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Experten warnen vor Ausbreitung Das Coronavirus hat Afrika erreicht: "Die Leute werden auf den Straßen sterben"

Ein Polizist im Senegal
Ein Polizist im Senegal. Am 22. März gab es dort 56 Corona-Infizierte.
© Jerome Gilles/ / Picture Alliance
Immer mehr afrikanische Länder melden Coronafälle. Die schlechte Gesundheitsversorgung macht Virologen wie Christian Drosten Sorgen. Die Pandemie könnte auf dem Kontinent besonders viele Todesopfer fordern.

Lange Zeit war der afrikanische Kontinent ein weißer Fleck auf der Corona-Weltkarte. Während sich das Virus in Asien und dann in Europa ausbreitete, meldete Afrika nur sehr geringe Zahlen von Infizierten. Doch das hat sich geändert: In 38 Staaten des Kontinents gibt es inzwischen Fälle von Sars-CoV-2. Am Samstag meldeten der Kongo und Simbabwe ihre ersten Toten durch die Erkrankung.

Schon in der vergangenen Woche mahnte Tedros Adhanom Ghebreyesus, Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dass Afrika "aufwachen solle" im Kampf gegen Corona. "Der beste Ratschlag an Afrika ist, sich auf das Schlimmste vorzubereiten, und heute damit anzufangen", so Tedros, der selbst aus Eritrea stammt. Bislang sind die gemeldeten Zahlen aus Afrika noch überschaubar: Laut der John Hopkins University sind in Südafrika aktuell (Stand 22.03.2020) 240 Menschen an dem Coronavirus erkrankt, in Ägypten sind es 294, zehn von ihnen sind gestorben. In Algerien sind es 139 Fälle und 15 Todesopfer.

Geringe Fallzahlen von Corona in Afrika

Die vergleichsweise geringen Fallzahlen sind trügerisch, denn Experten gehen davon aus, dass nicht unbedingt weniger Menschen erkrankt sind, sondern schlicht zu wenig getestet wird. Die Dunkelziffer der Infizierten liege demnach sehr hoch. Und: Der Altersdurchschnitt auf dem Kontinent könnte auch eine Rolle spielen bei den bislang sehr niedrigen Fallzahlen. Bei Kindern und jüngeren Menschen wurden häufig eher milde Krankheitsverläufe beobachtet. Es könnten also jüngere Menschen infiziert sein, ohne dass sie als Erkrankte in der Statistik auftauchen. 

Um die Ausbreitung des Virus zu verhindern, reagieren die Länder. In der Millionenmetropole Lagos wurde die Schulen geschlossen. Auch in Südafrika sind die Schulen dicht, größere Veranstaltungen abgesagt und das Reisen eingeschränkt. Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa sprach in einer TV-Ansprache von einer "nationalen Katastrophe". 

Der deutsche Virologe Drosten schaut mit Sorge nach Afrika. "In den afrikanischen Ländern wird in diesem Sommer der Peak der Infektionen auftreten. Ich mag mir gar nicht ausmalen, welche Bilder man sehen wird. Wir werden noch erleben, dass die Leute daran auf den Straßen sterben in Afrika. Die Situation wird schlimm sein, sehr schlimm", sagte er im stern-Interview (Das ganze Gespräch können Sie hier lesen). 

Hintergrund ist die mitunter desolate Gesundheitsversorgung in vielen afrikanischen Staaten. Vor allem in Slums am Rande der großen Städte leben die Menschen auf engstem Raum, der Zugang zu sauberem Wasser ist ein Problem. "Wenn das Virus erst seinen Weg in die Slums gefunden hat", so die Kapstädter Gesundheitsökonomin Susan Cleary, "dann wird es zur Katastrophe kommen", berichtet der "Tagesspiegel". So verfügt Kenia, ein Land mit rund 50 Millionen Einwohnern, gerade einmal über 130 Intensivbetten. Zum Vergleich: In Deutschland sind es über 28.000. 

kg

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