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Was macht eigentlich... ...Thomas Stein?

Der Musikmanager saß von 2002 bis 2004 als milderer Gegenpol zu Pop-Proll Dieter Bohlen in der Jury der RTL-Casting-Show "Deutschland sucht den Superstar"

Herr Stein, möchten Sie die Gelegenheit nutzen und sich bei Ihren Mitbürgern entschuldigen?

Ich wüsste nicht, wofür!

Ende der achtziger Jahre haben Sie die Wildecker Herzbuben und das Naabtal Duo entdeckt - und damit eine Volksmusik-Lawine ins Rollen gebracht, von der das deutsche Fernsehen sich bis heute nicht erholt hat.

Die Amerikaner haben Country, wir haben Volksmusik. Sie ist die Parkbank für die menschliche Seele. Die Erträge waren enorm, der Branche hat das gutgetan. Und zur Erinnerung: Die Plattenfirma BMG hat, als ich dort Chef war, auch NSync und die Backstreet Boys aufgebaut.

Einige der Goldenen Schallplatten, die Ihnen verliehen wurden, haben Sie bei sich zu Hause auf die Toilette verbannt: Klaus & Klaus, Jürgen von der Lippe...

...auch Falco und Benjamin Blümchen. Das hat nichts mit mangelnder Wertschätzung zu tun. Ich bin stolz auf diese Erfolge, aber ich bin kein Freund von Protzerei. Meine Gäste sollen sich mit mir unterhalten - und nicht im Wohnzimmer stehen und Platten angaffen müssen.

Zur Person

Thomas Stein, geboren 1949 in Stuttgart, Verlagskaufmann, putzte nebenbei Arztpraxen und verkaufte Zeitschriftenabos. Er wechselte ins Musikgeschäft und fing 1988 bei der Plattenfirma BMG an. 1991 übernahm er das Deutschlandgeschäft, zehn Jahre später wurde er Chef für ganz Europa. Gemeinsam mit RTL holte er "DSDS" nach Deutschland. Während der zweiten Staffel verlor er seinen Job bei BMG. Er lebt in Vaterstetten bei München.

2004 kam der Karriereknick. Während Sie bei "Deutschland sucht den Superstar" die Kandidaten nach Hause schickten, wurden Sie von der BMG vor die Tür gesetzt. Waren Sie zu oft im Fernsehen und zu selten in der Firma?

Es war, wie es war - und es ist lange her. Ich habe mich damals mit Äußerungen zurückgehalten und tue das auch jetzt.

Ihr Tipp: Wer gewinnt die aktuelle Staffel?

Ich verfolge "DSDS" nicht so intensiv, ich kenn's ja. Mein Favorit war dieser 16-Jährige, dieser Roman mit der Schildkappe. Der konnte ja leider nicht weitermachen wegen seiner Kehlkopfentzündung.

In der ersten Staffel haben Sie an Daniel Küblböck festgehalten, von dem Dieter Bohlen damals sagte, er höre sich an wie Kermit, wenn man hinten drauftritt.

Dazu stehe ich. Dass Daniel nicht singen kann, hört man - dass er etwas Besonderes ist, sieht man. Was seine weitere Karriere angeht, bin ich recht zuversichtlich...

...zumal Küblböck inzwischen von der Jack White Productions betreut wird, deren Vorstandsvorsitzender Sie sind.

Ich war vor kurzem auf einem Konzert von Daniel, das hat mir gut gefallen. Klar, die Schlagzeile damals mit dem Gurkenlaster hätte nicht sein müssen, aber wir müssen ihm jetzt die Möglichkeit geben, erwachsen zu werden, ohne ihn zu verbiegen.

Haben Sie mit 58 noch das Gespür dafür, was für Musik bei jungen Menschen ankommt?

Ich gehe nicht mehr so oft in die Disco und bin nicht mehr jeden Abend auf Konzerten. Ansonsten stelle ich keine Alterserscheinungen fest. Es ist nicht wichtig, dass man Ahnung von Musik hat - es kommt darauf an, dass man mit Menschen umgehen kann. Bei Jack White habe ich junge Mitarbeiter um mich, die an der Musik von heute viel näher dran sind als ich. Ihnen vertraue ich.

Ende Dezember 2005 starb Ihre Frau Margret an Krebs, sechs Wochen nach dem Tod Ihrer Ex-Frau, um die Sie sich auch bis zuletzt gekümmert hatten. Wie sind Sie mit diesem Verlust fertig geworden?

Das mag jetzt vielleicht etwas merkwürdig klingen: Aber meine Margret lebte elf Jahre lang mit der unheilbaren Krankheit. Über so eine lange Zeit hinweg nimmt man sehr häufig Abschied. Trotzdem: Die Erinnerung ist das einzige Gefängnis, aus dem man nicht entlassen wird - dieser Satz schwebt seither über meinem Leben.

Seit vergangenem Sommer haben Sie eine neue Frau an Ihrer Seite, Ihre Freundin Cornelia, die 24 Jahre jünger ist als Sie.

Das war so nicht geplant, es kam unerwartet. Es ist ein großes Glück...

... und eine vierte Ehe nicht ausgeschlossen?

Sie würden's beizeiten erfahren.

Interview: Alexander Kühn print

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