Bilanz der Silvesternacht Das neue Jahr begann nicht immer froh

Deutschland hat den Jahreswechsel gefeiert, allein auf der größten Party in Berlin waren eine Million Menschen versammelt. Für Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste bedeutet die Silvesternacht Ausnahmezustand. Auch diesmal: Randale, Brände, Unfälle - eine Bilanz.

Bei der größten deutschen Silvesterparty haben in Berlin nach Angaben der Veranstalter mehr als eine Million Menschen gefeiert. Dabei sei es friedlicher und ruhiger zugegangen als im vergangenen Jahr, sagten Sprecher von Polizei, Feuerwehr und Deutschem Roten Kreuz. Punkt Mitternacht erleuchtete ein zehnminütiges Feuerwerk den Himmel über dem Brandenburger Tor. Per Funk zündeten die Pyrotechniker Feuerwerkskörper, die Blumen, Herzen, Ringe, Palmen und Goldregen malten. Bands und DJs brachten die Besucher auf drei Bühnen und in acht Partyzelten in Feierlaune. Bereits zwei Stunden vor Mitternacht musste die Festmeile wegen Überfüllung geschlossen werden.

Die aus ganz Deutschland und vielfach auch aus dem Ausland angereisten Feiernden zündeten um 00.00 Uhr Wunderkerzen an, nahmen sich in die Arme und zückten ihre Handys, um SMS zu schreiben und Freunde und Verwandte anzurufen. "Hier in Berlin zu feiern, ist was ganz Besonderes", sagte die 17-jährige Vanessa König aus Göttingen. Die Party gehört zu den weltweit größten Silvesterfeiern unter freiem Himmel. Sie wurde bereits zum 13. Mal zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule gefeiert, wo auch schon die Fanmeile der Fußball-Weltmeisterschaft und die Love Parade tobten.

Auf der Festmeile leisteten die Helfer vom Roten Kreuz mehr als 100 Mal Hilfe. Sieben Menschen seien wegen übermäßigen Alkoholkonsums und leichteren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden, sagte ein Sprecher. Auf dem Gelände sorgten 500 private Ordner für Sicherheit. Unterstützt wurden sie von 1000 Polizisten, die rund um die Straße des 17. Juni im Einsatz waren.

Die Feuerwehr rückte von 19.00 bis 00.00 Uhr zu 460 Einsätzen aus, im vergangenen Jahr waren es im gleichen Zeitraum 500. Mit 166 Bränden habe es dabei weniger Feuer zu bekämpfen gegeben als im Vorjahr, sagte ein Sprecher. 194 Mal gab es Rettungseinsätze für verletzte Menschen.

Messerstecherei in Passau

Ein 31 Jahre alter Mann hat in einem Lokal in Passau mit einem 15 Zentimeter langen Messer auf eine Frau eingestochen. Wie die Polizei berichtete, erlitt die 28-Jährige bei der Tat am Silvesternachmittag mehrere Stichverletzungen. Sie kam schwer verletzt ins Krankenhaus. Lebensgefahr bestand am Abend jedoch nicht mehr. Der mutmaßliche Täter konnte rund drei Stunden später im rund 22 Kilometer entfernten Vilshofen festgenommen werden. Warum er mit dem Messer auf die Frau losging, war zunächst unklar.

Wohnungsbrand in Mainz

Eine Wohnung im neunten Stock eines Mainzer Hochhauses ist kurz nach dem Jahreswechsel vollständig ausgebrannt. Das Gebäude wurde evakuiert, Verletzte gab es nach Angaben der Feuerwehr vom Dienstag nicht. Rund 200 Menschen mussten aber die ersten Stunden des neuen Jahres in einer Turnhalle verbringen. Nach den Löscharbeiten konnten die Hausbewohner wieder in ihre Wohnungen zurückkehren. Die Bewohner der ausgebrannten Räume waren in der Nacht nicht zu Hause. Über die Brandursache und die Schadenshöhe machte die Polizei zunächst keine Angaben.

Ausschreitungen in Leipzig

In der Silvesternacht hat es Ausschreitungen in Leipzig gegeben, bei denen mehr als 40 Polizisten leicht verletzt wurden. Rund 350 Randalierer errichteten gegen 00.30 Uhr auf dem Connewitzer Kreuz im Süden der Stadt brennende Barrikaden und bewarfen Sicherheitskräfte mit Flaschen, Steinen und Feuerwerkskörpern. Wie ein Polizeisprecher am Dienstag sagte, schoben die Randalierer Mülltonnen und Teile eines Baugerüstes auf die Straße und entzündeten sie. Die Kreuzung wurde mehrere Stunden lang für den Verkehr gesperrt. 35 Randalierer im Alter zwischen 17 und 32 Jahren - 34 Männer und eine Frau - wurden vorübergehend festgenommen, befanden sich am Dienstagmittag aber wieder alle auf freiem Fuß. 46 Polizisten erlitten bei den Ausschreitungen, die bis etwa 03.00 Uhr dauerten, leichte Verletzungen.

