Beim Massaker an der Rob Elementary School in Uvalde dauerte es mehr als eine Stunde, bis die Einsatzkräfte den Angreifer ausschalteten. Der Polizist Ruben Ruiz wollte schon viel früher in die miteinander verbundenen Klassenräume vordringen, in denen der 18-jährige Täter sich verschanzt hatte, doch man ließ ihn nicht.
Ruiz habe seine Ehefrau Eva Mireles, eine der beiden getöteten Lehrerinnen, retten wollen, nachdem er einen Anruf von ihr erhalten hatte, erklärte der Direktor der Behörde für öffentliche Sicherheit in Texas, Steven McCraw, bei einer Anhörung im texanischen Senat. Die Einsatzkräfte hätten ihn jedoch aufgehalten und entwaffnet.
Lehrerin sagte, sie liege im Sterben
"Wir haben einen Polizisten, Officer Ruiz, dessen Frau ihn anrief und sagte, sie sei angeschossen worden und liege im Sterben", zitiert der US-Sender NBC den obersten Gesetzeshüter des Bundesstaates. "Er hat daraufhin versucht, in den Flur vorzurücken. Er wurde festgehalten und sie nahmen ihm seine Waffe weg und eskortierten ihn vom Tatort."
Mireles war eine der beiden Pädagoginnen, die bei dem Massaker an der Grundschule am 24. Mai getötet wurden. Der Angreifer erschoss außerdem ihre Kollegin Irma Garcia und 19 Schülerinnen und Schüler überwiegend aus der vierten Klasse. Ruben Ruiz ist eines von fünf Mitgliedern der Schulpolizei von Uvalde.
Die Tochter des Paares veröffentlichte nach dem Tod ihrer Mutter eine herzzerreißende Würdigung: "Mama, du bist eine Heldin. Ich sage mir immer wieder, dass dies nicht real ist. Ich möchte nur deine Stimme hören", schrieb sie auf Facebook: "Ich möchte alles zurück. Ich möchte, dass du zu mir zurückkommst, Mom. Ich vermisse dich mehr, als Worte ausdrücken können."
Auch Mireles' Cousine, Amber Ybarra, nannte die Lehrerin gegenüber NBC eine "Heldin", die "ihre Arbeit an der Schule liebte und bei allem, was sie tat, mit ganzem Herzen dabei war".
Justizministerium untersucht Vorgehen in Uvalde
Ob Mireles und einige der Kinder hätten gerettet werden können, wenn die Einsatzkräfte eher gegen den Angreifer vorgegangen wären, wird womöglich niemals mit Sicherheit zu klären sein. Es gibt aber Anzeichen dafür. So starben drei Kinder nach Angaben der "New York Times" erst im Krankenhaus. Und eine der Lehrerinnen erlag demnach im Rettungswagen ihren Verletzungen. Welche der beiden getöteten Pädagoginnen das war, berichtet die Zeitung nicht.
Uvalde, Texas – ein Ort voller Trauer, Schmerz und Wut
Das Vorgehen der örtlichen, staatlichen und bundesstaatlichen Behörden beim Massaker in Uvalde wird derzeit vom US-Justizministerium und dem texanischen Ministerium für öffentliche Sicherheit untersucht. Es ist außerdem Gegenstand eines Untersuchungsausschusses im Kongress in Austin.
