Die jüngste Protestwelle wurde durch den Tod einer schwangeren Frau im Mai ausgelöst. Ihre Angehörigen sind davon überzeugt, dass die 33-Jährige noch leben könnte, hätte man ihr einen Abbruch ermöglicht.
Video Neue Massendemonstrationen gegen Abtreibungsgesetz in Polen

STORY: In Polen sind am Mittwochabend erneut zahlreiche Menschen auf die Straße gegangen, um gegen die strengen Abtreibungsgesetze im Land zu protestieren. "Hört auf, uns umzubringen", forderten Demonstrierende in der Hauptstadt Warschau. Die Verschärfung des Abtreibungsverbots hatte 2020 Massenproteste in Polen ausgelöst. Seitdem sind laut Darstellung von Aktivistinnen und Aktivisten bereits mehrere Frauen ums Leben gekommen. Die jüngste Empörungswelle wurde durch den Tod einer schwangeren Frau im Mai ausgelöst. Die 33-Jährige Dorota hatte nach einem Blasensprung in der 20. Schwangerschaftswoche einen septischen Schock erlitten. Nach Angaben ihres Ehemanns hatte sie niemand über die Möglichkeit einer Fehlgeburt aufgeklärt, obwohl das Kind nur eine sehr geringe Überlebenschance hatte. Laut Gesetz sind Abtreibungen auch bei einer Fehlbildung des Fötus verboten. "Ich bin hier, weil ich nicht damit einverstanden bin, dass Frauen sterben, dass sie keine Wahl haben und dass Ärzte eine Gewissensklausel haben. Wenn sie Gewissensklauseln wollen, sollen sie ihren Beruf wechseln. Die Frauen sterben wegen ihnen und auch wegen des Gesetzes, das in Polen eingeführt wurde." Der Vorsitzende der Regierungspartei PiS, Jaroslaw Kaczynski, sprach von einem "erfundenen Problem". Frauen könnten abtreiben, wenn ihr Leben oder ihre Gesundheit bedroht seien, so der nationalkonservative Politiker. Laut seinen Kritikern, sind Ärzte allerdings selbst bei solch schwerwiegenden Fällen zurückhaltender geworden.