Eine Ansteckung mit Vibrionen ist selten. Infiziert man sich jedoch mit den stäbchenförmigen Bakterien, sollte man möglichst wenig Zeit verstreichen lassen. Denn eine Infektion kann tödlich verlaufen, wie mehrere Fälle im US-Bundesstaat Florida zeigen. Seit Januar sind an der Tampa Bay am Golf von Mexiko fünf Menschen an einer Vibrionen-Infektion gestorben, berichtet der Fernsehsender Fox News. Insgesamt gab es laut den lokalen Behörden in diesem Jahr bislang 26 Krankheitsfälle.
Im Jahr 2022 waren es in Florida 74 Fälle und 17 Todesfälle, die auf die Bakterien Vibrio vulnificus zurückzuführen sind. Die Zahlen waren im vergangenen Jahr so hoch, weil ein Hurrikan Abwässer ins Meer gespült hatte, was die Bakterienkonzentration erhöhte.
"Infektion schreitet sehr schnell voran"
Vibrionen sind Bakterien, die in verschiedenen Gewässern leben und laut Robert Koch-Institut (RKI) "weltweit sowohl in Süß- als auch Salzwasser" vorkommen. Sie vermehren sich besonders bei einem Salzgehalt von 0,5 bis 2,5 Prozent und einer Wassertemperatur ab 18 bis 20 Grad und mehr. In flachen und sich schnell erwärmenden Küstenbereichen sei die Infektionsgefahr höher.
Menschen mit einer offenen Wunde sollten das Betreten von Gewässern vermeiden, da die Bakterien darüber in den Körper eindringen können. Eine Infektion kann außerdem durch den Kontakt mit Meeresfrüchten erfolgen – wenn man sich bei der Verarbeitung von rohem Seefisch verletzt oder rohe als auch nicht durchgegarte Meerestiere verzehrt. Neben den USA und Israel wurden derartige Fälle vereinzelt auch in Deutschland registriert.
Kommt es zu einer Infektion, sollte man rasch handeln. Denn die Inkubationszeit betrage nur etwa 12 bis 72 Stunden "und die Infektion schreitet sehr schnell voran", schreibt der Landkreis Vorpommern-Rügen auf seiner Webseite.
Nach Angaben der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) führen einige Vibrio vulnificus-Infektionen zu einer sogenannten nekrotisierenden Fasziitis, bei der das Fleisch um eine offene Wunde abstirbt. Bei immungeschwächten Personen kann es hingegen einen schweren Krankheitsverlauf auslösen.
Infizierte mit der Art Vibrio vulnificus leiden häufig unter einer schnell auftretenden Blutvergiftung sowie Fieber und Schüttelfrost. Bei einer Infektion mit der Bakterium-Art Vibrio parahämolyticus kommt es eher zu Beschwerden im Magen-Darm-Trakt. Der Landkreis Vorpommern-Rügen warnt allgemein vor den Folgen einer Vibrionen-Infektion: "Ein Fortschreiten der Haut- und Gewebezerstörung kann im schlimmsten Fall sogar zur Amputation von Extremitäten führen." Reagiert man zu spät, kann die Infektion auch tödlich sein. Eine Infektion sollte daher zeitnah mit einem Antibiotika behandelt werden.
Gefährdet sind neben immungeschwächten Menschen vor allem Personen mit chronischen Vorerkrankungen, wie Diabetes mellitus, Leber-, Herz- oder Krebserkrankungen sowie jene ab einem Alter von circa 60 Jahren.
Nicht nur in Florida: Vibrionen in Nord- und Ostsee nachgewiesen
Auch in Deutschland werden Vibrionen in Gewässern nachgewiesen. In Mecklenburg-Vorpommern werden derartige Bakterien-Infektionen seit 2003 statistisch erfasst. Das Landesamt zählte seitdem 84 Infektionen, zehn davon verliefen tödlich. "Die dem RKI bekannten Erkrankungen traten in der Regel vom späten Juni bis September auf. Die betroffenen Patienten waren fast ausnahmslos älter und hatten Vorerkrankungen", heißt es.
Insgesamt hat die Zahl der gemeldeten Infektionen in den vergangenen Jahren eher zugenommen und 2018 mit 17 gemeldeten Fällen den bisherigen Höchstwert erreicht. Sie schwankt jedoch etwas. Im vergangenen Jahr wurden zehn Infektionen gemeldet. Seit dem Frühjahr 2020 besteht in Deutschland eine Meldepflicht für eine Vibrionen-Infektion.
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Anfang Juli meldete das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) in Mecklenburg-Vorpommern erstmals in diesem Jahr nachgewiesene Vibrionen an der Ostseeküste. "Bei den aktuell herrschenden Wassertemperaturen ab etwa 20 Grad Celsius muss jetzt generell in der Ostsee mit einem vermehrten Vorkommen an Vibrionen gerechnet werden", so die Mitteilung. Eine Infektion beim Menschen sei in diesem Jahr aber noch nicht nachgewiesen worden. Der Landkreis Vorpommern-Rügen geht indes davon aus, dass Infektionen in der Zukunft infolge des Klimawandels zunehmen könnten. In Europa sind die Bakterien darüber hinaus im Mittelmeer und Atlantik zu finden. Der Salzgehalt von über drei Prozent stellt für sie aber keine optimalen Bedingungen zur Vermehrung dar.
Quellen: Fox News, RKI, Landkreis Vorpommern-Rügen, LaGuS, mit Material der dpa