Das Sturmtief "Ciara", das in Deutschland als "Sabine" wütet, hat auch andere Teile Europas mit voller Wucht heimgesucht. Mindestens vier Menschen starben, in vielen Ländern kam es zu Verkehrschaos und Stromausfällen. Hunderte Flugzeuge mussten am Montag bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern unter anderem in Großbritannien und den Niederlanden am Boden bleiben. Auch in Frankreich und Belgien beeinträchtige der Sturm den Verkehr. Auf einer Autobahn im Südwesten Londons starb nach Angaben der britischen Polizei ein Mann, als sein Auto von einem entwurzelten Baum getroffen wurde. In Polen starben eine Frau und ihre Tochter durch ein herunterstürzendes Dach, das von Windböen von fast hundert Kilometern pro Stunde vom Gebäude gerissen worden war. In Südschweden starb ein Mann, als sein Boot kenterte.
Flüge ausgefallen, Schulen geschlossen
Auf seinem Weg über Deutschland hat Orkan "Sabine" den Verkehr schwer getroffen, aber nur vergleichsweise leichte Schäden angerichtet. In den meisten Fällen bekamen es die Einsatzkräfte mit umgestürzten Bäumen zu tun, wie etwa in Nordrhein-Westfalen, wo Menschen auch von herumfliegenden Gegenständen verletzt wurden. In Frankfurt am Main knickte ein Baukran ab, sein Ausleger krachte in das Dach des Doms. In Bayern waren Zehntausende Menschen über Stunden ohne Strom, nachdem Äste auf Leitungen gestürzt waren.
Auf den Schienen in Deutschland ging zum Start in Arbeitswoche kaum etwas: Der Fernverkehr sollte bis mindestens 10 Uhr stillstehen, die Deutsche Bahn erwartete Störungen noch den ganzen Montag über. Auch der regionale Bahnverkehr stand in vielen Bundesländern flächendeckend still: "Je nach Lage des Orkans wird im Laufe des Vormittags der Verkehr wieder aufgenommen", hieß es in Bayern.
An den Flughäfen fielen Hunderte Starts und Landungen aus, hier war vor allem der Münchner Airport betroffen. Am Morgen kündigte die Fluggesellschaft Eurowings an, den Flugbetrieb ab 10 Uhr schrittweise wiederaufzunehmen.
Vor großen Problemen standen am Morgen Eltern von Schul- und Kindergartenkindern: Etliche Städte ließen den Unterricht an ihren Schulen ausfallen - darunter die Großstädte Köln, Düsseldorf, Dortmund und Bremen, auch Teile von Bayern, Hessen, Niedersachsen und Baden-Württemberg waren betroffen. Etliche Kindertagesstätten blieben ebenfalls ganz geschlossen oder boten nur eine Notbetreuung an. Viele Eltern mussten kurzfristig Alternativen organisieren oder freinehmen.
Zwei Menschen am Klinikum Saarbrücken wurden am späten Sonntagabend durch einen umstürzenden Baum schwer verletzt, einer der beiden schwebte am Montag noch in Lebensgefahr. In Bayern waren am Morgen rund 50.000 Haushalte ohne Strom. Ursache seien meistens Bäume oder Äste, "die Stromleitungen berühren oder beschädigen", teilte die Bayernwerk AG mit.
"Sabine" nimmt es mit "Kyrill" auf
Sturmflutgefahr herrscht ab dem Nachmittag an der Nordseeküste, in Bremen und Hamburg, auch der Hamburger Fischmarkt könnte überflutet werden. Die Nordseeinseln Wangerooge, Langeoog, Baltrum und Helgoland waren am Vormittag weiter nicht per Schiff zu erreichen.
"Sabine" ist laut des Deutschen Wetterdiensts (DWD) ein Winterorkan, wie er etwa alle zwei Jahre vorkommt. So stark wie "Kyrill" (2007) oder "Lothar" (1999) war "Sabine" aber nicht. Allerdings ließ sie es auf dem Feldberg im Schwarzwald mit Böen von mehr als 170 Stundenkilometern stürmen. Um 7 Uhr am Montagmorgen seien dort 177 Stundenkilometer registriert worden, teilte der DWD mit. Auch auf dem Brocken im Harz stürmte es heftig: Dort gab es um 4 Uhr Böen mit 171 Stundenkilometern.