Die Sicherheitspanne am Terminal 2 des Münchner Flughafens wirft weiterhin Fragen auf. Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) erklärte den Sprengstoffalarm, der den Franz-Josef-Strauß-Airport am Mittwoch für drei Stunden lahmlegte, deshalb zur Chefsache. "Ich habe veranlasst, dass sämtliche Umstände dieses Vorgangs im Einzelnen untersucht werden mit allen Beteiligten", sagte de Maizière am Donnerstag im Deutschlandfunk. Er nehme den Vorgang "sehr ernst", betonte de Maizière. Eine Bewertung wolle er allerdings noch nicht abgeben. Falls sich bei der Überprüfung des Zwischenfalls Fehler struktureller Art ergeben sollten, müssten Konsequenzen für alle Flughäfen in Deutschland gezogen werden - "sonst nicht".
Die Gewerkschaft der Polizei hatte zuvor bereits gefordert, die Sicherheitsvorkehrungen auf den Flughäfen vollständig auf den Prüfstand zu stellen. Eine Sicherheitslücke wie sich am Mittwoch gezeigt habe könne sich ein Airport nicht leisten, sagte der für die Bundespolizei zuständige Gewerkschaftsvorsitzende Josef Scheuring der "Süddeutschen Zeitung". "Wenn man jemanden kontrolliert, muss man ihn auch festhalten können."
Die Bundespolizei suchte in der Nacht weiter nach dem Fluggast, dessen Laptop bei der Gepäckkontrolle Alarm ausgelöst hatte, und wertete Videobilder des etwa 50 Jahre alten Mannes aus. Bislang ohne Erfolg: "Der Unbekannte ist trotz andauernder Fahndung bisher nicht gefunden worden", teilte die Polizei am Donnerstagmorgen mit.
Fahnung läuft weiter
Die Ermittler fahnden weiter nach einem Mann mittleren Alters. "Wir suchen den Mann zwar, aber ich möchte betonen, dass das nicht strafrechtlich relevant ist", erklärte ein Polizei-Sprecher. Eine erste Spur nach Spanien musste die Polizei inzwischen aufgeben. In Madrid überprüfte die Grenzpolizei eine aus München ankommende Maschine ohne Ergebnis.
Zu dem Zwischenfall auf dem Münchner Flughafen war es am Mittwochnachmittag gegen 15.30 Uhr gekommen. Während der Routine-Kontrolle eines Notebooks vor dem Sicherheitsbereich zeigte ein Prüfgerät möglicherweise vorhandenen Sprengstoff an. Als eine Mitarbeiterin das Gerät genauer untersuchen wollte, griff der Reisende nach dem Notebook und verschwand in der Menge. Die Polizei sperrte den Terminal 2 mehr als drei Stunden lang und überprüfte dort alle Passagiere.
Es gab keine genauen Informationen, ob der Mann in eine Maschine oder nach draußen entkommen war. Da Fluggäste beim Passieren der Sicherheitsschleuse aber bereits eine Bordkarte haben müssen, wurde nicht ausgeschlossen, dass der Mann sein Flugzeug unbehelligt besteigen konnte.
Zu wenig Personal? Schlecht ausgebildet?
Der Sprecher der Bundespolizei am Münchner Flughafen sagte, vermutlich habe es sich bei dem Passagier mit dem Laptop um einen Geschäfsmann gehandelt, der wohl auf den letzten Drücker sein Flugzeug erreichen wollte. Er habe nach dem Anschlagen der Sicherheitskontrolle wahrscheinlich nicht mitbekommen, dass er zum Bleiben und einer näheren Kontrolle aufgefordert wurde. Gegen Mittwochabend gab die Bundespolizei dann Entwarnung. Es gab erhebliche Störungen im Flugverkehr. Mehr als hundert Flüge verspäteten sich oder wurden annulliert.
Polizeigewerkschafter Scheuring sagte, das Münchner Geschehen sei zwar aus der Distanz nur schwer zu beurteilen. Es sei aber naheliegend, dass entweder zu wenig Personal am Kontrollschalter zur Verfügung stand oder aber die Ausbildung der Leute mangelhaft gewesen sei.
Die Ursache für den möglichen Fehlalarm blieb unklar. Die Kontrollgeräte sind nach Angaben der Sicherheitsgesellschaft München so eingestellt, dass sie Sprengstoff-Verdacht schon auf niedrigstem Niveau melden. Daher kämen auch Fehlalarme immer wieder vor. Einen konkreten Verdacht auf Sprengstoff in einem Gegenstand habe es nicht gegeben.