statt halbstündlich. Zudem würden mehrere Fahrten der RE5 von Bad Hersfeld nach Kassel und der RB38 zwischen Wabern und Kassel entfallen. 

Auf den Regionalbahnlinien RE8/RE9, RB5 und RB6 hat der NVV dagegen zusätzliche Fahrten und Halte angekündigt. Details zum Fahrplan will der NVV Anfang Dezember vorstellen.

dpa