"Jetzt wird es schön", schwärmt Horst Lichter, als er das prächtige Silber-Service erblickt, das Wendela Horz gerade begutachtet. Sein Besitzer, ein 65 Jahre alter Bankkaufmann aus Uelzen namens Dirk, möchte das Set nicht mehr weiter putzen und es deshalb buchstäblich versilbern.
Die Expertin ist begeistert von dem fünfteiligen Service mit Rechaud, das Anfang des 20. Jahrhunderts von dem renommierten britischen Silberwarenhersteller Elkinton & Co. hergestellt und von dem Hoflieferanten Asprey verkauft worden sei. 4000 Euro möchte der Verkäufer gerne erlösen. "Dann würde ich einen altersangepassten Jubelhupfer vollziehen", sagt der 65-Jährige. "Den würde ich gerne sehen", sagt Lichter und fordert die Expertin auf: "Sorg dafür, dass der hüpft." Doch Horz ist zunächst vorsichtig, würde eher mit 3500 Euro ins Rennen gehen. Auf Nachbohren von Lichter lässt sie sich überreden, die Expertise auf eine Spanne von 3500 bis 4000 Euro zu korrigieren. "Ich möchte auch den Hüpfer sehen", sagt die Expertin.
"Bares für Rares": Der Deal droht zu platzen
Den Händlern ist durchaus bewusst, welchen Schatz sie vor sich haben. "Kleines Schloss in England leergeräumt", scherzt Walter "Waldi" Lehnertz, als der Verkäufer den Händlerraum betritt. Die Auktion beginnt standesgemäß mit 2000 Euro. Doch bei 2600 Euro ist nur noch Wolfgang Pauritsch im Rennen.
Für diese Summe möchte Dirk jedoch nicht verkaufen, wie er deutlich zum Ausdruck bringt. Schrittweise erhöht Pauritsch seine Gebote bis auf 3000 Euro. Doch die Antwort bleibt die Gleiche: "Nein." Die Verhandlungen gehen nun in eine entscheidende Phase - und es wird gepokert.
Das sind die Händler bei "Bares für Rares" – Wetten, dass Sie nicht alle kennen?

Was wäre "Bares für Rares" ohne seine 80 Euro: Das ist das Lieblingsstartgebot von Walter Lehnertz, der von allen nur "Waldi" genannt wird. Der gelernte Pferdewirt stammt aus Prüm in der Eifel und betreibt dort einen Antiquitätenhandel. Seine lockeren Sprüche wie "Ich fang dann mal mit 80 Euro an" (selbst wenn das Objekt erkennbar ein Vielfaches wert ist) oder "Engelschen" (so nennt er viele Verkäuferinnen) oder "Prügel" (seine Bezeichnung für Kunstobjekte) machen ihn zum Publikumsliebling. Ein Bieterduell mit Lehnertz kann teuer werden: Er mag ausgefallene Objekte wie alte Spielautomaten oder Militaria und bezahlt dafür gern auch deutlich mehr als den Schätzpreis. So bot er für einen alten Kicker 1750 Euro, obwohl die Expertise nur bei 600 Euro lag.
Der Österreicher macht nun seinerseits klar, dass er nicht gewillt ist, noch höher zu gehen. Sein Argument: "Die Verkaufspreise stehen wie eine gute deutsche Eiche, obwohl sie aus England kommen." Der Verkäufer hätte jedoch gerne 3500 Euro. Da Pauritsch nicht mitgehen will, scheint der Deal zu platzen. Doch dann lenkt Dirk überraschend ein: 3000 Euro sei seine Schmerzgrenze, gesteht er. Genau diese Summe hat Wolfgang Pauritsch geboten.
"Hab ich Sie weichgekocht", fragt Pauritsch, der sich über seinen Kauf sichtlich freut. Etwas gedämpfter ist der Gemütszustand beim Verkäufer, der immerhin einräumt, "nicht unzufrieden" zu sein. Für einen Jubelhupfer reicht das ganz offensichtlich nicht.
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