Rüstung, Hafenrundfahrt und ICE Zwischen Panzern und Klimaschutz: Norwegens Kronprinz Haakon auf großer Deutschlandreise

Kronprinz Haakon von Norwegen ist auf Deutschlandbesuch, die ihn nach München Berlin und Hamburg führt
Kronprinz Haakon von Norwegen ist auf Deutschlandbesuch, der ihn nach München, Berlin und Hamburg führt
© Gregor Fischer / Getty Images
Es ist der größte Besuch eines norwegischen Royals seit vielen Jahren: Kronprinz Haakon ist auf Deutschlandreise. Stationen sind München, Hamburg und Berlin, wo der Thronfolger die wichtigen Themen unserer Zeit anspricht.

Seine Königliche Hoheit steht an Gleis 4 am Bahnhof Dammtor in Hamburg und wartet geduldig, umringt von seiner Delegation, fotografiert und gefilmt von der Presse. Für Kronprinz Haakon von Norwegen endet sein Besuch in der Hansestadt, nun soll es nach Berlin gehen, im ganz normalen Linien-ICE – doch der hat Verspätung. Aber gut, es sind ja nur fünf Minuten und Pünktlichkeit wäre bei der Deutschen Bahn auch überraschend.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass ein anderer hochrangiger Royal Deutschland besuchte: Ende März reiste der britische König Charles III. nach Berlin, Brandenburg und Hamburg. Nun ist Kronprinz Haakon zu Gast in Deutschland – und strahlt ebenfalls royalen Glanz aus, sogar an Gleis 4. Es ist einer der höchsten königlichen Besuche aus Norwegen seit langem.

Am Abend zuvor steht bei kühlem Hamburger Wetter ein kleines Grüppchen an Royal-Fans vor dem Hamburger Rathaus und wartet auf den Kronprinzen. Darunter ist Kerstin Lehmkuhl, die Haakon sogar schon mal die Hand geschüttelt hat, wie sie erzählt. "Er ist ein sympathischer und moderner Thronfolger." 

Vor dem Rathaus warten auch Samet und Dennis. Samet erzählt, dass er schon beim Besuch von König Charles dabei war. Kurzfristig hätten sie sich entschieden, den Haakon-Besuch zu verfolgen. "Haakon ist sympathisch. Und das Kronprinzenpaar ist ein tolles Paar", findet Dennis.

Haakon von Norwegen kommt bei den Deutschen gut an

Im Rathaus wird Haakon dann vom Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) empfangen, "auf dem Spiegel", dem obersten Treppenabsatz der prächtigen und prunkvollen Senatstreppe. Mit rotem Teppich selbstverständlich. Das alt-ehrwürdige Rathaus strahlt tatsächlich etwas Königliches aus.

Auch Haakon zeigt sich beeindruckt von der großen Halle in seiner Begrüßungsrede, die er auf Deutsch beginnt. "Sehr geehrter Herr Erster Bürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren", bringt ihm einen kleinen Achtungsapplaus der Hunderten Gäste. Hamburg sei ein Tor zur Welt, sei für Norwegens Wirtschaft ein wichtiger Hafen – und auch für die norwegische Kulturszene ein bedeutender Ort geworden, so Haakon.

Unter den vielen Gästen aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Gesellschaft sind auch in der Hansestadt lebende Norwegerinnen und Norweger mit dabei, die "ihrem" Kronprinzen ganz nah sein. Manche der Norwegerinnen tragen sogar traditionelle Trachten.

Am Montag zuvor hatte Haakon, der in diesem Sommer 50 Jahre alt geworden ist, seine Reise in Süddeutschland begonnen. Der "König von Bayern", Ministerpräsident Markus Söder, war allerdings kurzfristig verhindert – der Bund-Länder-Gipfel in Berlin war dann doch wichtiger. Beim festlichen Abendessen im Kaisersaal der Münchner Residenz begrüßte der Kronprinz die Gäste mit einem bayerischen "Grüß Gott alle miteinand'!", würdigte Deutschland und Bayern als enge und verlässliche Partner. Am Dienstag – vor seiner Abreise nach Hamburg – würdigte er Deutschland nochmals bei einem Besuch des Panzerherstellers Krauss-Maffei Wegmann, bei dem Norwegen 54 neue Leopard-2-Panzer bestellt hat. "Deutsche Freunde, danke für euren Einsatz für die europäische Sicherheit und für eure unerschütterliche Führung in schwierigen Zeiten", sagte der Norweger.

Kronprinz Haakon (vorn r) auf der Panzer-Teststrecke der Krauss-Maffei-Wegmann GmbH
Prinz vor Panzer: Kronprinz Haakon (vorn r) auf der Panzer-Teststrecke der Krauss-Maffei-Wegmann GmbH. Im Hintergrund stehen Leopard 2 Kampfpanzer
© Sven Hoppe / DPA

Dass Kronprinz Haakon, der seinem Vater König Harald V. eines Tages auf den Thron folgen wird, einen Rüstungskonzern besucht, zeigt, dass es sich bei seinem Deutschlandbesuch um einen Arbeitsbesuch handelt. Haakon wird von einer Delegation aus Ministern und Wirtschaftsvertretern begleitet, man will die engen Beziehungen zum Wertepartner Deutschland weiter vertiefen. Denn Deutschland ist für die Norweger ein bedeutender Partner.

