Nach heftigen Protesten und der Androhung von umfangreichen Streiks hatte die israelische Regierung Ende März ihre umstrittene Justizreform vorerst verschoben. Allerdings sind damit die meisten Menschen im Lande bei weitem noch nicht zufrieden.
Video Erneut Proteste in Israel gegen umstrittene Justizreform

STORY: Ein weiß-blaues Fahnenmeer auf den Straßen von Tel Aviv. Denn in Israel halten die Proteste auch nach der Aussetzung der umstrittenen Justizreform weiter an. Zehntausende Menschen gingen am Samstag erneut landesweit auf die Straßen, um für die komplette Einstellung des Reformvorhabens zu protestieren. Die Demonstrationen gehen damit bereits in die 20. Woche. Nach heftigen Protesten und der Androhung von umfangreichen Streiks hatte die israelische Regierung Ende März ihre umstrittene Justizreform vorerst verschoben. Allerdings sind damit die meisten Menschen im Land bei weitem noch nicht zufrieden: "Ich bin gekommen, um zu protestieren. Erstens wegen der Art und Weise, wie wir in diese Situation geraten sind. Und zweitens, weil ich, meine Kinder und Kindeskinder allmählich die Hoffnung verlieren, hier in einem demokratischen Staat ein normales Leben führen zu können, so wie es eigentlich auch jeder Mensch verdient." "Ich bin hierher gekommen, um zu demonstrieren. Denn es macht mir Angst, dass wir noch immer nur ein paar Stunden davon entfernt sind, uns von einer Demokratie in eine Diktatur zu verwandeln. Ich bin hier wegen der geplanten Reform des Justizsystems und der Gesetze, die immer noch auf dem Tisch liegen. Es ist einfach beängstigend." Die Reform soll der Regierung die Kontrolle über die Ernennung von Richtern am Obersten Gerichtshof geben. Zudem hätte sie die Möglichkeit, Gerichtsurteile auf der Grundlage einer einfachen parlamentarischen Mehrheit außer Kraft zu setzen. Kritiker sehen die Unabhängigkeit der Justiz und damit die Demokratie in Israel in Gefahr. Die Regierung hat erklärt, die Reform sei notwendig, um Richter zu zügeln und ein angemessenes Gleichgewicht zwischen der gewählten Regierung und der Justiz herzustellen.