Rechtsextremismus Enissa Amani ist das Vorbild, das viele gerade brauchen

Enissa Amani
Enissa Amani stellt sich öffentlich immer wieder gegen die AfD und die rechte Szene. Das ist wichtig und richtig, findet unsere Autorin.
© Georg Wendt / Picture Alliance
Enissa Amani hat sich zuletzt prominent gegen Rechtsextremismus und die AfD positioniert. Sie wäre sogar bereit gewesen, für ihren Protest ins Gefängnis zu gehen. Ein Vorfall in der Oper in Frankfurt zeigt einmal mehr, wie nötig ihr Engagement ist. Wir brauchen mehr davon.

Die AfD und Rechtsextremisten sind gefährlich und bedrohen unser Land. Das haben jüngst wieder die "Correctiv"-Enthüllungen um ein Geheimtreffen gezeigt, bei dem Rechtextreme ihren Abschiebefantasien freien Lauf gelassen haben. Jemand, der dieser Bedrohung bereits seit Jahren mutig gegenübertritt, ist die iranisch-deutsche Aktivistin und Moderatorin Enissa Amani. Mit ihrem Engagement hat sie einen Ton in Deutschland getroffen. Die Konsequenz, mit der sie ihre Positionen gegen Ausgrenzung und Alltagsrassismus vertritt, nötigt Respekt ab. Amani wäre sogar bereit gewesen, für ihre Haltung ins Gefängnis zu gehen (der stern hat an dieser Stelle darüber berichtet). 

Sie hat es verdient, dass wir alle sie mit ihrem Mut und ihrer Aufrichtigkeit nicht allein lassen. Das beweist einmal mehr ein Vorfall, der sich kürzlich in der Oper in Frankfurt zugetragen hat. Amani sollte dort eine Rede zu den Themen Menschenrechte, Menschlichkeit und Demokratie halten. Mitten in ihrem Vortrag wurde sie allerdings durch Zwischenrufe gestört und mit lauten "Aufhören"-Schreien konfrontiert. Den Vorfall postete sie auch auf Instagram.

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Während einige ihrer Follower:innen vor Ort waren und vereinzelt sogar gehen mussten, weil sie die Situation nicht ertragen haben, blieb die Rednerin selbst standhaft: Sie machte ihr Unbehagen deutlich, ließ sich nicht den Mund verbieten, nahm den Zwischenfall sogar spontan als Abschluss in ihre Rede auf: "Genau das hier ist das Problem." Nämlich dass manche Menschen nicht einmal zuhören wollen, wenn Menschen mit Migrationsgeschichte das Wort ergreifen. 

Auf Instagram erklärte Amani, welches Vorgehen des Veranstalters sie sich gewünscht hätte. Nämlich dass der Mann, der sie so respektlos unterbrochen hatte, umgehend den Saal hätte verlassen müssen. Das hat sie der Oper im Anschluss auch klar vorgeworfen. Und dieses Vorgehen ist genau richtig: aufzeigen, was falsch läuft und den Worten auch Taten folgen lassen. Ohne Gewalt, aber in aller Deutlichkeit.

Wir sollten Rassismus aufdecken und die Stimme erheben

Man kann von Enissa Amani als Künstlerin halten, was man möchte. Von ihrer Comedy, ihrem Kleidungsstil oder ihrer Persönlichkeit. Aber ihre Einstellung ist vorbildlich: Sie steht jederzeit für Menschenrechte ein und nimmt Diskriminierung nicht hin, sondern erhebt ihre Stimme und verliert den Mut nicht. Und genau das sollten wir ihr nachtun: Wer einen rassistischen Witz oder diskriminierende Aussagen hört: Klären Sie direkt auf, warum das so falsch ist. Wer im Bekanntenkreis AfD-Wähler:innen hat: Gehen Sie ins Gespräch über die Gründe und klären Sie über die schlimmstmöglichen Folgen auf. Wenn Sie als Lehrer:in an einer Schule arbeiten: Betreiben Sie schon dort Anti-Diskriminierungsarbeit. Wenn Sie viele Follower:innen auf einer sozialen Plattform haben: Nutzen Sie Ihre Reichweite für eine deutliche Stimme. Und lassen es nicht nur die tun, die direkt betroffen wären. Wir sollten alle aktiver, wachsamer und konsequenter sein.

Enissa Amanis Gefängnisprotest hätte sicher noch mehr Leute dazu gebracht, ihre Stimme zu erheben und sie mitgezogen. Es ist oft eine starke Person nötig, die voran geht und vormacht, wie es funktionieren kann. Amani hat nicht umsonst 1,2 Millionen Instagram-Follower:innen, die wahnsinnig aktiv sind und in ihr ein Vorbild sehen. Weil sie sich für die Demokratie stark macht. Weil sie laut ist und bleibt. Weil sie vieles nicht einfach hinnimmt oder abtut, sondern jedem diskriminierenden Vorfall die nötige Aufmerksamkeit schenkt, hinterfragt und aktiv aufzeigt, welche Konsequenzen es geben müsste oder wie es besser gehen könnte. Weil sie nicht müde wird.

Daran sollten wir uns alle ein Beispiel nehmen und unsere Stimme erheben, wenn wir etwas hören oder sehen, das einen Menschen diskriminiert und nicht in eine Demokratie passt. Wer in einer Demokratie leben möchte, sollte sie zu jeder Zeit mitgestalten. Mit eigenem Handeln im Alltag und der täglichen Entscheidung, sich selbst für sie stark zu machen, wenn es an der Zeit dafür ist. Und sie ist spätestens jetzt gekommen.

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