Britische Studie Chips, Cola, Tiefkühlpizza: Hochverarbeitete Lebensmittel könnten das Krebsrisiko erhöhen

Frau isst Cola, Chips und Süßes
Cola, Chips und Süßes sind ein verlockender Snack – doch wer oft ultraverarbeitete Lebensmittel isst, könnte ein höheres Krebsrisiko haben.
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Fertiggerichte, Cerealien und Chips sind lecker. Gut für die Gesundheit sind diese hochverarbeiteten Lebensmittel allerdings nicht – sie könnten sogar das Krebsrisiko erhöhen.

Nach einem langen Arbeitstag schnell noch die Currywurst in die Mikrowelle oder eben die cremige Pasta aufwärmen. Sie sind im Handumdrehen fertig, sättigen und schmecken oft sehr lecker. Die Rede ist von hochverarbeiteten Lebensmitteln. Doch der Verzehr von Fertiggerichten, kohlesäurehaltigen Getränken, Frühstückscerealien, abgepacktem Brot und anderen stark verarbeiteten Lebensmitteln könnte mit einem Anstieg von Krebserkrankungen und -todesfällen in Verbindung stehen.

So die Annahme einer Forschungsgruppe am Imperial College London. "Diese Studie ergänzt die zunehmenden Belege dafür, dass ultraverarbeitete Lebensmittel wahrscheinlich negative Auswirkungen auf unsere Gesundheit, einschließlich unseres Krebsrisikos, haben", sagte Studienautorin Dr. Eszter Vamos in einer Mitteilung.

Stark verarbeitete Lebensmittel werden bereits mit einer Reihe von Gesundheitsschäden in Verbindung gebracht – darunter Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes Typ 2. In den Produkten steckt oft zu viel Salz, Fett und Zucker. Enthaltene Zusatzstoffe sorgen dafür, dass das Pesto im Glas oder die Tiefkühlpizza lange haltbar sind und eine gute Konsistenz haben. Ein weiterer Minuspunkt: Es kann bei der Herstellung von kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln zu einer Verunreinigung mit dem krebserregenden Stoff Acrylamid kommen, wenn diese zu stark erhitzt werden. Oder über die Kunststoffverpackung können Weichmacher wie Phthalate oder Bisphenole in das Lebensmittel übergehen.

Doch: Sie sind auch praktisch und lecker – und nicht alle stark verarbeiteten Lebensmittel sind für Verbraucher:innen leicht als solche erkennbar. Kein Wunder also, dass viele Menschen nicht mehr frisch mit Gemüse kochen, sondern fix ein Fertiggericht zubereiten: In Deutschland, Großbritannien, Kanada und den USA tragen die hochverarbeiteten Lebensmittel etwa die Hälfte zur gesamten Energiezufuhr bei, informiert die Deutsche Gesellschaft für Ernährung.

Krebsrisiko und stark verarbeitete Lebensmittel

Was sind hochverarbeitetete Lebensmittel?

Ultra-processed foods oder kurz UPFs heißen stark verarbeitete Lebensmittel auf Englisch. Es handelt sich dabei um verzehrfertige Produkte, die aus einer Kombination von synthetischen Zutaten und lebensmittelbasierten Zutaten hergestellt werden. Sie sind meist lange haltbar, billig und sehr schmackhaft. Aber: In ihnen steckt oft viel Zucker, Salz und Fett. In der sogenannten NOVA-Klassifikation werden Lebensmittel eingestuft von "unverarbeitet" auf Stufe eins bis "hochverarbeitet" auf Stufe 4.

Hilfe für Verbraucher:innen

Mit der Produktdatenbank "Open Food Facts" können sich Verbraucher:innen orientieren, welche Lebensmittel unter die ultraverarbeiteten fallen. Dort werden die Nährwertangaben, die Nutri-Score-Bewertung und die Einstufung der NOVA-Klassifikation angegeben.

