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Reichtum Die Eine-Million-Euro-Frage: Wie macht man das schnelle Geld?

Reichtum
Viel Geld? Macht das Leben zumindest oft einfacher. Doch wie verdient man eine Million? (Symbolbild)
© E+ / Getty Images
Mit einer Million auf dem Konto wäre für viele alles gleich viel entspannter. Wie man die schnell ranschafft? Wir haben nachgefragt.
Von Lukas Heinser

Udo Lindenberg könnte es wissen, ist er doch seit einigen Jahrzehnten einigermaßen erfolgreich. 1991, ein paar Jahre bevor er ins Hotel Atlantic zog und nicht unbedingt auf dem Höhepunkt seines Schaffens war, sang er:

"Ach, wie gerne wäre /
Ich im Club der Millionäre /
Doch da kommt man nicht so ohne weit'res rein /
Da muss man schon Erfinder oder Schwerverbrecher sein."

Etwas erfinden also. Nur ist das so eine Sache, denn dafür braucht man natürlich Talent — und vor allem Dinge, die noch nicht erfunden worden sind. Thomas Edison, der unter anderem den Phonographen und die Glühbirne zum Patent anmeldete, hinterließ bei seinem Tod ein Vermögen, das heute rund 170 Millionen Dollar entspräche. Klingt erst mal viel versprechend. Sein Zeitgenosse Nikola Tesla hingegen, der ebenfalls zu den bedeutendsten Erfindern der Neuzeit zählt, hatte Zeit seines Lebens mit Geldsorgen zu kämpfen – und starb verarmt. Und dann ist da die Krux mit der richtigen Idee: Amazon, PayPal und Apple gibt’s ja schon, und auf jede dieser Erfolgsgeschichten kommen Dutzende Start-ups, die gescheitert sind.

100.000 D-Mark in 20 Minuten

Doch lieber Verbrechen? Der Volksmund weiß, das zahlt sich niemals aus. Und die Aussicht auf mehrjährige Haftstrafen schreckt auch jene ab, die sich sonst als "moralisch flexibel" bezeichnen würden. Andererseits hat der Zoll im Juli im Hamburger Hafen 4,5 Tonnen Kokain mit einem Straßenverkaufswert von rund einer Milliarde Euro beschlagnahmt. Bei einer solchen Summe kann man ja schon mal große Augen bekommen. Etwa so wie Walter White in der ersten Folge von "Breaking Bad", bevor er mit dem ganzen Mist anfängt. Aber wir wissen ja, wie das für ihn endete: mit seinem Tod.

Ein Artikel aus ...

... JWD. Joko Winterscheidts Druckerzeugnis. Die 17. Ausgabe gibt es aktuell am Kiosk – oder hier.

Im Film "Lola rennt", mit dem Tom Tykwer 1998 ein neues Zeitalter des deutschen Kinos einleitete, müssen die Hauptfiguren Lola und Manni (Franka Potente und Moritz Bleibtreu) in 20 Minuten 100.000 D-Mark (so der Name der damals gebräuchlichen Währung) auftreiben. Sie versuchen das mit einem Supermarkt-, einem Banküberfall und im Spielcasino.

Fangen wir mal beim Supermarkt an. Selbst wer nicht davor zurückschreckt, andere Menschen mit einer Waffe zu bedrohen, sollte sich das gut überlegen, denn reich wird man damit auf keinen Fall: Frank Horst vom EHI Retail Institute in Köln, einem Forschungsinstitut des Handels, erklärt, dass in einer einzelnen Supermarktkasse "nie mehr als maximal zwei-, dreitausend Euro, eher weniger" lägen. Selbst im Tresor seien in der Regel aus Versicherungsgründen im Höchstfall 50.000 Euro deponiert – und an die komme man wegen der ganzen Sicherungsmechanismen eh nicht ran. Überhaupt verliere Bargeld an Bedeutung: 2018 lag der Anteil des kartengestützten Umsatzes im deutschen Einzelhandel erstmals höher als der Anteil der Barzahlung. Wenn wir demnächst alle mit dem Handy bezahlen, ist noch weniger zu holen. Kann man also knicken.

Ein Banküberfall ist aber auch keine Alternative. In den meisten Filialen sieht es nicht besser aus als im Supermarkt: Niemand braucht mehr diese Menschen, die hinter einem Schalter sitzen, das Bargeld gibt es heute aus dem Automaten, und der ist natürlich gesichert.

Bleibt das Casino. Thomas Schindler, Direktor des Casinos Baden-Baden, erklärt, dass man am Roulette-Tisch seines Hauses "theoretisch schon eine Million gewinnen" könne – aber nicht in einem einzelnen Spiel und auch nur, wenn alles perfekt laufe. Wir wissen alle: Das tut es eher selten. "Deutlich über eine Million wurde zuletzt Anfang der 2000er Jahre gewonnen", sagt Schindler. Nicht ohne Grund heißt es Glücksspiel und nicht sichere Geldanlage. Man müsse außerdem eine gewisse Summe mitbringen, die man dann, im Idealfall, vergrößert: "Das geht nicht mit fünf oder 100 Euro, mit 10.000 vielleicht schon." Die höchste Gewinnsumme, die man in einem Spiel einstreichen kann, sind 296.000 Euro. Das heißt: Vier perfekte Spiele und man hat über eine Million. Den Gewinn bekommt man direkt, wenn man die Spielbank verlässt (entweder in bar oder als Verrechnungsscheck), und man muss ihn nicht mal versteuern.

