Der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland und Fernsehmoderator Michel Friedman legt nach einem Strafbefehl wegen illegalen Kokainbesitzes alle öffentlichen Ämter nieder. "Ich habe einen Fehler gemacht", sagte Friedman auf einer Pressekonferenz in Frankfurt/Main in einer vorbereiteten Erklärung. Er habe viele Menschen enttäuscht. Der Zentralrat der Juden zollte Friedman Respekt für diesen Schritt und würdigte seine Arbeit.
Der jüdische Funktionär und TV-Journalist hat den Strafbefehl wegen illegalen Kokainbesitzes zu 150 Tagessätzen in Höhe von insgesamt 17.400 Euro akzeptiert. Damit ist Friedman vorbestraft, da es sich um mehr als 90 Tagessätze handelt. Friedman sei von der Staatsanwaltschaft der Eigengebrauch von Kokain in zehn Fällen zum Vorwurf gemacht worden, sagte sein Anwalt Eckart Hild. Mit dem akzeptierten Strafbefehl sei das Verfahren rechtskräftig abgeschlossen.
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"Menschen machen Fehler. Menschen irren sich. Auch ich habe Fehler gemacht, auch ich habe mich geirrt. Das soll nicht mein Verhalten relativieren oder gar verharmlosen. Ich sage es nur, weil ich erklären möchte, dass auch ich nur ein Mensch bin. (...) Aber ich bitte Sie, nicht zu vergessen, dass das nicht mein ganzes Leben war, dass das nicht der ganze Michel Friedman ist. Und eine zweite Bitte habe ich: Ich entschuldige mich noch einmal bei allen, aber ich bitte Sie um eine zweite Chance." (Michel Friedman auf seiner Pressekonferenz)
Entschuldigung bei Bärbel Schäfer
Friedman entschuldigte sich insbesondere bei seiner Lebensgefährtin, der Talkmasterin Bärbel Schäfer, "die ich von tiefem Herzen liebe". Er wolle eine Auszeit nehmen, um über seine Zukunft nachzudenken. Er glaube nicht, dass der Strafbefehl Auswirkungen auf Friedmans Anwaltstätigkeit habe, sagte sein Anwalt weiter. Der Eigenverbrauch von Betäubungsmitteln habe nichts mit der beruflichen Arbeit zu tun.
Drogen sind keine Hilfe
Über seine weitere Tätigkeit als TV-Moderator äußerte sich Friedman, der keine Fragen von Journalisten beantworten wollte, nicht direkt. Er entschuldigte sich aber beim Hessischen Rundfunk und der ARD. "Drogen in einer Lebenskrise sind keine Hilfe", sagte Friedman. Am Ende seiner Erklärung bat er um eine zweite Chance. Friedman hatte seine Moderatorentätigkeit nach Beginn der Ermittlungen auf eigenen Wunsch ausgesetzt.
HR hat noch nicht über Friedmans Sendungen entschieden
Der Hessische Rundfunk hat nach eigenen Angaben noch nicht über die Fortsetzung der beiden von Friedman moderierten Fernsehsendungen entschieden. "Wir wollen mit Friedman darüber noch ein Gespräch führen", sagte eine Sprecherin des Senders in Frankfurt/Main. Ein Termin stehe noch nicht fest. Friedman moderiert beim Hessischen Rundfunk die Talksendung "Vorsicht Friedman!" und in der ARD "Friedman".
"Verantwortungsvolles Handeln"
Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, wertete den Rücktritt seines Stellvertreters Friedman von allen öffentlichen Ämtern als "verantwortungsvolles Handeln". "Es spricht für Friedman, dass er sich seiner Verantwortung gestellt hat gegenüber der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland", sagte Spiegel der dpa in Düsseldorf. Dem Judentum in Deutschland und auch in Europa habe Friedman "jahrzehntelang mit großem Sachverstand und Engagement gedient".
Die Staatsanwaltschaft hatte vor vier Wochen die Ermittlungen gegen Friedman begonnen. Nach Presseberichten war sie im Zuge der Ermittlungen gegen einen osteuropäischen Prostituierten-Ring auf den 47-Jährigen gestoßen. Der TV-Moderator soll in Anwesenheit von Prostituierten in einem Berliner Hotel Kokain zu sich genommen haben.
Friedmans Anwalt lobte ausdrücklich die Arbeit der Berliner Staatsanwaltschaft, kritisierte aber die Informationspolitik des Sprechers der Berliner Justiz. Dies sei zu Beginn der Ermittlungen einer "öffentlichen Hinrichtung" gleichgekommen.