LUXUSFLIEGER Hummer und Seezunge mit Plastikmesser

Bei zweifacher Überschallgeschwindigkeit werden Hummer, Seezunge und Champagner serviert.

Bei zweifacher Überschallgeschwindigkeit werden Hummer, Seezunge und Champagner serviert. Doch das Plastikbesteck im Luxusambiente dürfte die Reisenden der ersten kommerziellen Concorde-Flüge seit der Katastrophe von Gonesse vor 15 Monaten daran erinnern, dass das Comeback des »schönsten Vogels der Welt« in eine schwere Krise fällt. Zwei Monate nach den Terroranschlägen vom 11. September sind Silbermesser an Bord der zwölf verbliebenen Maschinen von Air France und British Airways tabu.

Die Concorde-Chefpiloten Edgard Chillaud und Mike Bannister lassen es sich nicht nehmen, den schnellsten Passagierjet der Welt von Paris beziehungsweise London nach New York zu fliegen. Neben Air-France-Chef Jean-Cyril Spinetta ist der französische Verkehrsminister Jean-Claude Gayssot an Bord der Concorde Fox-Bravo, die am 7. November um 10.30 Uhr vom Pariser Flughafen Charles-de-Gaulle abhebt. Die Abflugroute wurde geändert und führt nicht mehr über das nahe Gonesse, wo am 25. Juli 2000 eine brennende Concorde auf ein Hotel stürzte.

Die Katastrophe mit 113 Toten, darunter 97 Deutsche, schien das Schicksal des in den 60er Jahren konzipierten Jets zu besiegeln. Doch Industrie und Politik hielten an dem Stolz französisch-britischer Ingenieurskunst fest. Als Konsequenz aus dem

Unfallszenario wurde der elegante Deltaflügler umgerüstet und erhielt Anfang September seine Flugzulassung zurück. Die Concorde war immer mehr als ein Flugzeug, sie ist ein Symbol: Der britische Premierminister Tony Blair fliegt ebenfalls mit einer gecharterten Concorde zu Gesprächen mit US-Präsident George W. Bush nach Washington.

Luxus hat seinen Preis

Eine Atlantiküberquerung in knapp vier Stunden, Ankunft in New York nach Ortszeit früher als der Abflug, bevorzugte Abfertigung, exzellenter Service, kein Jetlag und eine große Chance, im gleichen Flugzeug mit einem Prominenten zu sitzen: Dieser Traum vom etwas anderen Fliegen hat seinen Preis. 8.100 Euro (15.800 Mark) kostet der Hin- und Rückflug regulär bei Air France, bei British Airways sind gar 11.000 Euro (21.500 Mark) fällig.

Einst verhinderte die Ölkrise, dass der pfeilförmige Jet mit der typischen Klappnase ein wirtschaftlicher Erfolg wurde. Heute ist es der Einbruch der Passagierzahlen auf der Nordatlantikroute, die der Concorde bei ihrem Comebackversuch zu schaffen machen dürfte. Die Hälfte der Passagiere waren Amerikaner, berichtet Air France. Dennoch glaubt die Fluglinie an den wirtschaftlichen Erfolg. Denn sie muss lediglich ein Drittel der 92 Plätze verkaufen, damit die Concorde in den schwarzen Zahlen fliegt.

Luxusreisen auch in Krisenzeiten gefragt

British Airways und Air France äußern sich zuversichtlich über die Buchungszahlen für die ersten Flüge. Luxusreisen verkauften sich auch in Krisenzeiten sehr gut, heißt es in Paris.

Das bestätigt auch Anja Tabarelli von der Cunard-Reederei, die früher bis zu 3.000 Tickets jährlich für ihre betuchte Kreuzfahrt-Kundschaft buchte und damit einer der weltweit größten Einzelabnehmer für Concorde-Plätze war. Ihre Klientel sei »weltgewandt und nicht ganz so ängstlich«, sagt die Marketingchefin für den deutschsprachigen Raum. Cunard verhandelt derzeit mit Air France und British Airways über einen Wiedereinstieg im nächsten Frühjahr.

Auch beim Golfreisen-Anbieter Faust in Hamburg ist man grundsätzlich daran interessiert, den Überschalljet wieder zu chartern. Zwar verhielten sich die Leute eher abwartend, sagt Marketingmitarbeiter Jörg Arnecke. »Aber wir planen lange voraus. Irgendwann ist das aus den Köpfen wieder raus.«

Uwe Gepp

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