Sechs Menschen getötet Polizei: Amokläufer von Sydney griff offenbar gezielt Frauen an

Menschen legen Blumen und Kerzen am Einkaufszentrum in Sydney nieder, wo sechs Menschen getötet wurden
Schock und Trauer in Sydney nach dem Messerangriff. Menschen legen Blumen und Kerzen am Einkaufszentrum nieder, wo sechs Menschen getötet wurden.
© Dean Lewins / AAP / Imago Images
Nach dem Messerangriff in Sydney mit sechs Toten vermutet die Polizei aufgrund von Videos der Tat, dass der Amokläufer gezielt Jagd auf Frauen machte. Die Eltern des Täters sagten, ihr Sohn sei "sehr krank" gewesen.

Der Messerangreifer von Sydney hat bei seinem Amoklauf in einem Einkaufszentrum offenbar gezielt Frauen angegriffen. Dies gehe aus Videoaufnahmen vom Tatort hervor, teilte die Polizei am Montag mit. Darauf sei zu sehen, dass der Angreifer sich am Samstag offenbar "auf Frauen konzentriert und Männer gemieden" habe. Der Mann tötete in einem Einkaufszentrum in Sydney fünf Frauen und einen Mann, bevor er von der Polizistin Amy Scott gestoppt und erschossen wurde. Die Beamtin wird in Australien nun als Heldin gefeiert.

Nicht nur unter den Todesopfern, auch bei den Verletzten sei die Mehrzahl Frauen, sagte die Polizeipräsidentin des Bundesstaats New South Wales, Karen Webb, dem Fernsehsender ABC. "Es ist klar für mich und für die Ermittler, dass dies ein wichtiger Punkt ist: Der Angreifer hat sich auf Frauen konzentriert und Männer gemieden."

Sechs Tote nach Amoklauf in Sydney – Baby schwer verletzt

Überwachungsvideos zeigten laut Webb, wie der Angreifer mit einem langen Messer durch das Einkaufszentrum lief und dabei überwiegend weibliche Opfer verfolgte. Die Videos sprächen "für sich selbst", sagte die Polizeipräsidentin. Es sei aber noch unklar, warum dies so gewesen ist. Deshalb sei es nun wichtig, mit den Angehörigen des Täters zu sprechen. Bei ihm handelt es sich um einen 40-jährigen Mann, der den Behörden bekannt war und an einer psychischen Erkrankung litt. Einen terroristischen Hintergrund schlossen die Ermittler aus.

Der Mann hatte am Samstagnachmittag in dem gut besuchten Einkaufszentrum Westfield Bondi Junction im Osten der australischen Metropole sechs Menschen getötet. Unter ihnen war laut Angaben vom Montag auch eine chinesische Studentin. Die junge Frau ist das letzte der Opfer, das nach dem Angriff vom Samstag identifiziert werden konnte. Bei dem männlichen Todesopfer handelte es sich um einen pakistanischen Wachmann.

Zwölf Menschen wurden zudem ins Krankenhaus eingeliefert, darunter auch ein Baby. Die Mutter hatte offenbar versucht, ihr neun Monate altes Kind vor dem Angreifer zu schützen. Die 38-Jährige übergab das Baby Medienberichten zufolge blutüberströmt einem Passanten, bevor sie selbst ins Krankenhaus gebracht wurde, wo sie starb. Das Baby musste notoperiert werden und befand sich laut Polizei am Montag in einem "ernsten, aber stabilen Zustand".

Eltern des Amokläufers: Sohn war psychisch erkrankt

Gestoppt wurde der Angreifer nach seiner rund eine halbe Stunde dauernden Gewalttat von der Polizistin Amy Scott, die sich ihm allein in den Weg stellte und ihn erschoss. Sie wurde von ihren Kollegen und der Politik als Heldin gefeiert, die weiteres Blutvergießen verhindert habe. Scott verbringe im Moment Zeit mit ihrer Familie und versuche, die "sehr traumatischen Erlebnisse" zu verarbeiten, sagte Polizeipräsidentin Webb.

Die Eltern des Attentäters verurteilten dessen Tat und sprachen den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus. "Wir versuchen immer noch zu verstehen, was passiert ist", erklärten sie vor Journalisten. Ihr Sohn sei "sehr krank" gewesen. Sein Vater sagte dem TV-Sender 7News, er habe sein Leben der Hilfe für seinen Sohn gewidmet, nachdem bei ihm mit 17 Jahren eine psychische Krankheit diagnostiziert worden war, habe aber "keine Ahnung", was der Auslöser für das Massaker gewesen sei.

Rat und Hilfe

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter (0800) 1110111 und (0800) 1110222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail oder Chat ist möglich.  Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

Der Vater äußerte eine Vermutung, warum sein Sohn offensichtlich vor allem Frauen angriff: "Er wollte eine Freundin, aber er hatte keine sozialen Fähigkeiten und war frustriert." Zugleich versicherten sie der Polizistin Scott ihr Verständnis: "Sie hat nur ihre Arbeit gemacht, um andere zu schützen. Wir hoffen, dass es ihr gut geht."

Landesweit wurde derweil der Opfer gedacht, die Flaggen wehten auf halbmast. Vor dem Einkaufszentrum lag ein Meer aus Blumen, an die Oper von Sydney wurde ein schwarzes Trauerband projiziert.

AFP
rw

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