Neben Verteidigung ging es in München auch um Literatur, eigentlich eine Leidenschaft von Mette-Marit, die nun aber ihr Mann bei diesem Besuch übernehmen musste. "In Zeiten von Konflikten zwischen Ländern, Menschen und Ideen kann Literatur eine andere, kraftvolle Form der Kommunikation sein", sagte Haakon am Dienstag bei einer deutsch-norwegischen Literaturveranstaltung in München. "Gute Literatur kann unsere Empathie und unser Verständnis für andere, die anders sind als wir, stärken."

In Hamburg redet Haakon über den Klimawandel

Politisch wird es dann am Donnerstag in Berlin, wenn Bundeskanzler Olaf Scholz und Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zum Gespräch laden. Dann ist auch Mette-Marit dabei. Dass die Kronprinzessin in Hamburg und München nicht dabei war, liegt wohl an ihrer 2018 diagnostizierten Lungenfibrose, die sie häufiger zum Verzicht auf Termine zwingt.

In Hamburg geht es aber um ein für alle Seiten sehr wichtige Themen: Wirtschaft, Energie, Gas und Klima. Neben der Verteidigung sind das die Bereiche, in denen Norwegen und Deutschland viel enger zusammenarbeiten wollen. Gerade nach dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine wollen beide Staaten beim Thema Gas die Partnerschaft deutlich vertiefen. Norwegen ist für Deutschland bei diesem Rohstoff zum neuen wichtigen Lieferanten geworden.

Aber auch die Themen Wasserstoff und unterirdische CO2-Speicherung stehen in Hamburg auf der Tagesordnung. Beide Länder betonen, dass sie bei der grünen Umstellung auf dem Weg zur Klimaneutralität enger zusammenarbeiten wollen. In der Hamburger Handelskammer nehmen daher ranghohe Politiker der norddeutschen Bundesländer sowie der norwegische Industrie- und Handelsminister Jan Christian Vestre und Energieminister Terje Aasland teil, begleitet von Haakon.

Für den Kronprinzen, Mette-Marit und ihre beiden Kinder Prinzessin Ingrid Alexandra (19) und Sverre Magnus (17) ist das Thema Klima aber ebenfalls von großer Bedeutung. So nahm Haakon im vergangenen Jahr an einer Expedition nach Grönland teil, um auf die Arktisforschung aufmerksam zu machen. "Tatsache ist, dass wir Menschen Einfluss auf diese riesige Eismasse haben. Es ist endlich und wir müssen sorgsam damit umgehen. Es schmilzt schnell, und der Grund dafür ist der vom Menschen verursachte Klimawandel", sagte Haakon damals.

Haakon werden Projekte im Hamburger Hafen zur grünen Umstellung der Industrie gezeigt
Eine Seefahrt die ist lustig – und informativ. Haakon werden Projekte im Hamburger Hafen zur grünen Umstellung der Industrie gezeigt
© Marcus Brandt/dpa POOL / DPA

Beim deutsch-norwegischen Wirtschaftstreffen in der Handelskammer hebt Haakon in seiner Rede erneut die Wichtigkeit des Klimaschutzes hervor. Die grüne Umstellung sei wichtig für unseren Planeten und die nachfolgenden Generationen. "Wir haben nicht genug getan und machen noch nicht genug", mahnt Haakon. Das Treffen solle aber dazu beitragen, das Ziel von mehr Klimaschutz zu erreichen. Deutschland bezeichnet der Kronprinz sogar als Vorbild im Bereich erneuerbare Energien. Zusammen mit Norwegen arbeite man eng zusammen und ergänze sich hervorragend.

Am Mittag macht sich Haakon dann selbst ein Bild von den neuen Technologien und Kooperationen, bei einer Hafenrundfahrt. Leicht verspätet kommt der Royal am Anleger bei der Elbphilharmonie an, betritt dann zügig mit seiner Delegation die Barkasse "Commodore", an der vorne Norwegen-Fahnen im steifen Hamburger Hafenwind wehen. Vorbei geht die Fahrt an Leuchtturmprojekten im Bereich grüne Umstellung und Wasserstoff.

Vom Wasser geht es für Haakon abschließend auf die Schiene: Der Kronprinz nimmt den Zug nach Berlin von Dammtor aus – genau der Bahnhof, an dem Charles und Camilla vor rund sieben Monaten aus Berlin zu ihrem Hamburg-Besuch ankamen.

In Berlin steht am 9. November, diesem geschichtsträchtigen Tag Deutschlands, ein Besuch im Mauermuseum und eine Gedenkfeier anlässlich des Mauerfalls an. Im Anschluss geht es ins Schloss Bellevue zu Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und danach zu Bundeskanzler Olaf Scholz ins Kanzleramt.

In Hamburg sagt man tschüs! Haakon besteigt den ICE nach Berlin
In Hamburg sagt man tschüs! Haakon besteigt den ICE nach Berlin
© Gregor Fischer / Getty Images

Die Berliner dürften sich freuen, das Kronprinzenpaar mit etwas Glück von Weitem zu sehen und ihm zuzuwinken. Immerhin gehören sie zu den beliebtesten Adeligen Europas und die Deutschen haben große Sympathien für Haakon und Mette-Marit.

Der Haakon-Express fährt ein, der Kronprinz steigt in die 1. Klasse, ganz ohne roten Teppich. Immerhin: Vom Bordpersonal wird er persönlich begrüßt. Und er darf ganz vorne sitzen. So, wie es sich für einen VIP wohl auch gehört. Kamerateams und Fotografen versuchen noch einen Schnappschuss vom Kronprinzen hinter der Fensterscheibe zu schießen. Als der Zug abfährt, winkt Haakon ihnen freundlich zum Abschied. 

mit Material der DPA

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