Was bleibt uns sonst? Udo Lindenberg schlägt in seinem Song weiter vor: "Erbschleicher vielleicht oder 'n Lottogewinn." Ersteres erscheint unnötig kompliziert: Zunächst einmal müsste man dazu das Vertrauen einer vermögenden Person gewinnen, das dauert. Dann müsste einen diese Person in ihrem Testament berücksichtigen und sie anschließend zeitnah, aber ohne Fremdverschulden, das Zeitliche segnen. Schwierig. Und selbst wenn die Testamentseröffnung ohne Anfechtung der sonstigen Hinterbliebenen vonstatten geht, kommt dann noch der Staat um die Ecke. Als Nicht-Verwandter muss man ordentlich Erbschaftssteuer zahlen. Unter Einberechnung des Freibetrags von 20.000 Euro müsste die vererbte Summe mindestens 1,42 Millionen Euro betragen, damit am Ende etwas Siebenstelliges auf dem eigenen Konto übrig bleibt.

Reichtum durch Lotto-Spielen

Statistisch gesehen ist ein Lottogewinn noch unwahrscheinlicher, aber wer kann eine Gewinnchance von "1 zu 95 Millionen" geistig noch erfassen, wenn im Eurojackpot mal wieder 90 Millionen Euro winken? Sollte das Glück dann doch mal zuschlagen (2018 gab es immerhin 152 Millionengewinne im deutschen Lotto- und Totoblock), haben die staatlichen Lottogesellschaften eine eigene "Gewinnerbetreuung", die einem beratend zur Seite steht.

Man sollte sich gut überlegen, wem man überhaupt vom Gewinn (und dessen Höhe) erzählt, und was man mit dem Geld anstellen will, erklärt Bodo Kemper von WestLotto. Wenn man beispielsweise in einer Kleinstadt lebe und plötzlich ein Millionenbetrag auf dem Girokonto eingehe, falle das bei der Bank sicherlich auf – und damit den Angestellten, die man vielleicht aus dem privaten Umfeld oder dem Sportverein kennt. An so etwas denkt man ja als unbedarfter Gewinner im ersten Moment nicht unbedingt!

Reichtum: Die Eine-Million-Euro-Frage: Wie macht man das schnelle Geld?

Die gute Nachricht bei all dem Stress, den so ein plötzlicher Reichtum auslösen kann: Die Gewinnsumme muss nicht versteuert werden und geht etwa eine Arbeitswoche nach der Anmeldung des Gewinns auf dem angegebenen Konto ein. Idealerweise bei einer Großbank in einer anderen Stadt.

Bleibt noch eine logische Möglichkeit ...

In Nick Hornbys Roman "About a Boy" lebt der Protagonist Will (in der Verfilmung: Hugh Grant) gut von den Tantiemen eines Weihnachtslieds, das sein verstorbener Vater vor Jahrzehnten geschrieben hat (der Evergreen "Last Christmas" mag da als Inspiration gedient haben). Muss man sich also bloß das Buch "The Manual (How to Have a Number One the Easy Way)" der Achtziger-Jahre-Band KLF kaufen und zu Herzen nehmen, um nie wieder arbeiten zu müssen?

Es gebe durchaus einen gewissen Personenkreis, der pro Jahr mehr als eine Million Euro gutgeschrieben bekommt, sagt Gaby Schilcher von der Verwertungsgesellschaft Gema, ohne die genaue Anzahl oder gar Namen zu nennen. Generell gelte: Je erfolgreicher ein Song sei (Einsätze im Radio, TV oder Kino bringen aktuell noch deutlich mehr als Streaming-Dienste), desto mehr Geld könne man damit verdienen. Sie gibt aber zu bedenken: Für viele der Künstler, die bei der Gema gemeldet sind, sei die Musik eher "hartes Brot".

Bleibt noch eine logische Möglichkeit: Wir gehen zu "Wer wird Millionär?". Ja, man muss es erst ins Studio und auf den Ratestuhl schaffen, aber dann ist man nur noch 15 richtige Antworten von der Million entfernt – und wir wissen alle, dass wir jederzeit alle Fragen besser beantworten könnten als die Leute, die gerade vor Günther Jauch sitzen. Das Geld bekommt man dann etwa eine Woche nach der Ausstrahlung von RTL überwiesen; Steuern zahlt man erst, wenn man es vermehrt.

Wir haben all diese Optionen in der Redaktion besprochen und wollen, wenn das Heft fertig ist, lieber doch endlich mal diesem nigerianischen Prinzen antworten, der uns neulich eine E-Mail geschrieben hat.

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