Nach der Notwasserung eines Airbus A320 auf dem Hudson River in New York ist das Flugzeug am späten Samstagabend (Ortszeit) aus dem Wasser geborgen worden. Wie der Fernsehsender CNN berichtete, befanden sich Flugschreiber und Stimmenrekorder noch an Bord. Die Geräte sind enorm wichtig für die Aufklärung der Unglücksursache.
Taucher hatten den ganzen Samstag im eiskalten Wasser verbracht, um das Heben der Unglücksmaschine vorzubereiten und Stahlseile an dem Jet zu befestigen. Ein riesiger Kran hievte das Flugzeug dann auf einen Lastkahn. Der Airbus soll nun von Spezialisten näher untersucht werden.
Fernsehbilder zeigten, dass der rechte Motor des Flugzeugs noch intakt, aber die Außenverkleidung des Triebwerks aufgerissen ist. Unklar ist, ob diese Beschädigung von der Notlandung stammt oder von einem möglichen Zusammenstoß mit Vögeln in der Luft. Über Radar hatten Experten den abgerissenen linken Motor auf dem Grund des Flusses geortet.
Bislang wird vermutet, dass am vergangenen Donnerstag nach einem Vogelschlag die Triebwerke der US-Airways-Maschine ausgefallen waren. Der Pilot Chesley "Sully" Sullenberger hatte sich daraufhin zur Notwasserung auf dem Hudson entschlossen. Alle 155 Menschen an Bord überlebten die harte Landung.
"Es roch nach verbrannten Vögeln"
Eine Rückkehr zum Flughafen LaGuardia hätte zu einer Katastrophe in einer dicht besiedelten Wohngegend führen können, sagte Sullenberger am Samstag den Ermittlern. Er habe außerdem rasch bemerkt, dass er "zu niedrig, zu langsam" gewesen sei, um noch die Landebahn in Teterboro in New Jersey zu erreichen, und sich daher für eine Notwasserung entschieden.
Er habe einen möglicherweise katastrophalen Absturz im dicht besiedelten New York verhindern wollen, sagte "Sully" den Ermittlern. Kopilot Jeff Skiles steuerte die Maschine, als er einen Schwarm Vögel in perfekter Formation auf sich zukommen sah. Sullenberger blickte auf und sofort war die Frontscheibe voll mit dunkelbraunen Vögeln. "Er wollte sich ducken", zitierte Kitty Higgins von der Verkehrssicherheitsbehörde NTSB aus dem Gespräch mit Sullenberger. Dann folgten ein dumpfer Schlag, der Geruch verbrannter Vögel und Stille, als beide Triebwerke ausfielen. "Es war so ruhig wie in einer Bibliothek", beschrieben Flugbegleiter nach Angaben der NTSB diesen Moment.
Sullenberger sagte den Ermittlern, er habe sofort nach der Kollision mit den Tieren das Steuer übernommen. Eine Rückkehr zum Flughafen LaGuardia kam nicht in Frage. Um nach Teterboro zu gelangen, hätte er den Airbus über das dicht besiedelte New Jersey steuern müssen. "Das schaffen wir nicht", funkte der Pilot an den Tower. "Wir nehmen den Hudson." Unterdessen bemühte sich sein Kopilot, die Triebwerke wieder zu starten, während er gleichzeitig eine Checkliste für Notlandungen durchging, die allerdings normalerweise für eine Höhe von mehr als 10.000 Metern gilt.
Sullenberger steuerte den Airbus über die George-Washington-Brücke und suchte einen geeigneten Platz für die Notwasserung. Die Piloten sind angewiesen, die Maschine in einem solchen Fall nach Möglichkeit in der Nähe eines Schiffs aufzusetzen, damit schnell Hilfe geleistet werden kann. Sullenberger entschied sich für einen Abschnitt in der Nähe des Fähr-Terminals von Manhattan. So waren die Retter innerhalb von Minuten bei der verunglückten Maschine. Alles ging so schnell, dass die Besatzung nicht mehr dazu kam, einen Mechanismus auszulösen, der alle Ventile und Löcher im Rumpf verschließt, um das Flugzeug länger auf dem Wasser zu halten.
Nach der Notwasserung beschloss die Flugbegleiterin im hinteren Teil der Maschine, die Ausgänge dort nicht zu öffnen, wie sie den NTSB-Ermittlern sagte. Allerdings habe eine Frau dennoch eine der Türen geöffnet, so dass Wasser in das Flugzeug eingedrungen sei. Sullenberger berichtete den Ermittlern in einem Hotel in Manhattan von den Geschehnissen am Donnerstag, äußerte sich aber nicht vor Journalisten.