Seit 18.45 Uhr ist er seinen Job los: Xavier Naidoo verliert seinen Posten bei "Deutschland sucht den Superstar". Das bestätigte ein Sprecher des Fernsehsenders am frühen Mittwochabend der Deutschen Presse-Agentur (DPA). Bei der ersten Live-Show am Samstag wird Naidoo schon nicht mehr an der Seite von Dieter Bohlen, Pietro Lombardi und Oana Nechiti in der Jury der Castingshow zu sehen sein. Der Rausschmiss erfolgte, nachdem ein fremdenfeindliches Video des 48-Jährigen im Netz aufgetaucht war.
Jörg Graf, Geschäftsführer von RTL, betonte in einem Statement: "Die jetzt aufgetauchten Videos von Xavier Naidoo haben uns massiv irritiert. Unsere Bitte, seine Äußerungen im Dialog und live bei RTL persönlich und öffentlich zu diskutieren und zu erklären, hat er bislang unbeantwortet gelassen. Gerade diese Diskussion fänden wir wichtig, da für uns die Aussagen im Video und seine Kommentierung danach überhaupt nicht zusammen passen." RTL stehe für Vielfalt und Meinungsfreiheit, lehne aber auch jede Form von Rassismus und Extremismus entschieden ab. "Daher haben wir uns entschieden, ihn für die kommende Liveshow von DSDS auszuschließen", so Graf.
Das Video, dessen Echtheit zunächst unklar war, stammt aus dem Jahr 2018. Es zeigt Naidoo mit Kapuzenpullover und Sonnenbrille. Der Sänger rappt darin ein Lied, dessen Textzeilen sich rassistischer Metaphern bedienen. "Was wenn jeden Tag ein Mord geschieht, bei dem der Gast dem Gastgeber ein Leben stiehlt", heißt es darin. Mit "Gast" scheint der Sänger Geflüchtete zu meinen. Diese stellt Naidoo als potenzielle Täter dar. Weiter heißt es auch: "Eure Töchter, Eure Kinder sollen leiden, sollen sich mit Wölfen in der Sporthalle umkleiden." Auch mit "Wölfen" scheinen Geflüchtete gemeint zu sein.
Naidoo erklärt sich - und bedient sich erneut Rhetorik von Rechtspopulisten
Für welchen Zweck das Video aufgenommen wurde und wie es in Umlauf kam, ist bislang unbekannt. Naidoo bestreitet die Echtheit des knapp einminütigen Clips nicht. In einer am Mittwochnachmittag auf seiner Facebook-Seite veröffentlichten Mitteilung versucht er jedoch, die Aussagen zu relativieren. Rassenhass und Fremdenfeindlichkeit seien ihm völlig fremd, die Interpretationen seines Textes daher "absolut falsch".
"Ich setze mich seit Jahren aus tiefster Überzeugung gegen Ausgrenzung und Rassenhass ein", schreibt der Künstler. Unsere Demokratie müsse jedoch "wehrhaft" sein, schreibt Naidoo. Dann kommt er auf seine Herkunft zu sprechen. "Auch meine Familie kam als Gast nach Deutschland und hat sich natürlich an Recht und Moralvorstellungen des Gastgebers gehalten." Naidoo spricht in diesem Zusammenhang von "einer erschreckende Zunahme an Gewaltakten".
Der Sänger bedient sich damit auch in seiner Erklärung der Rhetorik von Rechtspopulisten. Denn eine Zunahme von Gewalttaten ist statistisch nicht belegbar. Auch die Straftaten von tatverdächtigen Zuwanderern sind rückläufig (siehe dazu die Statistik des Bundeskriminalamtes "Kriminalität im Kontext von Zuwanderung"). Bei Naidoos Sender RTL konnte es am Mittwochnachmittag deshalb nur eine Entscheidung geben: Rausschmiss.
Xavier Naidoo sorgte bereits mit ESC-Teilnahme für Eklat
Es ist nicht der erste Eklat um Naidoo. 2015 musste der NDR seine Entscheidung zurücknehmen, Naidoo als Teilnehmer des Eurovision Song Contest in Stockholm zu nominieren. Auch damals war ein Video aufgetaucht. Das zeigte ihn bei einer Rede bei einer Reichsbürgerbewegung. Massive öffentliche Kritik führte schließlich zum Ende der ESC-Nominierung.
RTL hätte also vorgewarnt sein können - zumal sich ganze Abschnitte in Naidoos Wikipedia-Eintrag mit "Kontroversen" und "politischen Aussagen" des Sängers beschäftigen - unter anderem wegen seiner homophoben Liedtexte. Das Experiment Naidoo bei "DSDS" ging ein Jahr gut. Jetzt ist es gescheitert.