Am Ende war der Druck einfach zu groß. Sarah Knappik hat es elf Tage und Nächte unter Menschen ausgehalten, die sie nicht mögen, und deren Ablehnung kontinuierlich gestiegen ist, bis der 24-Jährigen blanker Hass entgegenschlug. Für Sarah war es definitiv zu viel. Ihre Mitbewohner hatten sie bereits mehrfach aufgefordert, aus freien Stücken das Camp zu verlassen - zunächst ohne Erfolg. Doch am späten Abend hatten sich die Ereignisse im Lager überschlagen: Fünf Bewohner um Wortführer Mathieu Carrière stellten ein Ultimatum: "Entweder Sarah oder wir." Es kam sogar zu Handgreiflichkeiten, als Thomas Rupprath die Blondine gewaltsam daran hinterte, den "Dschungeltelefon" genannten Raum zu betreten.
Spätestens da muss Sarah das Ausmaß der Feindseligkeit klargeworden sein, die sich bei den übrigen Mitbewohnern über die Tage angestaut hatten. Mit Ausnahme von Rainer Langhans, der sich aus den Gruppenprozessen generell raushält, sowie des zaudernden Peer Kusmagk, bildeten die Dschungelbewohner eine Einheitsfront: geeint gegen Sarah. Die hat umgekehrt keine einzige Vertraute, die ihr den Rücken stärkt. So war es nur eine Frage der Zeit, bis sie aufgibt.
Kesseltreiben gegen Sarah
Unter dem verstärkten Schlaf- und Nahrungsmangel hatten die Campbewohner, allen voran Jay Khan und Mathieu Carrière ein regelrechtes Kesseltreiben veranstaltet. Die Art, wie die Gruppe erst im Sarah-Mobbing zu sich selbst fand, wirft kein gutes Licht auf die Beteiligten. Es gehört zu den wertvollen Momenten der fünften Staffel von "Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!", diese schäbigen gruppendynamischen Prozesse herausgearbeitet und veranschaulicht zu haben. Künftige Generationen von Soziologie-Studenten werden daran ihre wahre Freude haben!
Sarah hielt in der gestrigen Aussprache den Anwürfen erstaunlich gelassen stand. Dafür konnte sie sich kurz vor Toresschluss doch noch etwas Respekt erwerben. In den vorangegangenen zehn Tagen war die Bochumerin hauptsächlich als hochneurotische Zicke in Erscheinung getreten. Permanent spielte sie sich in den Vordergrund, gierte nach Aufmerksamkeit und Bestätigung. Dazu verstrickte sie sich permanent in Widersprüche: Mal bezeichnete sie sich als hart und tough, dann heulte sie wie ein Schoßhünchen, weil sie glaubte, ein Insekt getötet zu haben. Ein anderes Mal klagte sie über ihre angeschlagene Gesundheit - bei einer gepflegten Zigarette.
"Ihr fehlt der rote Faden"
Ihr Narzissmus trug schon pathologische Züge: So nervte sie das Publikum tagelang mit ihren Verdauungsproblemen. "Auch der erfolgreiche Stuhlgang muss heldenhaft gefeiert werden. Sie kommt raus und möchte Applaus wie ein kleines Kind, was von den Eltern fürs erste Häufchen gelobt werden will", analysierte die Therapeutin Dörte Leyser im RTL-Magazin "Extra" das Verhalten. Ihr Fazit: "Sie ist mit sich nicht eins. Ihr fehlt in ihrer eigenen Person der rote Faden."
Niemand möchte solche anstrengenden Persönlichkeiten in seiner unmittelbaren Nähe haben - doch im Fernsehen haben sie eine magische Anziehungskraft auf die Zuschauer. Sarah Knappik war der Hauptgarant für die exzellenten Quoten, die RTL mit der fünften Staffel des Dschungelcamps eingefahren hat. Und der Sender wusste seine Hauptattraktion richtig einzusetzen. Nicht kleckern, sondern klotzen war das Motto: Von 60 Minuten Sendung gehörten Sarah gefühlte 45. Kein Wunder, dass die anderen Campbewohner da zu kurz kamen.
Ihr unbeholfenes Englisch hat Kult-Charakter
Die Zuschauer bekamen von Sarah einfach nicht genug und schickten sie in der ersten Woche gleich sechs Mal in Folge zur Dschungelprüfung. Die dankte es mit außergewöhnlichen Aktionen stets aufs Neue: Mal lehnte sie die Aufgaben unter fadenscheinigen Gründen ab, dann wieder blamierte sie sich mit unbeholfenen Englisch-Formulierungen, die das Zeug zum Kult haben und die man bald sicherlich als T-Shirt-Aufdruck sehen wird. "All the good things are five", rief sie etwa dem netten Dschungelarzt Dr. Bob entgegen, als sie zur fünften Dschungelprüfung antreten musste. Als sie sich nach den möglichen Konsequenzen des Erbrechens erkundigte, fragte sie: "What happens when we break?"
Zerbrochen ist jetzt die merkwürdige Beziehung, die Sarah und das Team aneinander gekettet hat: Sarah brauchte die übrigen Bewohner als Publikum, als Bühne für ihre Eskapaden. Die anderen aber brauchten Sarah - nichts einte die Gruppe so stark wie die gemeinsame Ablehnung. So fungierte die 24-Jährige immer wieder als Blitzableiterin für potenzielle Konfliktherde.
Sarah hat noch eine Stinkbombe gezündet
Die können jetzt aber aufbrechen, wo der Sündenbock weg ist. Ganz oben steht die Frage, wer wem überhaupt noch trauen kann. Kurz vor ihrem Weggang hat Sarah noch eine Stinkbombe gezündet: Sie äußerte den Verdacht, dass die Liebesgeschichte zwischen Jay und Indira nur gespielt ist. Der Ex-Boygroup-Sänger habe vor Beginn der Sendung bei ihr angefragt, ob sie sich zum Schein auf eine Liaison im Camp einlassen würde. Auch wenn Jay heftig dementierte: Zumindest bei Peer zeigte das süße Gift des Zweifels seine erste Wirkung. Eine weitere Sollbruchstelle im Camp könnte Mathieu Carrière werden, der mit zunehmender Dauer immer aggressiver wird. An wem wird er sich als nächstes abarbeiten?
Es sind Fragen wie diese, die dem Dschungelcamp auch nach dem Weggang des Zugpferds eine hohe Einschaltquote sichern dürften.