US-Bundesstaat Mississippi Notstand ausgerufen, Nationalgarde angerückt: Die Stadt Jackson hat seit einer Woche kein Trinkwasser

Mitglieder der Progressive Morningstar Baptist Church transportieren Kisten mit Wasser
Mitglieder der Progressive Morningstar Baptist Church transportieren Kisten mit Wasser nach einem Gottesdienst am Sonntagmorgen in Jackson, Mississippi.
© Seth Herald / AFP
Vor einer Woche war die ohnehin marode Wasseraufbereitungsanlage in Jackson, Mississippi kollabiert. Trinken können die Einwohner seitdem nur aus der Flasche. Die Nationalgarde ist zur Hilfe gekommen, die Reparaturen laufen. Eine Lösung ist jedoch kaum in Sicht.

Etwa eine Woche nach dem Zusammenbruch der Wasserversorgung in der Hauptstadt des US-Bundesstaates Mississippi haben viele Menschen in Jackson noch immer keinen Zugang zu Trinkwasser. Zwar gab die Stadtverwaltung laut dem Sender CNN bekannt, "erhebliche" Fortschritte bei der Wiederinstandsetzung der Wasseraufbereitungsanlage gemacht zu haben. Eine endgültige Lösung der Knappheit ist jedoch weiterhin nicht in Sicht.

"Im Moment liegt der Fokus darauf, Trinkwasser in Flaschen zu verteilen", sagte die Chefin der US-Katastrophenschutzbehörde Fema, Deanne Criswell, CNN am Sonntag. "Wir stellen auch vorübergehende Maßnahmen zur Verfügung, um den Wasserdruck zu erhöhen, damit die Menschen zumindest ihre Toiletten spülen und die Wasserhähne benutzen können. Berichten zufolge zeigen diese Maßnahmen jedoch für Tausende Einwohner kaum Wirkung. Es gebe nicht einmal ausreichend Wasser, um Brände zu bekämpfen. Laut der US-Nachrichtenwebseite "Axios" stehen die Einwohner weiterhin in langen Schlangen an, um an Trinkwasser zu kommen. Wie "Axios" berichtet, trifft die Knappheit nicht nur Privathaushalte hart. Zahlreiche Unternehmen hätten den Betrieb einstellen oder teure Mobiltoiletten anschaffen müssen. Auch der Schulunterricht findet ausschließlich von zu Hause aus statt.         

US-Nationalgarde zur Unterstützung angerückt

Nach heftigem Regen und Überschwemmungen war die ohnehin marode Aufbereitungsanlage der größten Stadt in Mississippi mit etwa 150.000 Einwohnern kollabiert. "Es gibt viele Infrastrukturschäden, die schon seit vielen Jahren bestehen", sagte Criswell. Neben der akuten Hilfe evaluierten die Bundesbehörden auch, was nötig sei, um die Anlage wieder voll betriebsfähig zu machen. Mehrere Wassertanks seien inzwischen voll, die meisten Haushalte "haben jetzt einen normalen Druck", so die Stadtverwaltung. Im Zuge der Reparaturen könne es jedoch zu weiteren Schwankungen kommen. Bürgermeister Chokwe Antar Lumumba sagt, die Reparatur des Wassersystems würde mehr als eine Milliarde Dollar kosten. Jacksons geschrumpftes Steueraufkommen könne das unmöglich bezahlen.  

Bereits seit Ende Juli gilt die dringende Empfehlung, Wasser abzukochen. Laut einer Mitteilung der Stadtverwaltung hoffe man, Mitte der Woche mit der Entnahme von Wasserproben beginnen zu können. Sollten zwei Durchgänge keine Bedenken aufweisen, werde die Warnung aufgehoben. Doch selbst, wenn dies der Fall sei, so Bürgermeister Chokwe Antar Lumumba, sei die Versorgung weiterhin fragil. Lumumba sagte gegenüber dem Sender ABC, er erwarte einen langen Weg, um eine "sichere, trinkbare, zuverlässige, nachhaltige und gerechte" Wasseraufbereitungsanlage zu garantieren.

Der Gouverneur des Bundesstaates, Tate Reeves, hatte die Menschen am vergangenen Montag aufgerufen, das Wasser, das noch durch die Leitungen komme, nicht mehr zu trinken. Um zusätzliches Personal und Ressourcen zu mobilisieren, hatte er den Notstand ausgerufen und die Nationalgarde zur Unterstützung aktiviert. Wann die Trinkwasserversorgung in Jackson wiederhergestellt sein wird, ist unklar. "Ich denke, es ist noch zu früh, um das zu sagen. (...) Es wird schrittweise geschehen", sagte Criswell.

Jacksons Wasserversorgung offenbar seit Jahrzehnten marode

Laut einem Bericht des Rundfunksenders "National Public Radio" (NPR) kämpft Jackson allerdings nicht erst seit den Überschwemmungen mit einer prekären Trinkwasserversorgung. "Das Wasser in Jackson ist schon seit einiger Zeit verseucht", sagte ein Anwohner gegenüber dem Sender. Wie viele andere Bürger stehe er täglich im Stau, um Trinkwasser in einer großen Filteranlage reinigen zu lassen.

"Seit ich hier in der Stadt Jackson bin, habe ich nie Leitungswasser getrunken", sagt eine andere Bürgerin, die vor 30 Jahren hierher zog. Schon vor dieser Krise habe sie ihr Wasser immer abgekocht. Sie benutze das Leitungswasser zwar zum Duschen – es sei aber in der Regel bräunlich. Darin zu baden, komme für sie nicht in Frage.

Viele Einwohner würden die Regierung des Bundesstaates beschuldigen, sie zu vernachlässigen. 82 Prozent der Einwohner Jacksons sind schwarz.

yks

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