Weihnachtszeit ist Reisezeit – auch in Zeiten von Corona. In ganz Deutschland kommt es daher in den letzten Wochen des Jahres zu Staus und einem hohen Verkehrsaufkommen. Besonders betroffen sind allerdings Autofahrer:innen im Sauerland. Dank einer Vollsperrung der A45 bei Lüdenscheid kommt es hier zu stundenlangen Verzögerungen.
ADAC empfiehlt, Gebiet weiträumig zu umfahren
Lkw und Pkws werden bisher gleichermaßen über das enge Volmetal umgeleitet. Seit dem 2. Dezember herrscht hier tagsüber ein kilometerlanges Stop-and-go. Die Stadt Lüdenscheid hat alle Baustellen auf den Umleitungen U16 und U39 aufgehoben und die Ampelschaltung angepasst, damit der Verkehr besser abfließt.
Dennoch empfiehlt der ADAC, das Gebiet gleich großräumig zu umfahren. In Richtung Süden nutzt man ab dem Westhofener Kreuz am besten die A1 und die A3. In Richtung Norden sollten Autofahrer:innen bereits ab Frankfurt auf die A3 ausweichen. Wenn möglich, kann man die Sperrung noch weiter auf der A7 oder A44 umfahren.
Anwohner wehren sich gegen Umleitung
Normalerweise fahren jeden Tag 64.000 Fahrzeuge über die gesperrte A45-Talbrücke. Die Bauarbeiten führen daher weitreichend zu deutlich volleren Autobahnen ab dem Westhofener Kreuz in Richtung Süden sowie dem Kreuz Olpe-Süd in Richtung Westen und ab Köln-Ost in Richtung Norden.
Die Bewohner:innen Lüdenscheids sind empört über das Verkehrschaos. Kurze Wege werden für sie nun zu stundenlangen Ausflügen. Kinder fühlen sich auf ihrem Schulweg neben den tonnenschweren Sattelzügen oft unsicher. Diese würden wegen der engen Straßenführung teilweise auch auf die Gehwege ausweichen, berichtet eine Anwohnerin gegenüber dem WDR. Zusätzlich machen allen Bewohner:innen Lärm und Abgase zu schaffen.
Notfall-Sanierung dauert noch drei Monate
Bereits seit mehreren Wochen ist die wichtige Verkehrslinie A45 vollständig gesperrt. Der Grund ist eine einsturzgefährdete Talbrücke bei Lüdenscheid. An den Hauptträgern der Brücke wurden gravierende Schäden festgestellt. Ein 3D-Scan führte zu dem Ergebnis, dass einzelne Bleche inzwischen Verformungen von bis zu 17 Millimetern aufweisen. Zugelassen seien lediglich fünf Millimeter.
Die Arbeiten für eine Notverstärkung werden mindestens weitere drei Monate in Anspruch nehmen. Allerdings wird das Stahl-Bauwerk wohl nie wieder die Tragfähigkeit besitzen, die es einmal hatte. Lkws werden auf dem Abschnitt wohl gar nicht mehr fahren können. Wann es für Pkws wieder so weit sein könnte, lässt sich nach heutigem Stand nicht klar prognostizieren. Je nach Witterung können sich die Arbeiten verzögern.
Zudem ist bereits ein Neubau der Brücke geplant. Ein solches Bauprojekt würde laut Autobahn GmbH zwischen sechs und zehn Jahre dauern.
Marode Brücken: NRW-Ministerpräsident Wüst in der Kritik
Die neue Brückensperrung reiht sich in eine lange Reihe von Problemfällen in Nordrhein-Westfalen ein. Mehrere der Rheinbrücken sind seit bis zu zehn Jahren baufällig – passiert ist bisher wenig. Der Grund für die hohe Abnutzung ist das rege Verkehrsaufkommen. Viele Autobahnbrücken wurden in den 60er und 70ern erbaut und sind für das heutige Verkehrsausmaß nicht länger geeignet.
In der Diskussion über die maroden Rheinbrücken steht insbesondere Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst in der Kritik. In seiner bis September ausgeführten Rolle als Verkehrsminister soll er die Großbauprojekte nicht genug vorangetrieben haben. Die Baustelle an der Rahmeder Brücke und ihre Folgen werden daher wohl auch ein wichtiges Thema im Vorfeld der Landtagswahl im Mai werden.