38. Toronto International Film Festival Daniel Brühl schlägt doppelt ein

Torontos Filmfest ist zur Halbzeit fast zum Daniel-Brühl-Festival geworden. Der deutsche Schauspieler ist mit zwei Werken angereist und begeistert in unterschiedlichen Rollen das kanadische Publikum.

Den Namen Daniel Brühl werden die Besucher des 38. Toronto International Film Festival so schnell nicht vergessen, sein Gesicht auch nicht. Das Konterfei des 35 Jahre alten deutschen Schauspielers blickt zurzeit an jeder zweiten Straßenbahn-Haltestelle von Filmplakaten. Brühl ist mit gleich zwei Filmen in der kanadischen Metropole vertreten: "Rush" und "The Fifth Estate" - beide viel beworben, beide hochgelobt.

Doch damit nicht genug. Die Weltpremiere von "The Fifth Estate" war auch noch der offizielle Auftaktfilm der Festspiele, traditionell der Film, über den im Vorfeld am meisten spekuliert und geredet wird. Die Galavorstellung von "Rush" bildete dann am Sonntagabend den Höhepunkt des Wochenendes. Mehr Brühl geht kaum.

Weltweiter Durchbruch?

Der 35-Jährige nahm den Wirbel um seine Person bei der Pressekonferenz zu "The Fifth Estate" gelassen. "Ich freue mich, mit zwei so großartigen Filmen hier sein zu dürfen. Ich bin sehr stolz auf beide. Die Resultate sind phänomenal."

Auch wenn er vor Jahren bereits beim Toronto International Film Festival (TIFF) war, diesmal ist Brühl mit doppelter Visitenkarte angereist. Beide Filme sind internationale Produktionen mit jeweils beeindruckenden Ensembles wie Benedict Cumberbatch, Stanley Tucci und Laura Linney ("The Fifth Estate") oder Chris Hemsworth und Olivia Wilde ("Rush").

Dass das verhältnismäßig nahe Hollywood die TIFF-Auswahl besonders aufmerksam betrachtet, ist kein Geheimnis. Dem deutschen Star könnte Toronto zum weltweiten Durchbruch verhelfen oder zumindest das Sprungbrett für weitere internationale Produktionen bedeuten. Eines hat Brühl auf jeden Fall bewiesen: Der "Good Bye, Lenin!"-Darsteller ist vielseitig und überzeugt auch in schwierigen Charakterrollen.

Sehen Sie auf der nächsten Seite den Trailer von "The Fifth Estate".

In "The Fifth Estate" von Regisseur Bill Condon ("The Twilight Saga - Breaking Dawn") über WikiLeaks-Gründer Julian Assange spielt Brühl Assanges früheren Sprecher Daniel Domscheit-Berg, der dessen brisanten Aufdeckungen zunächst euphorisch und später kritisch gegenübersteht. Brühl ist der ruhige Gegenpol zu Cumberbatchs Darstellung von Assange. Überzeugend mimt er einen Mann mit großen Idealen und tiefem Bewusstsein für Gerechtigkeit. Der Film soll als "Inside WikiLeaks - Die fünfte Gewalt" am 31. Oktober in Deutschland anlaufen.

In "Rush", dem Motorsport-Film von Oscar-Preisträger Ron Howard ("A Beautiful Mind"), muss Brühl eine ganz andere Seite zeigen. Seine Verkörperung des ehrgeizigen, taktisch kühlen und oft aufbrausenden Rennfahrers Niki Lauda begeisterte nicht nur den Formel-1-Weltmeister Lauda persönlich. Auch das Publikum in Toronto quittierte die Nordamerika-Premiere mit tosendem Applaus - vor allem, als der echte Lauda als Überraschungsgast auftauchte und Brühl herzlich umarmte. Das Werk soll in Deutschland am 3. Oktober anlaufen.

Publikum wählt den Sieger

Nachdem es am Sonntag bei den 70. Internationalen Filmfestspielen in Venedig bereits einen wichtigen Preis für einen deutschen Film gab, als Philip Grönings Film "Die Frau des Polizisten" mit dem Spezialpreis der Jury prämiert wurde, könnte es am kommenden Wochenende erneut zu einem Erfolg mit deutscher Beteiligung kommen.

Am Sonntag (15. September) wird der diesjährige Gewinnerfilm von Toronto bekanntgegeben. Und da - anders als in Berlin, Cannes und Venedig - in Kanada nicht eine Jury, sondern das Publikum den Sieger wählt, haben "The Fifth Estate" und "Rush" gute Chancen. Auch dank Daniel Brühl, der in Toronto gerade überall präsent zu sein scheint.

DPA
Manuela Imre, DPA

PRODUKTE & TIPPS