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"Schulz & Böhmermann" Äpfel, Birnen und Pimmelwitze: Wie die Sexismus-Debatte entgleiste

Schulz & Böhmermann
Zoff bei "Schulz & Böhmermann": Olli Schulz zoffte sich mit Schorsch Kamerun über Pimmelwitze
© Screenshot ZDF
Olli Schulz und Jan Böhmermann wollten mit ihren Gästen über Sexismus diskutieren. Doch die Debatte lief komplett aus dem Ruder. Das lag auch am unterschiedlichen Humorverständnis der Gäste.

"Ich gehe zerfleddert aus dem Abend", sagte ein erschöpfter Jan Böhmermann nach 60 umkämpften Minuten. Gerade war seine zusammen mit Olli Schulz moderierten Talkshow zu Ende gegangen. Zum Auftakt der zweiten Staffel von "Schulz & Böhmermann" wollten die beiden das Thema Gender und Sexismus diskutieren. Eine riskante Entscheidung: Als Frank Plasberg vor zwei Jahren das Thema ansetzte, verunglückte die Diskussion derart, dass der WDR die Sendung aus der Mediathek löschte und später wiederholen ließ.

Auch Böhmermanns Sendung war eine Aneinanderreihung von Zusammenstößen, bei denen der Zuschauer nur schwer wegsehen konnte. Der erste Crash fand schon vor Beginn statt: Hinter den Kulissen hatte Olli Schulz über die Vorzüge von Früchten gesprochen und die Birne  als "unterschätzte Frucht" bezeichnet. Was Studiogast Ben Tewaag zu der Einschätzung verleitete: "So wirst du nie 'ne geile Olle kriegen", wie Schulz in der Show referierte.

Damit war die Runde gleich mitten im Thema. Tewaag erneuerte seinen Vorwurf, die Beschäftigung mit Obst und Ernährung gehöre sich nicht für einen Mann. "Die Frauen, die ich kenne, beschweren sich, dass Männer zu verweichlicht sind."

Ben Tewaag macht Laura Himmelreich ein Kompliment

Mit diesem steinzeitlichen Rollenbild hatte sich der Sohn von Uschi Glas schon nach wenigen Minuten unmöglich gemacht, und er legte nach. An Laura Himmelreich, die einzige Frau in der Runde, verteilte er gönnerhaft ein Kompliment: "Ich finde erfolgreiche Frauen äußerst attraktiv. Laura ist eine äußerst attraktive Frau."

Himmelreich kennt sich mit derartigen Komplimenten aus. Die Chefin der deutschen "Vice" hatte 2013 als stern-Redakteurin eine Sexismus-Debatte initieert. Auslöser war das Kompliment des damaligen Wirtschaftsministers Rainer Brüderle, der ihr gesagt hatte: "Sie können ein Dirndl auch ausfüllen."

Der Sozialpsychologe Rolf Pohl war so etwas wie die Stimme der Vernunft in der Runde. Er lehnte den Begriff der "Verweichlichung" grundweg ab und sagte in Richtung Tewaag: "Wenn jemand von Birnen und Äpfeln redet und als verweichlicht gilt, finde ich das einfach unmöglich." Allerdings kam Pohl mit seinen Gedanken kaum durch, denn kurz darauf entbrannte ein neuer Konfliktherd in der Runde.

Olli Schulz erzählt einen Pimmelwitz

Diesmal gerieten Olli Schulz und Punklegende Schorsch Kamerun aneinander. Der hatte sich schon vorher über die Oberflächlichkeit der Sendung beschwert. Insbesondere über Olli Schulz, der die Runde immer wieder auflockern wollte und mehrfach erwähnte, dass er gute Pimmelwitze auf Lager habe. Kamerun bezeichnete das als "Populismus" - womit er Schulz auf die Palme brachte.

Er vertrete nun mal die Ambivalenz des Menschen, wandte der Moderator ein, "der sowohl gegen Sexismus ist aber auch andererseits einen guten Pimmelwitz macht". Kamerun warf er im Gegenzug Humorlosigkeit vor. Nur mühsam ließ er sich wieder beruhigen.

Nachdem Späße über das männliche Geschlechtsteil die Sendung beinahe zum Entgleisen gebracht hätten, setzte sich Laura Himmelreich schließlich mit ihrem Wunsch durch, endlich mal einen Pimmelwitz zu erzählen. Blöd für die Zuschauer: Jan Böhmermann drückte den Zensurknopf, sodass im Fernsehen nur ein lautes Fiepen zu vernehmen war. Möglicherweise war das aber vielleicht eine gute Entscheidung: So kommt wohl niemand auf die Idee, die Sendung müsse aus der Mediathek gelöscht und wiederholt werden.

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