Randale in Magdeburg

Randalierer haben in der Silvesternacht in Magdeburg eine Straßenbahn beschädigt und Polizisten angegriffen. Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, kam es kurz nach Mitternacht an zwei Orten nahezu zeitgleich zu Ausschreitungen. Am Neustädter Platz ging eine Gruppe von rund 50 Menschen mit Steinen, Flaschen und Molotow-Cocktails auf eine Straßenbahn los. Deren 52 Jahre alte Fahrerin wurde dabei durch umherfliegende Glassplitter leicht verletzt. Als die Polizisten einschritten, wurden sie ebenfalls mit Gegenständen beworfen. Sechs Randalierer im Alter zwischen 18 und 44 Jahren wurden vorläufig festgenommen.

Die Polizei brauchte nach eigenen Angaben rund eineinhalb Stunden, um die Situation zu beruhigen. Sie ermittelt nun unter anderem wegen Landfriedensbruchs. Zur Höhe des Sachschadens gab es zunächst keine Angaben. Auch am Hasselbachplatz kam es nach dem Abfeuern des Silvesterfeuerwerks zu Ausschreitungen. Details dazu waren am Dienstagvormittag jedoch noch nicht bekannt.

Studenten außer Kontrolle

Ein Trinkgelage ist in den Räumen einer Studentenverbindung in Würzburg aus dem Ruder gelaufen. Sechs junge Männer warfen nach Angaben der Polizei mit Gläsern, Flaschen und Stühlen um sich. Dabei gingen 21 Fensterscheiben zu Bruch. Des weiteren wurden zwölf Stühle, ein Kronleuchter und zahlreiche andere Möbelstücke zerstört. Der Schaden beläuft sich auf mehr als 10 000 Euro. Die drei Studenten und ihre Gäste hatten sich am Silvestermorgen in einer Diskothek kennengelernt. Anschließend setzten sie ihre Trinkorgie in der Studentenverbindung fort.

Tödlicher Autounfall in Troisdorf

Eine 21-jährige Frau ist am Neujahrsmorgen in Troisdorf bei Köln getötet worden, als ein Auto in eine Gruppe junger Leute hineinraste. Wie die Polizei in Siegburg mitteilte, hatte der 31-jährige Fahrer des Wagens die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren, war zunächst gegen einen Betonpoller geprallt und dann in eine Fußgängergruppe geschleudert. Der Fahrer des Wagens wurde schwer verletzt. Fünf weitere Personen, darunter die Beifahrerin, erlitten leichte Verletzungen. Die Polizei schloss Trunkenheit als Unfallursache nicht aus. Vom Fahrer sei eine Blutprobe genommen worden, sagte der Polizeisprecher. Wenige Minuten vor dem tödlichen Unfall hatte derselbe Wagen laut Polizei bereits im benachbarten Siegburg einen Unfall mit Sachschaden verursacht. Dabei hatte der Fahrer ein Stoppschild überfahren und war mit einem Taxi zusammengestoßen, hatte jedoch die Fahrt fortgesetzt ohne anzuhalten.

Stress in Hamburg und Schleswig-Holstein

Als turbulent und unruhig haben Polizei und Feuerwehr in Hamburg und Schleswig-Holstein den Jahreswechsel bezeichnet. Die Feuerwehr in Hamburg zählte nach eigenen Angaben 1086 Einsätze von 18.00 Uhr am Silvesterabend bis um 6.00 Uhr am Neujahrsmorgen. Damit rückten die Helfer rund 100 mal häufiger aus als im Vorjahr. "Insbesondere die Zahl der Kleinbrände hat in diesem Jahr zugenommen", berichtete ein Sprecher. Auch die Kieler Polizei hatte mehr Arbeit als im Vorjahr. Zwischen Mitternacht und 5.00 Uhr wurden die Beamten mehr als 100 Mal gerufen. Wegen Unfällen mit Feuerwerkskörpern, Schlägereien, Sachbeschädigung und Ruhestörung waren die Einsatzkräfte im Dauereinsatz.

AP · DPA
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