Wie sind die Wissenschaftler:innen nun zu ihrer Annahme gelangt, dass der Verzehr von ultraverarbeiteten Lebensmitteln das Krebsrisiko erhöht? Das Forschungsteam hat die Daten von 200.000 Erwachsenen aus der UK-Biodatenbank analysiert. Die Wissenschaftler:innen hatten den Gesundheitszustand der Proband:innen zehn Jahre beobachtet und sie zweimal einen Ernährungsfragebogen ausfüllen lassen. Insgesamt haben die Forschenden 34 verschiedene Krebserkrankungen mit dem Verzehr von hochverarbeiteten Lebensmitteln in Beziehung gesetzt.

Das Ergebnis: Ein höherer Verzehr von ultraverarbeiteten Lebensmitteln ist mit einem höheren Krebsrisiko insgesamt und speziell mit Eierstock- und Hirntumoren verbunden. Auch das Risiko an Krebs zu sterben, ist laut der Studie erhöht, wenn viele ultraverarbeiteten Lebensmittel auf dem Speiseplan stehen.

Nur Hinweise, keine Beweise

Aber: Die Wissenschaftler:innen können mit dieser Studie keinen direkten Zusammenhang zwischen dem erhöhten Krebsrisiko und dem Verzehr von ultraverarbeiteten Lebensmitteln herstellen. Auch wissen sie nicht, welche Inhaltsstoffe in den Produkten dafür verantwortlich sein könnten. Das bedeutet also: Die Studie liefert erste Hinweise darauf, dass Menschen, die viele stark verarbeitete Lebensmittel essen, ein höheres Risiko haben, an Krebs zu erkranken oder daran zu sterben.

Was auch zu sehen war: Menschen, die mehr ultraverarbeitete Lebensmittel konsumieren, haben sich insgesamt ungesünder verhalten. Sie haben sich weniger bewegt, eher geraucht und litten eher an Krankheiten wie Bluthochdruck oder Diabetes. Außerdem steht der hohe Verzehr laut Studie mit einem niedrigen Einkommen und Bildungsgrad in einem Zusammenhang. Neben den stark verarbeiteten Lebensmitteln könnten sich auch diese oder weitere Faktoren negativ auf das Krebsrisiko auswirken.

Auch Übergewicht spielt eine Rolle für das Krebsrisiko

"Haushalte mit niedrigem Einkommen sind besonders anfällig für diese billigen und ungesunden ultraverarbeiteten Lebensmittel. Minimal verarbeitete und frisch zubereitete Mahlzeiten sollten subventioniert werden, um sicherzustellen, dass jeder Zugang zu gesunden, nahrhaften und erschwinglichen Optionen hat", sagte die Studienautorin Dr. Kiara Chang in einer Mitteilung zur Studie. Sie fordert, dass die Bevölkerung vor stark verarbeiteten Lebensmitteln beschützt werden müsse.

Ein weiterer Punkt ist, dass Menschen, die viele hochverarbeitete Lebensmittel konsumieren, mehr Kalorien aufnehmen und daher in der Studie eher fettleibig waren als Proband:innen, die kaum ultraverarbeitete Lebensmittel essen. Denn: In Chips oder Cerealien stecken meist kaum Nährstoffe und Ballaststoffe, dafür liefern sie aber viel Zucker und gesättigte Fettsäuren. Übergewicht selbst gilt als Risikofaktor für bestimmte Krebsarten, darunter Speiseröhrenkrebs, Nierenkrebs sowie Dick- und Enddarmkrebs.

Auch eine Studie aus den USA liefert Hinweise darauf, dass der Verzehr von vielen ultraverarbeiteten Lebensmitteln das Risiko für Dickdarmkrebs bei Männern erhöhen könnte. Um wirklich zu beweisen, dass Menschen, die viele stark verarbeitete Lebensmittel essen, ein erhöhtes Krebsrisiko haben, ist noch weitere Forschung nötig.

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