Barry Manilow Der Schmusesänger mit dem Dauer-Lächeln

Barry Manilows sentimentalem Kitsch kann man sich kaum entziehen. Wenn die Geigen zu dem Schmusehit "Mandy" von 1974 einsetzen, laufen selbst einem harten Rockstar wie Axl Rose Gänsehaut-Schauer über den Rücken. Jetzt feiert er seinen 60. Geburtstag.

Manilow, der Mann mit dem Dauer-Lächeln und der typischen Föhnfrisur, hat längst Kultstatus erreicht. Spätestens seit er der schrulligen Anwältin Ally McBeal aus der gleichnamigen TV-Serie immer leibhaftig durchs Bild tanzt. Jetzt feiert Manilow seinen 60. Geburtstag.

Weit über 50 Millionen Platten hat er verkauft, hunderte von Songs geschrieben und sich im Fernsehen, auf der Leinwand, auf der Bühne und bei Mega-Tourneen weltweit einen Namen gemacht. Songs wie "It's A Miracle", "Could It Be Magic", "I Write The Songs" und "Copacabana" wurden zu Welthits und Evergreens. Nebenbei gewann er einen Grammy, einen Emmy und einen Tony und war sogar schon für einen Oscar nominiert. 1977 platzierte er gleichzeitig fünf Alben in den Charts, das hatten vor ihm nur Frank Sinatra und Johnny Mathis geschafft.

Der Junge von nebenan

"Frankie" selbst gab Manilow dann auch den Ritterschlag: "Er allein ist mein würdiger Nachfolger", sagte Sinatra einmal. Und das, obwohl Manilow von den Kritikern immer wieder verrissen wurde. Dass er laut "Rolling Stone" "gnadenlos dumme Texte" fabriziere, war seinen Fans schon seit jeher egal. Schließlich kämen seine Songs laut "New York Times" so liebenswert schlicht herüber, "als habe sie der Junge von nebenan geschrieben".

Der Junge von nebenan ist er auch gewissermaßen. Er kam als Barry Alan Pincus 1946 im New Yorker Stadtteil Brooklyn zur Welt und begann mit sieben Jahren zunächst Akkordeon und Piano zu spielen. Schon sehr früh wurde er ins New York College of Music und in die berühmte Julliard School aufgenommen, arbeitete nebenbei im Postraum des TV-Networks CBS und wurde dort als 18-Jähriger als Arrangeur entdeckt. 1972 lernte er Bette Midler kennen - angeblich in der Sauna. Er wurde zu ihrem Klavierbegleiter, produzierte ihr Album "The Divine Miss M.", für das sie einen Grammy gewann.

Bette Midler war so beeindruckt von Manilows "charismatischer Persönlichkeit", wie sie sagte, dass sie ihn dazu animierte, bei ihren Konzerten mit eigenem Material zu glänzen: "Das Gefühl, als völlig Unbekannter mitten in der Bette-Midler-Show einige Solo-Nummern zu spielen, war ungefähr so, als hätte ich im Getöse des Zweiten Weltkrieges ein Konzert geben müssen", erinnert sich Manilow später. Trotzdem war es ein voller Erfolg, kurz darauf kam der "Mandy"-Hit, und Midler war ihren Pianisten los.

"Ein Gigant unter den Entertainern"

Er startete zur eigenen Karriere durch - mit Platten und Musicals. 1994 wurde "Copacabana" in London uraufgeführt, das er nach seinem gleichnamigen Hit betitelte. 1997 schrieb er "Harmony" - über das Schicksal des deutsch-jüdischen Vocal-Ensembles Comedian Harmonists, das trotz größter Erfolge unter Hitler Auftrittsverbot erhielt.

Mit dem kommerziellen Erfolg konnte Manilow auch künstlerische Freiräume nutzen. In den 80er Jahren spielte er mit verschiedenen Größen der Jazz-Szene das Album "2 AM-Paradise Café" ein. Mit einem opulenten Big-Band-Sound überraschte seine Platte "Swing Street". Das honorierten selbst die nölenden Kritiker. "Rolling Stone" schrieb jetzt: "Barry Manilow ist ein Mega-Star geworden, eine Legende, ein Gigant unter den Entertainern. Er ist unbestritten der Showmann unserer Generation, ein Mann mit traumhaft sicherem Gespür für große Bühnen-Gesten und eingängige Pop-Rhythmen." Und das englische Magazin "Melody Maker" ergänzte selbstironisch: "Es ist Zeit für die Manilow-Hasser, ihre Niederlage einzugestehen! Er ist zu einem dominierenden Teil der Pop-Landschaft geworden."

Auf das Altenteil zieht sich Manilow wohl nicht so schnell zurück. Derzeit steht er fünf Mal die Woche im Hilton-Hotel von Las Vegas mit seiner eigenen Show "Manilow: Music and Passion" auf der Bühne. Dort bleibt er auch noch - bis Ende des Jahres 2007.

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Carla S. Reissman/DPA

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