Britischer Junge Alex Batty wurde als 11-Jähriger entführt – nun ist er in Südfrankreich wieder aufgetaucht

Alex Batty als Kind
Mit 11 Jahren wurde Alex Batty von seiner Mutter und seinem Großvater entführt
© Greater Manchester Police/ / Picture Alliance
Als der damals 11-jährige Alex Batty 2017 aus einem Familienurlaub nicht zurückkehrte, meldete ihn seine Großmutter als vermisst und vermutete eine Entführung. Nun ist der Brite wiederaufgetaucht – in Südfrankreich.

Alex Batty war 11 Jahre alt, als er spurlos verschwand. Er lebte in Oldham in Großbritannien bei seiner Großmutter, welche die Vormundschaft für ihn inne hatte. Im September 2017 sollte er mit seiner Mutter und seinem Großvater nach Spanien für einen einwöchigen Familienurlaub reisen. Seine Großmutter konnte krankheitsbedingt nicht mitreisen. Als er von der Reise nicht wieder zurückkehrte, wandte sich seine besorgte Großmutter umgehend an die Behörden und meldete ihn als vermisst. Sie gab an, davon auszugehen, dass ihre Tochter und ihr Ex-Mann ihren Enkel entführt hätten, um ihn in einer Sekte aufzuziehen und ihm so einen "alternativen Lebensstil" zu ermöglichen. 

Zuvor hatte Batty drei Jahre lang bei seiner Großmutter gelebt. Seine Mutter hatte das Sorgerecht für ihn verloren. Sie war der Ansicht, dass eine gewöhnliche Schule nichts für ihren Sohn sei und er stattdessen in einem alternativen Lebensrahmen aufwachsen solle. Nach einem Aufenthalt in einer spirituellen Kommune in Marokko legte ein Gericht die Großmutter als alleinige Erziehungsberechtigte fest.

Sechs Jahre gab es keine Spur von dem verschwundenen Jungen – bis zum vergangenen Donnerstag. Der mittlerweile 17-Jährige soll in Südfrankreich aufgetaucht sein, berichten mehrere französische Medien. Ein Kurierfahrer hätte ihn mitten in der Nacht gefunden.

Zwischen Luxuswohnung und alternativer Glaubensgemeinschaft

Der Fahrer, ein Chiropraktikstudent aus Toulouse, war gerade dabei, mit dem Auto Medikamente auszuliefern, als er gegen 2 Uhr nachts eine Gestalt am Rand einer Überlandstraße entdeckte. Ein junger Mann lief mit einem Skateboard unterm Arm durch den strömenden Regen. Der Kurier fuhr zunächst an ihm vorbei. "Als ich zum zweiten Mal an ihm vorbeikam, beschloss ich, ihm anzubieten, ihn irgendwo abzusetzen", sagt der Fahrer der südfranzösischen Regionalzeitung "La Dépêche du Midi".

Batty stieg zum Kurierfahrer ein und die beiden begannen, sich miteinander zu unterhalten. Als ihn der Fahrer nach seinem Namen fragte, behauptete der junge Mann zunächst, er heiße Zach. "Wir unterhielten uns über drei Stunden lang! Sehr schnell verriet er mir seine wahre Identität – Alex Batty – und erzählte mir seine Geschichte", so der Fahrer.

Alex Batty wanderte vier Tage orientierungslos durch die Berge

Batty erzählt, dass er 2017 entführt worden wäre und anschließend "drei Jahre lang in Spanien in einem Luxushaus mit etwa 10 Personen gelebt" habe. Zuletzt soll er sich mit seiner Mutter und seinem Großvater in einer wandernden spirituellen Gemeinschaft in Südwestfrankreich aufgehalten haben. Allerdings verließ er die Gemeinschaft – für seine Großmutter. 

"Er hatte keine Feindseligkeit gegenüber seiner Mutter, aber er wollte unbedingt seine Großmutter finden. Er hat seine Lieben sehr vermisst", so der Kurierfahrer. Um zurück nach England zu gelangen, sei der 17-Jährige vier Tage lang durch nahe gelegene Berge gewandert – in der Hoffnung, Leute zu finden, die ihm helfen würden. Der Kurier sagte, dass Batty "kein Bedauern [über das Verlassen der Gemeinschaft] hatte ... er wollte nur ein normales Leben führen, seine Großmutter wiedersehen und eine 'normale' Zukunft haben – das ist das Wort, das er benutzte." 

"Ich liebe dich, ich möchte nach Hause kommen"

Der Fahrer lieh Batty sein Handy. Über dessen Facebook-Profil schickte der 17-Jährige eine Nachricht an seine Großmutter. "Ich liebe dich, ich möchte nach Hause kommen", hieß es darin. Anschließend brachte ihn der Kurierfahrer zu einer Polizeiwache, wo er die Nacht auf dem Boden geschlafen haben soll. 

Die Staatsanwaltschaft in Toulouse teilte am Donnerstag mit, dass der Junge von seiner Familie über Fotos eindeutig als der vermisste Alex Batty identifiziert worden sei. Den französischen Behörden zufolge soll er nun nach Hause zu seiner Großmutter reisen. Die weiteren Ermittlungen über Battys Verbleib während der letzten Jahre sollen von den britischen Kollegen übernommen werden.

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