An den Umzügen nahmen auch Mitglieder des Zivilschutzes, des Roten Kreuzes und andere Helfer teil, wie AFP-Reporter berichteten. Um exakt 03.32 Uhr, der Zeit, als vor einem Jahr in den Abruzzen die Erde bebte, sollten in L'Aquila die Glocken läuten. Danach sollte eine Messe unter freiem Himmel stattfinden.
Vor den Umzügen hatten sich hunderte Einwohner L'Aquilas zu einer außerordentlichen Gemeindeversammlung in einem großen Zelt zusammengefunden. Dabei wurde der Bürgermeister der Stadt, Massimo Cialente, scharf kritisiert. "Die Stadt ist noch immer wie erstarrt und ausgestorben", sagte eine Einwohnerin, die sich jüngst auch an den sonntäglichen Demonstrationen beteiligt hatte. Cialente selbst rief dazu auf, "nach vorn zu blicken" und bat die Regierung um eine "Solidaritätssteuer", um die Folgen des Erdbebens in den Griff zu bekommen.
Bei dem Beben mit der Stärke 6,3 waren am 6. April vergangenen Jahres 308 Menschen ums Leben gekommen, 120.000 Bewohner von L'Aquila und den umliegenden Dörfern verloren ihr Dach über dem Kopf. Das mittelalterliche Zentrum der Stadt liegt weiter unter Trümmern, die meisten Ruinen sind unbewohnbar. Mehr als 52.000 Menschen sind noch immer in Hotels an der Adriaküste oder in Kasernen untergebracht und erhalten staatliche Unterstützung. Am Dienstag wollten die Einwohner mit einer Prozession den Jahrestag begehen.