Mord und Totschlag. Überall. Jeden Tag. 2236 Tötungsdelikte registrierte die Polizei-liche Kriminalstatistik allein für das Jahr 2022. Betrachtet man die Gewaltdelikte insgesamt, kommen fast 200 000 Taten gegen Gesundheit und Leben zusammen – 540 am Tag. Kein Wunder, dass manche von uns sich nicht mehr sicher fühlen. Etwa ein Drittel der Deutschen traut im Dunkeln nicht einmal der eigenen Wohngegend, das ergab 2020 eine Erhebung im Auftrag des Bundeskriminalamts. Öffentliche Verkehrsmittel gelten in der Nacht sogar bei mehr als der Hälfte der Bevölkerung als gefährliche Umgebung. Die Sorgen sind nicht völlig unbegründet, stieg die Zahl der Gewalttaten 2022 doch erstmals wieder deutlich an, auf den höchsten Stand seit zwölf Jahren. Und, zugegeben, auch dieses Magazin wie andere True-Crime-Formate können das Gefühl verstärken, an jeder Ecke lauere Gefahr.
Stimmt es also, was schon im 17. Jahrhundert Philosophen wie der Engländer Thomas Hobbes vermuteten: dass der Menschen des Menschen „Wolf“ ist? Homo homini lupus? Steckt es in unserer Natur, einander zerfleischen zu müssen? Auch später, in der Psychologie und der Anthropologie, gab es diesen Verdacht: Was wir im Alltag und bei Licht für zivilisiertes Verhalten, für Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft halten, sei nur wie ein hübsches Furnier über faulem, verrottetem Holz. Seit es Menschen gibt, fragen sie sich, ob sie ihrem Wesen nach „gut“ sind oder nicht doch „böse“. Aber vielleicht ist das ja die falsche Frage. Könnten wir nicht schon ganz zufrieden sein, wenn uns die anderen, Fremde sogar, nicht einfach egal sind?