Bekannt wurde der Künstler durch eine Reportage über sein Leben als Mitglied einer wilden Geparden-Familie in der Serengeti. Mit einer Barfuß-Überquerung der Alpen hatte er zuvor gegen die Zerstörung der Natur protestiertZur Person :
Matto Barfuss, der in Herrieden bei Nürnberg lebt, und Baden-Württembergs Ministerpräsident Teufel vor einem seiner Bilder
stern: Sie laufen auch im Winter ohne Socken. Warum haben Sie Ihre Fußnägel lackiert?
Barfuss: Mein Partner und ich hatten 1989 bei einer Alpenüberquerung Erfrierungen an den Füßen, ihm wurden auch noch mehrere Nägel abgerissen. Sein Nagelbett war blau-schwarz. Aus Solidarität lackiere ich meine Nägel seitdem öfter in einer ähnlichen Farbe.
stern: Da ist aber auch noch glitzernder Goldstaub zu sehen.
Barfuss: Das ist das dekorative Element meiner Solidarität.
stern: Im Fernsehen spielen Sie jetzt in einem Werbespot für Baden-Württemberg. Warum engagieren Sie sich für das Ländle?
Barfuss: Ich fühle mich Land und Leuten sehr verbunden. Die eigenen Träume zu leben ist meine Botschaft, und die ist wichtig für dieses Land.
stern: Wie fühlt sich ein Baden-Württemberger in der Steppe?
Barfuss: Man denkt ab und zu sehnsüchtig an daheim.
stern: Können Sie von Ihren Bildern und Büchern leben?
Barfuss: Mittlerweile schon. Ich bin aber mal mit einem eigenen Verlag Pleite gegangen. Das hat mir gezeigt, dass Geldverdienen nicht so nebenher funktioniert. Die Geschäfte regelt zum Glück meine Frau.
stern: Sie hatten sich in eine Gepardin verliebt. Denken Sie noch oft an sie?
Barfuss: Natürlich, sie hieß Diana. Nachdem ich die Geparden-Familie verlassen hatte, konnte ich sie nicht vergessen. Ich träumte nachts von ihr, vor allem davon, wie ich ihr einmal tief in die Augen geguckt hatte. Und irgendwann wusste ich: Ich muss zurück und wissen, wie es mit ihnen weitergegangen ist. Diana habe ich nicht mehr gefunden, dafür eine ihrer Töchter, die inzwischen selbst Kinder hat. Ich habe sie Dione genannt.
stern: Wie haben Sie Dione gefunden?
Barfuss: Ich habe sie am Gesicht erkannt und bin einfach wieder auf sie zugekrochen. Sie hatte mich nicht vergessen.
stern: Fühlen Sie sich als Geparden-Vater?
Barfuss: Ich spüre Verantwortung. Es gibt keine Vaterrolle bei den Geparden. Ich war und bin einfach ein guter Freund der Familie.
stern: Ist Ihre Frau Monika eifersüchtig auf die Geparden-Weibchen?
Barfuss: Das hat sich mittlerweile gelegt.
stern: Wären Sie lieber ein Raubtier?
Barfuss: Ich bin überzeugt, dass ich in einem früheren Leben mal ein Gepard war.
stern: Hat das Auswirkungen auf Ihr tägliches Leben?
Barfuss: Ich spreche mit meiner Frau ab und zu gepardisch, auch um nicht aus der Übung zu kommen. Dreimal im Jahr bin ich in der Serengeti.
stern: Haben Sie was von den Geparden gelernt?
Barfuss: Sie leben einfach, triebhaft und spontan. Nur lässt sich das leider auf unser Leben nicht übertragen. Man nimmt aber von ihnen viel Ruhe mit. In Afrika entdecke ich meine Ins-tinkte wieder: dreimal besser hören, dreimal besser sehen, dreimal besser riechen.
stern: Was machen Sie, wenn Sie nicht durch die Steppe schleichen?
Barfuss: Ich kämpfe gegen das Aussterben der Geparden, habe den Verein »Leben für Geparden« gegründet. Derzeit versuchen wir Touristen in Ostafrika aufzuklären, wie man sich gegenüber den Raubtieren verhält. Einige Reiseveranstalter und Hotels in den Nationalparks unterstützen uns. Außerdem bereiten wir noch ein Auswilderungsprojekt in Namibia vor.
stern: Wie sieht Ihr Alltag aus?
Barfuss: Bei mir dreht sich alles um Geparden. Ich schreibe, mache das Layout für mein neues Buch und verschwinde bis spät in die Nacht in meinem Atelier, um zu malen. Ich male nur noch Tiere, die wirkliche Persönlichkeiten sind.
stern: Verraten Sie uns Ihren richtigen Namen?
Barfuss: Nein. Mein Künstlername ist Programm: »Matto« heißt auf Italienisch »verrückt«, leicht abgewandelt aber auch »der mit dem Boden Verwurzelte«.