Nach dem Vergewaltigungsvorwurf gegen Komiker Karl Dall kommen immer mehr Details über das angebliche Opfer ans Licht: Laut "Bild.de" handelt es sich um eine 43 Jahre alte Journalistin aus der Schweiz. Die Frau soll in den vergangenen Jahren bereits mehrere Prominente belästigt haben, darunter den Schlagerstar Udo Jürgens und möglicherweise auch Jürgen Drews.
Udo Jürgens habe die damals 36-Jährige bei einem Interview kennengelernt, schreibt "Bild.de". Danach habe "ein unglaublicher Telefon-Terror begonnen", zitiert die Onlineseite damalige Aussagen des österreichischen Sängers. "Ich weiß, dass die Frau in psychiatrischer Behandlung ist. Sie drohte auch mit Selbstmord.“ Vor einem Konzert in Zürich habe Jürgens sogar Morddrohungen per SMS erhalten.
In seiner am Vormittag veröffentlichten schriftlichen Erklärung spricht auch Karl Dall davon, dass die Frau, die ihn nun beschuldige, jahrelang einen anderen Prominenten "terrormäßig" gestalkt habe. Einen Namen nennt Dall nicht. Auch ein namhafter Schweizer Politiker habe sich über die Journalistin beschwert. Als freischaffende Autorin stelle die Frau Kontakt zu ihren prominenten Opfern her, heißt es weiter. Dabei gebe sie vor, im Auftrag verschiedener Zeitungen zu schreiben, so auch der "AZ Solothurner Zeitung".
Und auch einen weiteren prominenten Namen bringen die Schweizer ins Spiel: Am Donnerstag sei in der Redaktion in Solothurn ein "Bild"-Mitarbeiter erschienen, um Erkundigungen über das angebliche Dall-Opfer einzuholen, berichtet die Zeitung. Der Reporter habe dabei verraten, dass in Zusammenhang mit der 43-Jährigen auch schon der Name Jürgen Drews gefallen sei.
"Dall wollte den Avancen nur ein Ende bereiten"
Karl Dall sieht sich Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Zürich ausgesetzt und saß deshalb vier Tage in Untersuchungshaft. Der Vorwurf lautet, er habe im September in einem Hotel eine Frau vergewaltigt. Der Komiker bestreitet die Anschuldigungen. "Es gab weder eine Vergewaltigung noch Geschlechtsverkehr", erklärte Dalls Schweizer Anwalt Marc Engler der Nachrichtenagentur DPA. Er bestätigte, dass es zwischen Dall und einer Journalistin nach einem Auftritt in Zürich zu einem Treffen gekommen sei. Auf Drängen der Frau seien die beiden auf das Zimmer gegangen - zu sexuellen Handlungen sei es aber nicht gekommen. "Die Dame war sehr offensiv, aber Herr Dall wollte den Avancen nur ein Ende bereiten."
Engler berichtete, dass sein Mandant und dessen Familie im Anschluss an das einmalige Treffen telefonisch belästigt worden seien. Von einer Anzeige habe Dall aber erst bei seiner Festnahme erfahren. "Die Verhaftung war ein Schock und die Zeit im Gefängnis war schwer", sagte Engler. Trotzdem sei Dall nach eigenen Aussagen anständig von der Schweizer Justiz behandelt worden.
"Entgegenkommen der Staatsanwaltschaft"
Die U-Haft für seinen Mandanten erklärte der Anwalt gegenüber stern.de mit der angenommenen Verdunkelungsgefahr: "Das ist nach unseren Maßstäben nicht verwunderlich" In solchen Fällen werde "ohne mit der Wimper zu zucken jemand in U-Haft genommen". Die Dauer von vier Tagen sei sogar "nach Schweizer Gepflogenheiten sehr kurz". Auch die Vernehmung von Dall und der Beschuldigenden sei ungewöhnlich schnell erfolgt, so Engler. "Da hatten wir ein großes Entgegenkommen der Staatsanwaltschaft, damit Herr Dall seine Tournee weiterführen konnte."
Zu der Frage, ob eigene juristische Schritte gegen die Journalistin geplant seien, wollte sich Engler nicht äußern. Da müsse er erstmal schauen, wie Karl Dall mit der derzeitigen Situation weiter umgehen wolle.